Naturschutz
Die L821n könnte den Lebensraum des Kammmolchs gefährden
Der Bau der lange geplanten Umgehungsstraße L821n schreitet voran. Ein streng geschützter Molch könnte sich aber als Stolperstein erweisen.
Bei einem Abendspaziergang mit ihrem Mann fielen Kirsten Reschke beim Überqueren der Erich-Ollenhauer-Straße im Bereich der Schlenke mehrere Molche auf dem Bürgersteig auf. "Da ich beim Krötenschutz aktiv bin, haben wir uns spontan entschlossen, Eimer und Taschenlampen zu holen, um die Molche einzusammeln und sicher über die Straße zu bringen", erklärt sie. "Im Laufe der nächsten eineinhalb Stunden haben wir ca. 250 Amphibien einsammeln können. Darunter waren auch streng geschützte Kammmolche. Einer war leider schon dem Verkehr zum Opfer gefallen."
Am nächsten Tag haben die beiden mit Mitgliedern des Krötenschutzes nochmal an der Erich-Ollenhauer-Straße in Höhe der Bushaltestelle „In der Schlenke“ nach Molchen gesucht. "Auch an diesem Abend haben wir unter anderem vermehrt ausgewachsene Kammmolche gefunden", berichtet Kirsten Reschke.
Die Funde deuten laut Kirsten Reschke darauf hin, dass die Kammmolche die Wiese neben dem Schwanenweiher bis zur Schlenke über den Sommer als Lebensraum nutzen und jetzt von dort aus zu ihren Winterquartieren wandern. "Genau in diesem Bereich soll in naher Zukunft der Kreisverkehr für die L821n entstehen. Die L821n würde den Lebensbereich der Kammmolche komplett zerstören."
Wie man unter anderem beim NABU erfahren kann, ist der Kammmolch europaweit geschützt nach der FFH-Richtlinie (Anhang II und IV) und „streng geschützt“ nach Bundesnaturschutzgesetz. Streng geschützte Arten dürfen weder gefangen, verletzt noch getötet werden. Außerdem ist es nicht erlaubt, sie durch Aufsuchen ihrer Lebensstätten zu beunruhigen. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW zählt den Kammmolch zu den planungsrelevanten Arten: „Der Kammmolch ist in Nordrhein-Westfalen die seltenste heimische Molchart und gilt als ‚gefährdet‘ .“
Straßen.NRW erklärte auf Anfrage, dass man darauf achte, dass der Molch nicht durch die Bauarbeiten gefährdet werde. Die Situation werde überprüft. Dass es im nahegelegenen Schwanenweiher Kammmolche gebe, sei bekannt. "Daher haben wir eine so genannte Umweltbegleitung dabei", erklärt Bastian Felgenhauer von Straßen.NRW. Diese achte darauf, dass keine geschützten Arten zu Schaden kommen. Bei Bedarf könnten die Tiere auch umgesiedelt werden. "In der Regel ist das aber nicht notwendig, da die Tiere meist außerhalb der Baustellen leben."
Generell komme so etwas bei Bauarbeiten immer mal wieder vor, in der Innenstadt natürlich weniger als auf dem Lande, so Felgenhauer. "Meist kommt es bei Gewässern vor."
Zum Schutz der Tiere werde es einen 40 cm hohen Zaun geben, damit sie nicht auf die Straße bzw. auf die Baustelle gelangen können. Der Zaun werde erst provisotisch aufgestellt, dann dauerhaft.
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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