„Drogen manchmal wichtiger als das eigene Kind“: Pflegekinderdienst sucht regelmäßig Ersatzeltern
Manche Eltern sind mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert: Drogen oder Überforderung können dazu beitragen. Manchmal kommt es sogar zu Missbrauch. In diesem Fall wird für die Kinder von Jugendamt und Pflegekinderdienst eine Ersatzfamilie gesucht.
Es gibt regelmäßig Familien, die bei der Erziehung Hilfe benötigen. So erhielt eine Familie mit mehreren Kindern schon seit längerer Zeit Hilfe vom Jugendamt. „Dann gab es Hinweise auf eine Drogenproblematik“, beschreibt Klaus Wächter vom Pflegekinderdienst Bergkamen. „Da die Kinder verwarlosten, mussten wir eingreifen. Die zwei älteren Kinder kamen in ein Heim, und die jüngeren zu Pflegeeltern.“
Suchtprobleme häufig Ursache
Suchtprobleme sind ein typischer Grund für das Eingreifen des Jugendamtes. In einem anderen Fall erhielt der Pflegekinderdienst vom Kindergarten den Hinweis, dass ein Kind von seiner Mutter schlecht versorgt werde. Es stellte sich heraus, dass die Mutter heroinabhängig war. Obwohl sie Unterstützung bei der Hausarbeit durch eine Fachkraft erhielt, wurde sie rückfällig und verschwand schließlich, nachdem sie ihr Kind bei einer befreundeten Familie abgegeben hatte. Der Dreijährige kam erst in eine Diagnostikgruppe und dann zu Pflegeeltern. „Die Mutter hatte möglicherweise kein Interesse an ihrem Kind, da ihr die Drogen wichtiger waren“, vermutet Wächter.
Die Kinder werden behutsam auf den Wechsel vorbereitet. Sie sollen die Trennung vollziehen können. Dazu kommen sie beispielsweise in eine Diagnostikgruppe. Dort werden sie von ihren zukünftigen Pflegeeltern besucht.
In manchen Fällen kommt die Hilfe fast zu spät. Ein eineinhalbjähriges Mädchen etwa wurde erst in Bereitschafts- und dann in Dauerpflege gegeben. „Wir wussten erst nicht, was in der Familie los war. Hinterher wurde aufgeklärt, dass das Kind schon im Alter von wenigen Wochen vom eigenen Vater missbraucht worden war“, schildert Wächter.
Regelmäßige Schulung für die Pflegeeltern
Die Pflegeeltern werden in Kursen geschult. „Wichtig ist uns, dass wir die Eltern gut kennenlernen“, so Klaus Wächter. „Sie sollen uns als Partner verstehen.“ Die Pflegeeltern müssen für ein Pflegekind meist mehr Zeit aufwenden als für ein eigenes. Dafür soll auch die Elternzeit genutzt werden. Die Vermittlung geschieht in Bergkamen incognito, die leiblichen Eltern wissen zum Schutz der Pflegeeltern nicht, wo diese wohnen. Treffen der Kinder mit ihren Eltern finden an einem neutralen Ort statt. Eine Adoption ist möglich.
Für die Bereitschaftspflege stehen Pflegeeltern jederzeit bereit. In Notsituationen müssen sie von hier auf jetzt Kinder aufnehmen können, etwa wenn sie ins Krankenhaus müssen oder zu einer Kur. Es gibt auch Eltern, die selbst erkennen, dass sie nicht fähig sind, ein Kind aufzuziehen.
Infos gibt es bei den Mitarbeitern des Pflegekinderdienstes unter Tel. 02307/965252 und 965409.
Autor:Tobias Weskamp aus Kamen |
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