Ein Bild - Eine Geschichte
Die fünf Türme
„Du musst der Schlange aus Eisen folgen!“
„Welcher?“
„Dieser, Mipsi!“ ungeduldig deutete Rana auf den Schienenstrang vor sich.
„Nenn mich nicht Mipsi! Ich bin kein Kind mehr!“ Verstimmt verschränkte Mipas die Arme vor der Brust.
„Dann benimm dich nicht so.“ Ranas Geduld war am Ende. „Ich frage mich, ob es nicht ein Fehler ist, dich zu schicken. Ich werde Sopal bitten, diese gefährliche Aufgabe zu übernehmen.“
Mipas nahm die Arme runter. „Bitte nicht, Rana. Ich kann das.“
Rana sah Mipas einen Moment unentschlossen an. Er war im letzten Jahr groß geworden, aber immer noch ein Kindskopf. Gegen ihren Einspruch hatte der Rat beschlossen, Mipas diese Aufgabe zu übertragen.
„Na schön, pass auf. Du folgst der Schlange aus Eisen. So kommst du direkt auf die fünf Türme zu. Dort haben sie sich versteckt. Sie dürfen dich nicht bemerken.“ Rana starrte Mipas eindringlich an. Wenn die Zwerge ihn bemerkten, würden sie wissen, dass sie nicht allein waren. Wenn sie ihn fassten, würden sie ihn mit Sicherheit töten.
„Zieh nicht so ein Gesicht, Rana. Ich werde vorsichtig sein. Du weißt doch, ich kann mich beinahe unsichtbar machen.“
„Beinahe ist vielleicht nicht genug.“ Rana seufzte und ließ die Schultern hängen. Dann öffnete sie die Arme und Mipas ließ sich von ihr umarmen. „Pass auf dich auf, hörst du? Meine Schwester wird es mir nie verzeihen, wenn dir etwas passiert.“
Mipas drückte sie fest. „Mach dir keine Sorgen Rana. Ich weiß, was auf dem Spiel steht.“
Er ließ sie los und sah sie ernst an. In diesem Moment erkannte Rana den großen Elfenkrieger, der er einmal werden würde. Er hatte es in sich, wenn er diese Aufgabe überlebte.
„Nun geh, wir haben nicht viel Zeit.“
Sie sah Mipas nach, bis er in dem Pflanzengewirr verschwand, welches die Schienen überwucherte.
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Autor:Sabine Kalkowski aus Bergkamen | |
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