Ein Bild - Eine Geschichte
Glaubensbrüder
Langsam kam der alte Mann in Sicht. Benlin wunderte sich über den Namen, den man den Felsen gegeben hatte, denn er fand, dass sie überhaupt nicht wie ein Mann aussahen. Er rückte sein Bündel zurecht, fasste seinen Wanderstab fester und legte die letzten Meter bis zum Treffpunkt zurück. Francken war noch nicht da. Benlin schaute nach dem Stand der Sonne. Er war zur rechten Zeit angekommen und es sah Francken gar nicht ähnlich, zu spät zu kommen. Heute sollte Benlin in die Gemeinschaft der Söhne der Sonne aufgenommen werden und Francken war sein Leitstrahl. Er hatte ihn bekehrt und sollte für das nächste Jahr sein Gefährte sein. Wo also war er? Stimmen näherten sich, doch Benlin kannte sie nicht. Er zögerte. Die Söhne der Sonne wurden verfolgt, denn sie versprachen ein Leben in Licht und Erlösung, frei von der Unterdrückung des Königs. Es war gefährlich, mit ihnen gesehen zu werden, oder sich gar zu ihnen zu bekennen. Der König sah in ihnen eine Gefahr für seine Herrschaft und warf jeden Sohn der Sonne, dessen er habhaft werden konnte, in sein finsteres Verlies. Was sollte er tun? Vielleicht war Francken verhindert und hatte einen Glaubensbruder geschickt, um Benlin zu holen. Oder sollte er sich verstecken und so vielleicht ein Leben in Freiheit verpassen? Benlin zögerte einen Moment zu lang. Zwei Soldaten kamen den Weg hinauf. Benlin wandte sich zur Flucht, doch sie brachten ihn mit einer Schleuder zu Fall. „Wusste ich doch, dass der andere nicht alleine sein konnte.“ Sie zogen ihn hoch und fesselten seine Hände. Benlin versuchte, sich zu wehren, die Hände von den Fesseln zu befreien, doch die Soldaten lachten nur rau über seinen kläglichen Versuch. Sie packten ihn fest an den Armen und zogen ihn mit sich. „Genieße die letzten Sonnenstrahlen, denn du wirst für lange Zeit kein Licht mehr sehen!“
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Autor:Sabine Kalkowski aus Bergkamen | |
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