Eine Geschichte aus Bönen über Blütenschlange, Nothaushalt und Ehrenamt.
Ortseingänge – sie sollten, im besten Fall die Visitenkarte für Besucher und Anwohner sein. Leider ist das eher die Ausnahme. Der Ortseingang der Gemeinde Bönen, im Ortsteil Altenbögge, hatte auch immer mehr den Charme eines verwilderten Baugrundstücks in anhaltendem Dornröschenschlaf. Wie überrascht war ich jedoch vor zwei Jahren, als auf der großen Rasenfläche, die an die Hammerstraße grenzt, nicht mehr nur verdorrte Wiese zu sehen war. In der Mitte hatte man einen ca. einen Meter breiten Streifen, der sich in sanften Wellen über die gesamte Fläche zog, umgegraben und den umgebenden Rasen kurz gemäht. Wenige Wochen später erschloss sich mir auch der Sinn dieser Arbeit. Aus der eintönigen Rasenfläche erhob sich eine „Schlange“ aus Wildkräutern und Blumen, die in unterschiedlichen Höhen, Farben und Formen erblühten. Diese Pracht hielt sich während der gesamten „Blühsaison“, aus der kurz gehaltenen Wiese lachten einen immer neue An- und Aussichten entgegen. Wenn das eine „Kraut“ verblühte, stand sofort ein Neues in voller Blüte. Ich bin kein Gartenfanatiker, mir fehlt auch sicherlich der grüne Daumen oder der Blick für Gartenkunst, trotzdem habe mich an dieser „einfach“ genialen Idee der Gestaltung erfreut. Im letzten Jahr dann die Enttäuschung- die Blütenwelle ließ sich noch erahnen, aber von Blüten- oder Wildkräutermeer, fehlte jede Spur. Der Ortseingang „verkarstete“ wie ehedem zu einer langweiligen „Heuwiese“. Dieses Jahr tat sich endlich wieder was im Ortseingang. Die Wiese war frisch gemäht, die Blütenwelle neu „beackert“. Inmitten all dieser getanen Arbeit standen leicht erschöpft und schweißgebadet Renate und Burkhard Brinkmann, Nachbarn meiner Eltern. Jetzt war meine Neugier geweckt- warum kümmerten sich diese Menschen mit vollem Körpereinsatz um etwas, das eigentlich in den Aufgabenbereich der Gemeinde fallen müsste? Zwei Wochen später ergriff ich die Initiative, um durch einfach mal schellen und Nachfragen bei Familie Brinkmann meine Neugier zu stillen. Es stellte sich heraus, dass die Beiden nicht nur seit Jahren aktive, engagierte Mitglieder beim NABU(Naturschutzbund) sind, sondern auch dem „Arbeitskreis Altenbögge“ angehören. Der „Arbeitskreis Altenbögge“ hat sich zusammen geschlossen mit dem Ziel, dem vernachlässigten und langsam ausblutenden Ortsteil Altenbögge- Bönen neue Impulse zu geben. Eine der bekanntesten Aktionen des Arbeitskreises ist der seit zwei Jahren regelmäßig stattfindende „Altenbögger Gartenmarkt“. Dieser wartet mit unterschiedlichen Ausstellern, vielfältigem Angebot und sehr guter Resonanz beim Publikum auf. Am Rande dieses Gartenmarkts kamen die Mitglieder auf den traurigen Anblick des Ortseinganges zu sprechen. Ein Missstand, der dem Nothaushalt unserer Gemeinde geschuldet ist. Nach kurzem Ideenaustausch stand für die Mitglieder fest, nicht zu lamentieren, sondern aktiv zu werden. Der Arbeitskreis hielt Rücksprache mit den zuständigen Stellen bei der Gemeindeverwaltung und bekam „freie Hand“, sich der „Blütenschlange“ anzunehmen. Das an jenem Tag nur Familie Brinkmann mit Kreiselmäher, Hacke und Spaten zum Dienst für die Allgemeinheit antrat, lag daran, dass die anderen Freiwilligen noch im wohlverdienten Urlaub weilten. Ärgerlich ist in diesem Zusammenhang, dass sich der Bauhof der Gemeinde aus organisatorischen Gründen, außer Stande sah, das angefallene Mahdgut der geschnittenen Wiese aufzunehmen bzw. zu entsorgen. So blieben nicht nur die Kosten des neuen Saatguts, Benzin und Wartung der eigenen Geräte an den ehrenamtlichen Mitgliedern des Arbeitskreises hängen, sondern auch noch die Kosten und Entsorgung des Mahdguts. Familie Brinkmann geht es bei ihrem Engagement, neben der Steigerung der Lebensqualität in ihrem Ortsteil, auch immer um den ökologischen Gedanken. Wer sich an einem sonnigen Tag mal auf die Blütenschlangenwiese begibt, wird erstaunt sein was für eine Artenvielfalt, an Kleinstlebewesen, Insekten etc. sich mittlerweile dort angesiedelt hat. Ich empfinde ehrliche Hochachtung vor Menschen, die ehrenamtlich ihre Kreativität, Zeit und Arbeit zur Verfügung stellen, um das Leben Aller zu bereichern. Sie haben für sich entschieden, dass diese Gesellschaft ohne persönliches Engagement oder das Ehrenamt auf lange Sicht an Lebensqualität verlieren wird. Es ist daher bestimmt auch im Sinne des „Arbeitskreis Altenbögge“, wenn ich hier Jeden, der vielleicht unzufrieden mit den allgemeinen Lebensbedingungen in seinem Ortsteil ist, Ideen hat und sich gerne einbringen möchte, auffordere, sich über die offenen Treffen des Arbeitskreis zu informieren und mit zu machen. Das gilt natürlich gleichsam für alle Bereiche des Zusammenlebens, wer sich in anderen Bereichen engagieren möchte?- Es gibt viel zu tun, packen wir es an.
Autor:Heike Hillebrand aus Bönen |
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