Ein Bild - Eine Geschichte
Die verbotene Tür
Die verbotene Tür
Unentschlossen starrte Sina auf das helle Flackern, das unter der Tür hervordrang. Im ganzen Schloss durfte sie sich frei bewegen, nur dieser eine Raum war ihr verwehrt. Sie hatte es ihrem Prinzen versprochen und sie wusste, wenn sie ihr Versprechen brach, würde er sie aus dem Schloss verbannen. Sie legte ihre Hand auf den Knauf, wollte ihn schon drehen, zog dann die Hand wieder zurück. Sie würde ihn enttäuschen und traurig machen und das hatte er nicht verdient. Er war so gut zu ihr. Er hatte sie von der Straße geholt, ihr ein Zuhause gegeben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Sie liebte ihn aus tiefstem Herzen und langweilte sich schrecklich, wenn er das Schloss verließ. Er war nun schon seit drei Tagen fort und fehlte ihr. Sein Lachen, seine spannenden Geschichten, mit denen er sie unterhielt. Gerne hätte sie ihm mehr geschenkt, doch ihre Gesellschaft schien ihm zu genügen, ihre weiblichen Reize schienen ihm gar nicht aufzufallen. Es umgab ihn etwas Geheimnisvolles, ihren Prinzen. Er gab ihr nie eine Antwort, wenn sie nach seinen Reisen fragte, oder was sich in diesem Zimmer verbarg. Aber er war weit weg, er würde es nie erfahren. Nur ein kurzer Blick, was sollte schon passieren. Sina drehte den Knauf und das Leuchten erlosch. Langsam schob sie die Tür auf, doch bevor sie einen Blick in das Zimmer werfen konnte, legte sich eine Hand auf die ihre und zog die Tür wieder zu.
„Ich habe dich gewarnt, Liebes, und doch konntest du meine Bitte nicht erfüllen.“
Unendliche Trauer schwang in der Stimme des Prinzen mit.
„Bitte …“, Sinas Kinn zitterte und ihre Stimme drohte zu versagen. „Bitte vergib mir.“
Doch der Prinz schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. Du musst jetzt gehen.“ Er nahm sie an die Hand und brachte sie zur Tür.
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Autor:Sabine Kalkowski aus Bergkamen | |
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