Flüchtling aus Afghanistan überzeugt als Schülerpraktikant mit Fleiß und Freundlichkeit
Der sechzehnjährige Moshtaba Hakimi ist ein so genannter „Umf“. Das ist der offizielle Ausdruck im Amtsdeutsch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Krisengebieten, wie sie in den letzten Monaten zu tausenden über das Meer und anschließend über die Balkanroute zu uns kamen.
So auch Moshtaba aus der Afghanischen Kleinstadt Kapisa, der mit seiner Schwester, seinem Schwager und deren drei Kindern die Heimat verließ, um dem Terror der Taliban zum entgehen.
Die Flucht dauerte zwei Monate und führte die Familie durch Pakistan, dem Iran bis zur Türkischen Grenze. Anschließend ging es über die ganze Balkanroute weiter bis nach Deutschland, wo sie im letzten Oktober ankamen. In der Türkei wurde die Familie getrennt, Moshtaba reiste mit einem seiner Neffen allein weiter. Hart war die Zeit übrigens in der Türkei, wo der Junge quasi obdachlos in kaputten Häusern nächtigen musste. Gern erinnert er sich an die Freundlichkeit der Menschen in Serbien und Kroatien. Problematisch war es hingegen in Mazedonien.
Seit seiner Ankunft vor fünf Monaten lebt Moshtaba in einer Unterkunft in Bergkamen und wird von Mitarbeitern des Schwerter Netzes betreut. Milan Gabriel ist Sozialarbeiter beim Schwerter Netz und betreut mit seinen Kollegen unter anderem auch diesen jungen Flüchtling. „ Aufgrund des Erlebten sollte man eigentlich davon ausgehen, dass Moshtaba eher traumatisiert ist, doch das Gegenteil ist der Fall. Er ist offen für alles und begeistert sich für viele Dinge in seiner neuen Welt. Das ist nicht bei allen Menschen der Fall, die überwiegend nur Negatives erlebt haben.“ Begeistert ist auch Karsten Berger, Marktleiter beim Hagebaumarkt in Bergkamen. Moshtaba besucht zurzeit die neunte Klasse einer Realschule in Oberaden und absolvierte im April ein 3-wöchiges Schülerpraktikum beim Hagebaumarkt.
„Am Anfang war ich, ehrlich gesagt, zunächst etwas skeptisch gegenüber dem neuen Praktikanten“, gesteht Berger.“ Man hatte schließlich ja auch noch keine Erfahrung mit Menschen aus diesen Krisengebieten“. Doch die Skepsis wich sehr schnell, als er merkte, wie fleißig und wissbegierig der neue Praktikant an die Sache heran ging. Moshtaba durfte beispielsweise Waren einsortieren und Holzhütten streichen. „Häufig musste ich ihm sagen, dass er Feierabend hat, sonst hätte er weiter gearbeitet,“ lobt Berger. Doch nicht nur er, auch alle anderen Mitarbeiter der Baumarktfiliale sind voll des Lobes über den Sechzehnjährigen, der mit seiner Freundlichkeit und Sorgfältigkeit alle in seinen Bann zog. Aus diesem Grund bot man ihm auch an, nach dem Praktikum weiter im Hagebaumarkt auszuhelfen. Karsten Berger:“ Ich war erstaunt darüber, wie schnell Moshtaba die Handlungsprozesse hier verstanden hat.“
Probleme mit der Integration hat Moshtaba, der übrigens gerne in Deutschland bleiben möchte,
anscheinend nicht. Nach der Schule besuchte er bereits mehrfach ein Probetraining bei den Fußballern von TuRa Bergkamen. Auch sein Berufsziel hat er jetzt schon fest im Auge: Eine Ausbildung als Elektrotechniker, um später als Informatiker zu arbeiten.
Autor:Jörg Prochnow aus Kamen |
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