„Das war ich ihm schuldig“
17 Stolpersteine, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern, hat der Künstler Gunter Demnig am Donnerstag (11. Dezember) in Castrop-Rauxel verlegt. Die meisten Menschen, denen gedacht wird, waren Juden. Die meisten kamen in Konzentrationslagern ums Leben.
Die Ausnahme bildet Karl Kovarik. Seit 1936 arbeitete er auf der Zeche Victor-Ickern. Seine kritische Haltung zum NS-Regime wurde ihm zum Verhängnis.
Karl Kovarik hörte britische Rundfunksender und hielt seine Arbeitskollegen an, dies ebenfalls zu tun. Er prophezeite nach der Landung der Alliierten in Sizilien das Ende des Nationalsozialismus.
Am 2. Oktober 1943 wurde Karl Kovarik verhaftet. Er kam in ein Arbeitslager in Hattingen. „Wir waren in Pommern evakuiert, im Kreis Döritz“, erinnert sich Siegfried Kovarik. Der Sohn des Verhafteten war damals zehn Jahre alt. Mit seiner Mutter besuchte er den Vater in Hattingen.
Im Frühjahr 1944 kam Karl Kovarik nach Berlin und wurde vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 17. Juli 1944 vollstreckt. Der Familie teilte man lediglich mit, dass Karl Kovarik „verstorben“ sei.
Obwohl die Nazis in Pommern wussten, dass Siegfried Kovarik Vater hingerichtet worden war und auch, warum, erlitt der damals Zehnjährige keine Benachteiligung. „In Pommern“, erinnert er sich, „hatten wir keinen Schaden.“
Heute lebt er im Westerwald. Die Verlegung des Stolpersteins in Ickern bedeutet Siegfried Kovarik viel: „Das bin ich ihm schuldig geblieben.“
Karl Kovarik war der einzige Castrop-Rauxeler, der vor dem Volksgerichtshof in Berlin angeklagt und zum Tode verurteilt worden war. Der Stolperstein, der vor dem Haus an der Levringhauser Straße 113 verlegt wurde – Karl Kovariks letzter Adresse vor seiner Verhaftung – ist der erste in Castrop-Rauxel, der einem nicht-jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gewidmet ist.
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Autor:Sascha Ruczinski aus Schwelm |
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