Planwirtschaft. Gebundene Fördergelder wider dem normalen Menschenverstand.

Bahntrasse Winter 2013
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Planwirtschaft
Haben wir nicht über Jahrzehnte geringschätzig über die Mauer und auf Länder mit sozialistischer Marktwirtschaft geschaut, die mit ihren 5 bis 10 Jahresplänen lustig in den Staatsbankrott wanderten? Welch Hochmut hat uns da nur getrieben? Vermutlich ist es immer einfacher die Fehler des Nachbarn zu kritisieren, als auf eigene Unzulänglichkeiten zu achten. Derzeit spielt sich direkt hinter meinem Gartenzaun ein Schauspiel aus „ Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul.“, ab. Ein lärmender, überdimensionierter Harvester fällt und entastet Bäume der alten romantischen Bahntrasse im Minutentakt. Mitten in der Winterruhe muss sich nicht nur meine kleine Familie Eichhorn vom Ahorn gegenüber einen neuen Koben suchen, es wird eine Schneise der Verwüstung in die Landschaft und das gewachsene Ökosystem gehauen. Fraglich, ob neben den Eichhörnchen, die Bunt- und Grünspechte, Eisvogel, verschiedenen Raubgreifer, Zaunkönigen,mindestens einer Nachtigall, Eulen, Fledermäusen, Mardern, Füchse, selbst ein Dachs wurde hier schon gesichtet, sich wieder einfinden, wenn der Lärm und die Zerstörung endlich ein Ende nehmen. Wozu die ganze Fällaktion? Die stillgelegte Bahntrasse, wird seit Jahrzehnten als Wander- und Radweg sowie Naherholungsgebiet von vielen Freunden der ungezähmten Natur genutzt. Hier wurde nur ab und an der Weg soweit frei geschnitten, damit dieser nicht komplett von der verschwenderischen Natur verschluckt wurde. Nach dem Orkan "Kyrill", gab es zuletzt eine große „Säuberungsaktion“, da viele Bäume samt Wurzeln auf dem schwierigen Boden entwurzelt wurden. Bäume und Pflanzen wurzeln auf dem steinigen Untergrund sehr flach und bei durchnässten Böden, fehlt den Bäumen der nötige Halt um diesem damals wirklich gewaltigen Sturm zu widerstehen. Nun kam vor Jahren irgendein Technokrat in seinem höchstwahrscheinlich winzigen Büro ohne Fenster, nachdem er es stundenlang vollgeschwitzt hatte, unter vermutlich absolutem Sauerstoffmangel, unterzuckert, weil er gerade wieder seine NurWasserundHackfleischdiät hielt, für die perfekte Ballermannfigur im Sommer, auf die wahnwitzige Idee, dass man unendlich Geld sparen könnte, wenn man die Bahntrasse asphaltieren würde. Alle Welt stöhnt über stetig wachsende Flächen mit versiegeltem Untergrund und sucht Auswege aus sinkendem Grundwasserspiegeln und Überschwemmungen, nicht so zwischen Unna, Bönen und Hamm. Der perfekt verdichtete , wasserdurchlässige Bodenbelag des Wanderweges, war nun der Stein der Weisen, die Spardose des Gemeindesäckels. Kein lästiges Wildkraut mehr, das frecher weise seine abgegrenzten Territorien immer wieder in Richtung Weg ausbauen wollte. Zweimalige Mähaktionen pro Jahr wichtiger Bauhofmitarbeiter, die in dieser Zeit so viel mehr Welt retten könnten,würden gespart wenn dort endlich ein Bett aus Asphalt für Ordnung im Gemüse sorgen würde. Man bedenke auch die glücklichen Radfahrer, die nun mit 60 Sachen, ungebremst und mitten durch die Natur und an zur Seite hüpfenden Crashtest Dummies Spaziergängern, die Aufschlagkraft ihrer albernen Helmchen ausprobieren könnten. Nun diese Planungen liefen nun schon vor Jahren, in der guten alten Zeit, der Zeit vor dem Nothaushalt und der bedauerlichen Erkenntnis, dass sich die Gemeinde so Dinge, wie eine einzügige Grundschule nebst Gebäuden nicht mehr leisten kann, ob des Reparaturstaus. Leider wird mit dem geplanten Abriss der Gebäude auch der hiesige Sport- und Fußballverein mit sterben, weil ihm Umkleide und Duschen genommen werden, die kleinen Randsportvereine, die in der Schulsporthalle seit Jahren ihrem Sport nachgehen, wollen wir mal ganz verschweigen. Alles Kollateralschäden, bedauerlich, aber unabänderlich. Es scheitert eben am lieben Geld, da muss der mündige Bürger auch mal Verständnis haben und eine teilweise Anhebung der Nebengeräuschabrechnung der Gemeinde um mehr als 20 % schlucken. Der absolute Gipfel an dieser Investition in eine Radautobahn, ist der Zustand der umliegenden Straßen, das hat mit der Definition von „Straße“ nichts mehr gemein. Es ist eine Zumutung, Asphaltkaries im Endstadium. Die Lösung ist selbstverständlich nicht die dringende Erneuerung der Teerdecke, obwohl Mofafahrer mittlerweile in diesen Kratern nicht nur stecken bleiben sondern Bermudadreieckmäßig verschwinden und Anwohner sich alle halbe Jahre vom Schrauber ihres Vertrauens sagen lassen müssen:“ Sie brauchen neue Stoßdämpfer, Federbeine oder Querlenker- fahren sie ihren Cityflitzer off road??!!“. Nun die Lösung sind neue Straßenschilder, die in den letzten Jahren ein downgrade der Geschwindigkeit dieser Straße von 100km/h über 70, nach 50, aktuell auf 30 km/h voran getrieben haben. Aber diese Straße hat besondere Zuständigkeiten von Kreis und Kommune, die sich in Abschnitten auch noch ändert. Bedeutet im Klartext, dass letztlich niemand zuständig ist. Aber macht ja nichts, wir haben ja demnächst eine asphaltierte Radrenntrasse, damit eine Handvoll Idioten zwischen den walkenden, joggenden, spazierengehenden Menschen, die zumeist auch noch Anwohner sind und sich mehrheitlich gegen diese Maßnahme ausgesprochen haben, hindurch zischen kann und deren fehlende Reaktionsfähigkeit, auf sich blitzschnell und lautlos von hinten nähernde und auffahrende Hindernisse testen. Vermutlich brauche ich demnächst eine Ampelschaltung, um mit meinem Hund aus meinem Grundstück heraus und auf den Bahndamm zu treten. Vielleicht bauen sie ja auch an jedem Hintereingang zu unseren Gärten einen Kreisel? Ist ja auch gerade sehr en vogue. Und überhaupt.Was kostet die Welt? Denn hier kommen wir zum Pudelskern: Diese Asphaltierung wird 70% von Landesmitteln getragen, die natürlich zweckgebunden sind. Heißt, wenn man die Förderung nicht ganz und damit auch zukünftig verlieren möchte, muss man die Gelder, die vor Jahren verplant worden, auch ausgeben. Weigert man sich, weil sich die Umstände, der Wissensstand, die Bedürfnisse geändert haben, wird man bestraft, weil man zukünftig die nicht ausgegeben Gelder nicht mehr zur Verfügung gestellt bekommt. Irre in der heutigen Notlage und kein Wunder, dass sich so viele Städte und Gemeinden in absolute finanzielle Schieflage bis zur Insolvenz gewirtschaftet haben. Nur wer Gelder verbrät, wird belohnt. Sieht man dies und welche Leute, denen jegliche Qualifikation oder Durchblick abgehen, in Gremien, Ausschüssen und sonst wo ihre Zeit ab, ihre Taschen voll und Hintern breit sitzen, wundert einen eine Hamburger Elbphilharmonie oder Berliner Flughafen nicht mehr wirklich. Das diese kleine Trasse mit ihrem bisschen Asphalt da nicht mehr ins Gewicht fällt, meint nur Jemand, der nicht sein, sondern das Geld der Anderen großzügig verprasst. Die Anderen sind übrigens wir alle, als Gemeinschaft. Wer glaubt, dass die Natur sich wirklich von ein bisschen Asphalt davon abhalten lässt sich weiterhin raumgreifend zu vermehren, hat als Kind wohl leider „Löwenzahn“ mit Peter Lustig verpasst und stattdessen an einem Workshop “Politischer Weitblick vom Kleister bis zur Tapete“, für spätere Lobbyisten teilgenommen. Wer glaubt, dass die magentafarbenen Presswürste auf ihren Carbonleichtlaufohneklingelrennrädern als fahrende Lebendbarriere aus mindestens sechs nebeneinander speckigen Rückansichten mit Gemächteinsätzen aus Gel, aus unserem Straßenbild verschwinden, hat keine Ahnung von dieser Spezies. Wer würde sie noch wahrnehmen, wenn sie auf Radwege und als öffentliches Ärgernis verschwänden? Sie wären ihrer Daseinsberechtigung beraubt, sich als grausiges Bild von innen auf unsere Netzhaut für immer und ewig einzubrennen. Denn, wenn sie auch nur einen Funken Verstand besäßen, um Fahrradwege anzunehmen und aus meinem Lebensumfeld, aus meinen Augen zu verschwinden, wäre ich die Erste, die sich für einen Ausbau des Netzes meinethalben weltweiter Fahrradwege, aussprechen und schon mal den ersten Euro spenden würde. Aber so- ich will unsere alte, romantische verschlungene Bahntrasse behalten, sie ist nicht zu verbessern. Nicht durch Menschenhand.

Autor:

Heike Hillebrand aus Bönen

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