Auf der Suche nach dem Hoppeditz: Impressionen aus einer (fast) narrenfreien Zone

Der 11. 11. ist für den Rheinländer ein magisches Datum: Er läutet den Beginn der fünften Jahreszeit ein. In Düsseldorf zum Beispiel erwacht vor dem Rathaus der Hoppeditz. Und was ist in Castrop-Rauxel los? Stadtanzeiger-Mitarbeiter Sascha Ruczinski hat sich (erfolglos) am Rathaus umgesehen und geht der Frage nach, ob Castrop-Rauxel eine karnevalsfreie Zone ist. Foto: Thiele
  • Der 11. 11. ist für den Rheinländer ein magisches Datum: Er läutet den Beginn der fünften Jahreszeit ein. In Düsseldorf zum Beispiel erwacht vor dem Rathaus der Hoppeditz. Und was ist in Castrop-Rauxel los? Stadtanzeiger-Mitarbeiter Sascha Ruczinski hat sich (erfolglos) am Rathaus umgesehen und geht der Frage nach, ob Castrop-Rauxel eine karnevalsfreie Zone ist. Foto: Thiele
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Dienstagvormittag in Castrop-Rauxel. Es ist der 11. 11. um 11.11 Uhr: Karnevalsauftakt, Hoppeditzerwachen. Hoppe wer?

An der Emscher ist einiges anders als am Rhein. Das merkt man ganz schnell, wenn man zuvor zwei Jahre lang in Düsseldorf gearbeitet hat. Die Landeshauptstadt ist Karnevalshochburg. Am 11. 11. steigt der Hoppeditz vor dem Düsseldorfer Rathaus aus dem Senftopf und läutet vor Tausenden von Narren die fünfte Jahreszeit ein. Als karnevalistische Figur ist er genauso wenig wegzudenken wie das Prinzenpaar.

Und in Castrop-Rauxel? Gähnende Leere auf dem Europaplatz. Wo ist denn der Hoppeditz? Müsste der jetzt nicht dem Bürgermeister die Leviten lesen? Nein? „Das ist ein ganz normaler Arbeitstag für uns. Da wird sich erst was dran ändern, wenn der Rhein bis nach Castrop-Rauxel umgeleitet wird“, sagt Bürgermeister Johannes Beisenherz mit westfälischer Trockenheit. Mit dem Hoppeditz muss sich das Stadtoberhaupt an diesem Tag also nicht herumschlagen.

Immerhin gibt es in Castrop-Rauxel zwei Karnevalsvereine: die Roten Funken und den Carnevals-Club Castrop-Schwerin Rot-Weiß. Fahren die Castroper Jecken an diesem Tag ins gelobte Land am Rhein? „Nein, wir fahren nicht“, sagt Conny Straßmann, Präsidentin des CCCS Rot-Weiß, im Vorfeld. Dafür gibt es einen guten Grund. „Wir veranstalten unsere Vereinsfeier mit Jubilarehrung. Vorher nach Köln oder Düsseldorf zu fahren, wäre zu viel Stress; das würde meine eigene Veranstaltung stark einschränken“, erinnert die CCCS-Präsidentin an den Karnevalsauftakt, den die Castroper Narren abends feiern.

Während der Session gibt es praktisch jedes Wochenende eine Sitzung oder andere närrische Veranstaltungen, an der sie teilnimmt. Und es geht auch schon mal in die Karnevalshochburg Köln.

Wenn es schon keinen Castroper Hoppeditz gibt, dann doch ein Prinzenpaar, oder? „Seit 1997 nicht mehr“, erzählt Conny Straßmann. „Wir gehören zum Vest Recklinghausen und sind bei der Prinzenproklamation in Recklinghausen dabei.“

1975 waren Conny und Wolfgang Straßmann selbst Castrop-Rauxels Prinzenpaar, „ihre Lieblichkeit“ und „seine Tollität“. Auch die Tradition der Bacchusbeerdigung an Aschermittwoch gibt es nicht mehr. Der Verein, der diesen traditionellen Brauch noch bis vor drei Jahren durchgeführt hat, ist mittlerweile aufgelöst worden.

Doch ganz so trostlos, wie es um den Karneval in Castrop-Rauxel bestellt zu sein scheint, ist es dann doch nicht. Der CCCS kennt keine Nachwuchssorgen. „Die Gruppen sind in allen Altersgruppen gut bestückt“, freut sich Conny Straßmann. Und es gibt über die Sessionszeit hinaus gute Kontakte zu Karnevalisten aus der Region. „Wir sind gut befreundet mit Dortmund-Nette und Oer-Erkenschwick. Das sind wunderbare Freundschaften“, erzählt Conny Straßmann.

Genauso wie der CCCS feiern die Roten Funken den Beginn der fünften Jahreszeit. Nachdem sie am 11. 11. gemeinsam mit einem Dortmunder Club feierten, geht es am Samstag (15. November) weiter. „Das ist unser verlegter 11. 11.“, sagt Melanie Appel, Sprecherin der Roten Funken.

Während der CCCS seinen Blick gen Recklinghausen richtet, sind die Roten Funken mehr im karnevalistischen Geschehen in der östlichen Nachbarstadt involviert. „Wir sind am Rosenmontag beim Dortmunder Umzug dabei“, erzählt Melanie Appel. Eine Fußgruppe der Roten Funken wird dabei sein, etwa 20 bis 30 Leute, Kinder und Erwachsene.

Rund 80 Mitglieder hat der Verein, mehr als die Hälfte sind Kinder und Jugendliche. „Ich kann im Moment nichts über Nachwuchsprobleme sagen, was sehr schön ist“, sagt Melanie Appel.

Auch wenn in Castrop-Rauxel der Karnevalsauftakt anders gefeiert wird als am Rhein, halten immerhin zwei Vereine die närrische Tradition aufrecht. Wer übrigens wissen möchte, wie es beim Hoppeditzerwachen in Düsseldorf zuging, kann sich hier ein Bild machen:

Hoppeditz-Erwachen: Die Düsseldorfer Narren sind wieder los

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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