Bochum Total – Die Stadt gehört wieder mir
Mein zweiter Tag bei Bochum Total beginnt mit lässigen Akkorden auf der Gitarre, begleitet von einem Cello und einer Violine. Ich setze mich vor die 1Live-Bühne und lausche der gefühlvollen Musik der Jungs um Jan Röttger. Es sind die 1Live Gewinner des New-Music-Awards dieses Jahres, die sich dem Publikum da präsentieren. Genau das Richtige, um auf dem Festivalgelände anzukommen. Mit der Zu-ga-be „The Drugs don’t work“ vollenden sie schließlich ihren Auftritt, verbeugen sich, hinterlassen einen Eindruck von einfach guter Musik. Sehr sympathische Klänge!
Hiernach zieht es mich zum Bochumer Kabarettisten Juckel Henke, der uns Zuhörern einige Schmankerl aus seinen Romanen auftischt. Bereits beim provokanten Einstieg mit „Frauen, die nach Schinken stinken“ hat er die volle Aufmerksamkeit und gibt sie auch erst wieder ab, bis alle Anwesenden ein Schmunzeln auf dem Gesicht tragen. Spritzig und frech wie nie!
Mit einer Falafel in der Hand komme ich zufällig, doch glücklicherweise an der WAZ-Bühne vorbei, wo The Dead Lovers spielen. Kraftvoller, zweistimmiger Gesang von Lula und Wayne Jackson verwöhnen meine Ohren. Es scheint, als würden sie sich stimmlich gegenseitig anheizen. Mich beeindruckt die Tatsache, dass eine Hälfte der Band aus Bayern und die andere aus Manchester kommt und sie sich für die Musik trotzdem gefunden haben. Ich würde sagen: gut, dass sie sich gefunden haben! Ihren Sound verfolge ich jedenfalls weiter.
Mein Highlight an diesem Abend ist die Band My Baby wants to eat your Pussy. Als Festivalreporterin darf ich in den hinteren Bereich der Bühne. Die Bandmitglieder wuseln dort umher, ich abseits beobachtend, aber doch irgendwie mittendrin. Ihre besonderen Kostüme haben etwas Märchenhaftes an sich, erinnern mich an die Geschichte von Alice im Wunderland. Es ist ein besonderes Gefühl, der Band so nah zu sein, die ich bisher nur aus weiter Ferne betrachten durfte. Wenn nicht sogar „das größte Gefühl der Balaxie“, wie es der Frontmann nicht treffender hätte beschreiben können. Sie präsentieren gleich zwei neue Lieder, finden sie wohl beim Bochumer Publikum gut aufgehoben. Die Menge klatscht und singt mit. Jeder einzelne der Band gibt alles was er kann, nicht zuletzt der begeisterten Menge ein kleines Andenken an die tolle Show. Der Frontmann wirft seine schwarzen Handschuhe ins Publikum, der Schlagzeuger seine Sticks, die Frontsängerin ihr schönstes Lächeln. Sie verbeugen sich gemeinsam mit dem Rücken zum Publikum. Ihre Show lebt von Ritualen, ihre Musik von Ektasen, ihre Inspiration von Vielfalt und Grazie. Es war wieder mal ein atemberaubendes Konzert, ich bin jetzt noch völlig aus der Puste…
Autor:Sarah Rütershoff aus Castrop-Rauxel |
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