Gesundheitscampus Castrop-Rauxel
Krankenhausapotheke versorgt 1000 Patienten
Es ist die wohl größte Apotheke in Castrop-Rauxel – und doch dürfte sie den Wenigsten bekannt sein: die Apotheke Gesundheitscampus Castrop-Rauxel. Auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern dreht sich an der Grutholzallee 61 alles rund um die Arzneimittel-Versorgung – und zwar von Kliniken. Sieben Krankenhäuser und 1000 Patienten versorgt die Apotheke Gesundheitscampus jeden Tag mit Medikamenten. Von der täglichen Pille über die angemischte Salbe bis hin zur Herstellung von Zytostatika für die chemotherapeutische Behandlung von Krebspatienten.
Seit Ende vergangenen Jahres sind die Apotheken der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel und des Ev. Krankenhauses Witten am neuen Standort in Castrop-Rauxel vereint. 38 Mitarbeitende, darunter neun Apotheker*innen, sind hier nun unter dem Dach der EvK Witten gGmbH auf drei Etagen im Einsatz.
Zum Beispiel im Blisterzentrum, dem größten Bereich. Unter strengen hygienischen Auflagen werden hier täglich die Tabletten für jeden Patienten individuell zusammengestellt. Eine Aufgabe, die weit mehr als nur das Verpacken umfasst. Denn wenn die ersten Aufträge aus den verschiedenen Häusern am PC eintrudeln, prüfen die Apotheker*innen die Verordnungen zunächst auf Wechselwirkungen und Überdosierungen. Gibt es keine Einwände, werden sie an einen der zwei hochmodernen Blisterautomaten weitergleitet. Mit jeweils 336 mit Pillen gefüllten Kanistern ausgestattet, hat das Gerät Zugriff auf sämtliche Medikamente, die es dem Auftrag entsprechend auswählt und sortenweise in einzelne Tütchen verpackt. Doch nicht alle Medikamente können in den Kanistern gelagert werden. Einige aus chemischen Gründen nicht, andere werden hingegen nur in geringer Stückzahl benötigt. Sie werden daher Auftrag für Auftrag von Hand auf spezielle Tabletts verteilt und zur weiteren Sortierung in den Automaten geschoben, der sie dann in die Tütchen füllt. Schließlich kommen die gepackten Blister verschweißt als Schlauch aus dem Automaten heraus – am laufenden Band. Beachtliche 700 Meter produziert das Gerät so tagein, tagaus. Aufs Jahr gerechnet sind das tütenweise Medikamente auf einer Strecke so lang wie von Castrop-Rauxel bis nach Brüssel.
Bevor die fertigen Blister die Patienten erreichen, werden sie in einem Kontrollautomaten noch einmal einer genauen Prüfung unterzogen. Für jeden Blisterschlauch gibt es ein strenges Protokoll. Wenn etwa eine Schweißnaht nicht richtig geschlossen ist, gehen die Blister noch einmal zurück in den Reinraum. Ist alles in Ordnung, werden die Schläuche per Scan den Stationskisten zugeordnet und für die Abholung bereitgestellt. Auch hier sorgen mehrere Kontrollmechanismen dafür, dass jede Tablette den richtigen Weg nimmt.
Die Wittener Apotheke setzt bereits seit den 1990er Jahren und damit als eine der ersten in Deutschland aufs Verblistern. Mit dem Umzug nach Castrop-Rauxel werden nun alle vier Standorte der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel auf diese Weise mit Medikamenten versorgt. Die Methode bedeutet ein großes Plus an Sicherheit für die Patienten. „Durch das patientenindividuelle Verblistern und die Einführung der elektronischen Patientenakte liegt die Fehlerquote bei der Vergabe von Medikamenten inzwischen bei deutlich unter zwei Prozent. Das war ein wichtiger Schritt zur Steigerung der Arzneimittelsicherheit“, sagt Annette Groteloh, die als Fachapothekerin für klinische Pharmazie zusammen mit Frederike Lappe die Apotheke Gesundheitscampus Castrop-Rauxel leitet.
Technische Unterstützung hat das Team der Apotheke übrigens nicht nur beim Verblistern, sondern auch im Lager: Beim Zusammenstellen der Medikamente für die einzelnen Stationen steht den Fachkräften mit dem Axon am neuen Standort jetzt ein halbautomatischer Kommissionierer zur Seite. Beachtliche 40 Meter Fließband ziehen sich durch den riesigen Raum in der zweiten Etage des Gebäudes an der Grutholzallee. Während die Mitarbeitenden mit einem Mini-Computer in der Hand die Aufträge abarbeiten, die Medikamente aus den Regalen ziehen und aufs Band legen, sortiert der Axon sie in die für die verschiedenen Stationen bereitgestellten Kisten. „Wir sind nun in der Lage, die Medikamente für mehrere Stationen auf einmal zu packen. Das erleichtert unsere Arbeit enorm“, sagt Frederike Lappe.
Schließlich gibt es noch den Bereich der Analytik und der Galenik. In einem Labor prüfen die Mitarbeitenden all jene Substanzen, die einen Raum weiter für die Herstellung einer Rezeptur benötigt werden, zum Beispiel für Salben für das Wundmanagement.
Komplettiert wird das Angebot durch die Herstellung von Chemotherapeutika, die an der Grutholzallee unter strengsten hygienischen Bedingungen in der höchsten Reinraumklasse erfolgen kann. Mitarbeitende durchlaufen auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz mehrere Schleusen und hüllen sich von Kopf bis Fuß in etliche Schichten Schutzkleidung – zu ihrer eigenen Sicherheit, aber auch, um die hohen Anforderungen an die Arzneimittelsicherheit zu erfüllen.
„Wir sind am neuen Standort in Castrop-Rauxel nun räumlich und technisch hervorragend aufgestellt, um eine optimale Arzneimittel-Versorgung der Patienten an den verschiedenen Klinikstandorten zu gewährleisten“, sagen Annette Groteloh und Frederike Lappe.
Autor:Ev. Krankenhausgemeinschaft aus Herne |
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