Gibt es ein Comeback der Zeppeline?
Luftschiffe Im Zeichen der Klimakrise werden umweltfreundliche Alternativen populär. Insbesondere Flugzeuge sind wahre Klimakiller. Ist das die Chance für Zeppeline für ein Comeback?
Flugzeuge sind als Transportmittel für den Luftverkehr seit Jahrzehnten konkurrenzlos. Mit der Katastrophe der LZ 129 Hindenburg vor der Landung in Lakehurst endete jedoch die Ära der Luftschiffe, die kurz vor der vorletzten Jahrhundertwende so hoffnungsvoll begonnen hatte. Doch Zeppeline beflügeln noch immer die Fantasie; kreisen sie gemächlich am Himmel, ziehen die „fliegenden Zigarren“ eine Menge Schaulustige an. Da im Zeitalter der Klimawende umweltfreundliche Alternativen wieder nachgefragt werden, könnten die Luftschiffe vor einem Comeback stehen.
Der Visionär
Eng mit den Luftschiffen verbunden ist Ferdinand Graf von Zeppelin aus Konstanz, dessen leidenschaftliches Eintreten und sein trotz aller Rückschläge unbeirrtes Festhalten an seiner Idee an Carl Benz erinnert. Auch wenn Helmut Schmidt einst postuliert hatte, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen, sind die Visionen von Wissenschaftlern oftmals die Voraussetzung dafür, dass eine umwälzende Idee das Licht der Welt erblickt. Da der Erfinder seit seiner Kindheit Tagebücher führte und diese der Nachwelt erhalten geblieben sind, lässt sich sein Werdegang zum kühnen und erfolgreichen Wissenschaftler minutiös nachverfolgen.
Anschauungsunterricht im Krieg
Ferdinand Graf von Zeppelin war Generalstabsoffizier, Ritterkreuzträger und Adjutant des württembergischen Königs Karl I. Als Militär durfte er nach einer Einladung von US-Präsident Abraham Lincoln als Beobachter am amerikanischen Bürgerkrieg teilnehmen, wo er die Gelegenheit bekam, in einen Heißluftballon zu steigen. Nach eigenen Angaben war er von diesem Flug so beeindruckt, dass er sich in der Zukunft ganz dem Traum vom Fliegen verschrieb.
Auch der Französisch-Deutsche Krieg von 1870/71, bei dem er sich durch einen wagemutigen Ritt hinter die feindlichen Linien einen Namen machte, machte ihn mit dem Nutzen von Heißluftballons vertraut, denn er bekam die französische Verwendung der Ballons als Beobachterposten und Aufklärer zu Gesicht. Zudem nutzte die französische Armee Heißluftballons für die Evakuierung der Pariser Bevölkerung. Als Militär war Zeppelin nicht nur an der zivilen, sondern auch an der militärischen Verwendung der Luftschiffe interessiert.
Entwicklung der Prototypen
Zeppelin erkannte natürlich den beschränkten Nutzen von Heißluftballons, die als nicht lenkbare Flugobjekte den Launen des Windes ausgeliefert waren. Deswegen strebte er nach einer Verbesserung der Heißluftballons unter Beibehaltung ihres Prinzips des Auftriebs. Immer wieder wird die von Zeppelin betriebene Jungfernfahrt der LZ1 im Jahre 1900 als erster Flug eines Starrluftschiffs bezeichnet, das nach nur 18 Minuten aufgrund eines Hebelbruchs am Laufgewicht notwassern musste.
Dennoch war bereits im Jahre 1893 und damit zehn Jahre vor dem Pionierflug der Brüder Wright mit dem Flugzeug ein Luftschiff unterwegs gewesen. Es war noch kein Starrluftschiff, sondern ein Metallluftschiff. Dieses war vom Ungarn David Schwarz konstruiert worden, der das Problem der Unbeweglichkeit der Heißluftballons durch die längliche Form des Luftschiffs und separate Gondeln mit Propellern löste.
Trotzdem blieb auch sein Flugobjekt nicht lange in der Luft. Zugegen beim Pionierflug war Zeppelin persönlich, der sich von dieser Luftfahrt in einem Zeitalter inspirieren ließ, als der Traum vom Fliegen ähnliche Emotionen weckte wie in den 1960er Jahren der Flug zum Mond. Nur ein Jahr später meldete Zeppelin ein Patent zu einem „lenkbare[n] Luftzug“ an und bemühte sich parallel zu seinen Forschungen um die nötigen Gelder durch Spenden und staatliche Unterstützungen.
Der Unfall flog immer mit
Der Technikbegeisterung in Deutschland und dem Interesse des Militärs an dem Einsatz von Luftschiffen ist es zu verdanken, dass Zeppelin trotz ernster Rückschläge genügend Unterstützung für seine Forschungsarbeit erhielt. So havarierten zusätzlich zur LZ 1 drei der vier Nachfolgemodelle des Grafen. Anderen Luftschiffen, die nicht von Zeppelin entwickelt wurden wie die Pax, der Bradsky sowie die Patrie erging es ähnlich. Trotz aller Bemühungen sollten weder die Pioniere der Luftschiffe noch die nachfolgende Tüftlergeneration die hohe Unfallgefahr in den Griff bekommen.
Ein Problem war zum Beispiel die Explosivität des Wasserstoffs bei der Reaktion mit Sauerstoff, während der wesentlich weniger gefährliche Treibstoff Helium teuer und kaum zu beschaffen war. Eine solche Explosion war es auch, die 1937 mit dem Inferno der Hindenburg der Ära der Luftschiffe ein Ende machte. Hitler war zuvor die Ehre angetragen worden, dass das Prestige-Luftschiff seinen Namen bekleidet. Der Diktator hatte mit der Begründung abgelehnt, er wolle nicht, dass sein Name nach einem möglichen Unglück mit dem Odium der Katastrophe belastet wird.
Die Blütezeit der Zeppeline
Auch wenn bei der zivilen Luftfahrt Zeppeline nie den Stellenwert von Flugzeugen erhielten, transportierten sie immerhin in den wenigen Jahrzehnten ihres Einsatzes mehrere Zehntausend Passagiere, die den Komfort einer Kreuzfahrt in der Luft genossen. Im ersten Weltkrieg setzten deutsche Zeppeline mit der Bombardierung Londons die Hauptstädter in Angst und Schrecken. Als die Engländer allerdings Wege und Mittel fanden, die feindlichen Luftschiffe zum Absturz zu bringen, verblieben von den insgesamt 108 eingesetzten deutschen Luftschiffen nur noch 38 in der Luft.
Ausblick: Gibt es ein Comeback der Zeppeline?
Die Herbeiführung einer Lösung zur Vermeidung der Unfallgefahr wird eine erhebliche Rolle dabei spielen, ob die Luftschiffe als Alternative zu den Flugzeugen ein Revival erleben. Derzeit wird der Einsatz von Zeppelinen als „Cargolifter“ im Warentransport diskutiert. Ihre Vorteile liegen im Vergleich mit Flugzeugen neben dem ungleich höheren Fahrkomfort und ihrer höheren Umweltverträglichkeit in ihrer Anspruchslosigkeit an eine Infrastruktur. Luftschiffe sind flexibel einsetzbar und können auf praktisch jeder ebenen Fläche landen. Auch die Transportkosten sind nur ein Minimum dessen, was Flugzeuge allein durch ihren hohen Kerosinverbrauch beanspruchen.
Autor:Thomas Dresdner aus Bönen |
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