Bochum Total – Die Mischung macht’s

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Check. Check. Eins zwei. Hey hey. Der Soundcheck ist im Gange, vor der Bühne sammeln sich kleine Menschentrauben. Das Wetter ist gut, die Atmosphäre entspannt. Ich schlendere an gerade zubereiteten Erdbeer-Cocktails vorbei, die darauf warten, wieder ausgeschlürft zu werden. Es ist 16.00 Uhr. Immer wieder zu Stoßzeiten der Bahn finden sich neue Besucher auf dem Gelände ein. Für vier Tage verwandelt sich die Bochumer Innenstadt in eines der größten Musikfestivals in NRW. Für die mehr als 60 eingeladenen Bands wie auch für mich und weitere tausend Besucher heißt es: Hier spielt die Musik!

Voller Vorfreude höre ich mir zuerst gefühlvolle Pop-Songs von MADI aus den Niederlanden an. Die Band spielt teils ruhige, aber auch flotte Songs und ist den Zuhörern schnell sehr nah. Sängerin Madi Hermens überlässt sich ihrer sanften, aber kraftvollen Stimme, die uns durch ihr gesamtes Repertoire an die Hand nimmt. Prachtige muziek!

Wie zu jedem Bochum Total ist mein Terminkalender auch diesmal wieder prall gefüllt mit den tollsten Acts. Mich führt es zu den sympathischen Jungs von Bakkushan. Vor der Bühne geht bereits die Post ab, die Band bringt das Publikum zum Beben. Ihr Auftritt ist ein einziges Vergnügen, ihre dynamische und so ehrliche Musik ein einzigartiges Erlebnis.

Anschließend lande ich bei Stefany June. Das Programm verspricht mir eingängige Beats mit elektronischen Frickeleien. Die quirlige Frontsängerin schwingt ihr Haar im Rhythmus, ihre Füße zur Musik. Mit ihrem skandinavisch angehauchten Repertoire überzeugt die Band das Publikum sofort und lassen Köpfe und Beine der Zuhörer mitwippen. Auch mir macht es unglaublich viel Spaß ihr zuzusehen, ihre fröhliche Art und auch die der Band wirkt authentisch. Vom Ohr stracks ins Herz. Am Ende ihres Auftritts verteilt sie Sticker, damit sie beim Publikum nicht in Vergessenheit geraten.

Nun geht es zu Thomas Godoj, der als jugendlicher gebürtiger Recklinghäuser noch als Zuschauer Bochum Total besuchte. Vor seinem Auftritt dürfen wir Festivalreporter bei einem Interview mit ihm dabei sein und ihn alles fragen, was wir schon immer wissen wollten. Bekannt geworden ist Godoj durch die Casting-Show DSDS, doch lässt er uns hinter der Bühne wissen, dass seine eigene Musik mehr in die rockige Sparte fällt. Die DSDS-Zeit hat er wie eine Ausbildung gesehen, in der er auch musikalische Kompromisse eingehen musste, um dann sein eigenes Ding durchziehen zu können. Aber nichts desto trotz war alles „So gewollt“, wie sich auch sein drittes Album nennt! Für ihn war es nach der Show sehr schwierig, die DSDS-Fans mit seiner rockigen Auswahl von Liedern zu überzeugen. Doch „es gab Plattenfirmen, die an mich glaubten“, lässt er uns an seiner damaligen Erfahrung teilhaben. Und auch dieses Jahr legt er wieder einen glanzvollen Auftritt hin.

In der Fußgängerzone wartet noch eine Capoeira-Gruppe auf mich, die kurze Kämpfe von ihren Mitgliedern aufführen lässt. In einem Kreis formatiert klatschen und singen sie afrikanische Lieder, die von Congas und Berimbaos, typischen afrikanischen Instrumenten, begleitet werden. Einer der Kämpfer hat heute Geburtstag: er wird 30 und deshalb besonders oft herausgefordert. Die Kämpfe wirken auf eine Art geschmeidig, auf andere Art gefährlich. Die ab und an zurückweichende Menge spricht für sich. Es gibt keine Gewinner, nur lachende Gesichter und elegante Bewegungen. Ich lasse mich schnell vom Geklatsche anstecken und fühle durch meine Teilnahme starke Zusammengehörigkeit. Spätestens hier nach bin ich vollends bei Bochum Total angekommen.

Mein letzter Act für heute ist Mambo Kurt, der „King of Heimorgel“. Der Andrang des Publikums ist enorm, sodass ich ihn in Person leider nicht sehen, aber seine Stimme und Orgel doch hören kann. Nicht weiter schlimm, denn die Menge, ihr mehrstimmiger Gesang und ihre heitere Performance, bieten mir eine lustige Alternative.

Vorbei an der Kopfhörerparty und den randgefüllten Cafés im Bermudadreieck mache ich mich auf den Weg zum Hauptbahnhof, um meine Rückreise anzutreten. Ein sehr gelungener Tag geht zuneige, der nur schwer zu übertreffen ist. Es warten weitere zwei Tage auf mich und meine Kamera, auf die ich mich bereits jetzt schon wahnsinnig freue.

Autor:

Sarah Rütershoff aus Castrop-Rauxel

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