Ausstellung "Die Stimmen der Farben" im Oberlandesgericht Hamm

extra für diese Ausstellung gemalt
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Einladung zum Verweilen im Gericht

Gerichte sind gemeinhin nicht gerade Orte, die man gerne besucht, es sei denn man verdient dort sein Geld. Und doch ergeben sich manchmal besondere Umstände, die zum Verweilen in einem Gericht einladen. Solchen Umständen begegnet man zurzeit im Oberlandesgericht Hamm, wo gestern die Ausstellung Die Stimmen der Farben der Duisburger Künstlerin Serap Riedel eröffnet worden ist.

Betritt man das Gerichtsgebäude und hat die obligatorische Eingangskontrolle hinter sich gebracht, befindet man sich in einem großzügigen Foyer. An dessen Ende hängt hoch an der Wand ein groß dimensioniertes Bild, dessen Strahlkraft einem zuzurufen scheint, doch näher zu kommen. Der Sirenen gleichen Stimme kann man sich nicht entziehen und schon versteht man den Ausstellungstitel Die Stimmen der Farben, denn diesen Stimmen ist man sogleich verfallen. Das große Foyer ermöglich eine ungestörte und langsame Annäherung, bis man den eigentlichen Ausstellungsbereich erreicht, und mit dieser langsamen Annäherung auch eine solche an dieses abstrakte Bild, welches – wie zu erfahren ist – von der Künstlerin 2015 extra für diese Ausstellung gemalt worden ist. Bei dieser Annäherung ändert sich langsam die Perspektive und damit auch der Blick auf das unbetitelte Bild und die Stimmen der Farben ihren Klang. Eine wiederholte Annäherung nach längerem Verweilen kann nach Selbstversuch nur empfohlen werden, denn im Laufe des Tages ändern sich die Lichtverhältnisse im Ausstellungsbereich und damit – um die Analogie fort zu schreiben – der Klang der Farben.

Mit ihrem "Klang"vereinen sich die Bilder zu einem harmonischen Konzert

Kann man dann den Blick vom großen Bild losreißen und sich den übrigen 67 ausgestellten abstrakten Bildern aus den Jahren 2008 bis 2016 zuwenden, bemerkt man, dass diese dem großen Bild Farbigkeit und "Klang" nicht nach stehen. In diesen Arbeiten aus verschiedene Jahren hat die Abstraktion ganz unterschiedliche Ausdrucksformen gefunden, selbst bei einem gemeinsamen abstrakten Thema führt unterschiedliche Farbgebung zu unterschiedlicher Wirkungen, ja einen anderen Klang. Und doch vereinen sich die Bilder bei aller Unterschiedlichkeit zu einem harmonischen Konzert. Kongenial eingestimmt in dieses Konzert hat Bernd Kortenkamp, der die Vernissage mit klassischer Gitarrenmusik bereicherte.

Gutes Judiz

Als er die Bilder von Serap Riedel vor etwa 2 Jahren im ersten Mal gesehen habe sei für ihn sofort klar gewesen, dass man Bilder dieser Künstlerin unbedingt ausstellen müsse, bekannte OLG Präsident Johannes Keders in seiner Eröffnungsrede. Seinem Amte entsprechend hat er damit ein gutes Judiz gezeigt. Auch Bürgermeisterin Monika Simshäuser war ersichtlich von der Ausstellung angetan. Das machte sie nicht nur in ihrem Grußwort klar. Sie nahm sich viel Zeit für ein Gespräch mit der Künstlerin und einen gemeinsamen Gang durch die Ausstellung.

Abstrakte Bilder ohne Titel, aber mit Namen

Serap Riedel gibt ihren abstrakten Bildern keine Titel, denn sie möchte die Betrachter nicht lenken oder in der Interpretation beeinflussen, sondern ihnen Raum für Entdeckungen lassen.
Obwohl ohne Titel, haben die Bilder doch Namen, wie die Künstlerin erklärt. Namen, die jeder Betrachter für sich selbst herausfinden muss, wenn er sich in die Bilder vertieft und der Bildsprache lauscht. Namen, die für jeden Betrachter anders sein können. Müsste ich dem großen Bild einen Namen geben, ich müsste nicht lange überlegen. Für mich kann es nur der Ausstellungstitel sein: Die Stimmen der Farben. Ich habe sie vernommen.

Das Oberlandesgericht Hamm als Ausflugsziel

Man kann das Oberlandesgericht Hamm derzeit zum Ausflugziel ausrufen. Schade ist, dass der Besuch der Ausstellung nur zu den allgemeinen Öffnungszeiten montags und dienstags von 7.30 bis 16.00 Uhr und mittwochs bis freitags von 7.30 bis 15.30 Uhr und somit nicht am Wochenende möglich ist. Wer es einrichten kann, sollte sich die Ausstellung, die noch bis zum 20. Juni 2016 gezeigt wird, nicht entgehen lassen und sogar mehrfach vorbei schauen.

Autor:

Friedel Dreigeis aus Duisburg

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