Ein Bild - Eine Geschichte
Weihnachtsbaum
Die kleine Gnomin Nida wurde von lautem Geraschel, das von heftigem Schnaufen und Fluchen begleitet wurde, unsanft aus dem Schlaf gerissen. Es schien von Höhleneingang zu kommen. Sie kuschelte sich fester in ihre Wollgrasdecke und hoffte, dass sie das Ganze nur geträumt hatte. Doch der Krach hörte nicht auf.
„Schau nach, was da los ist, Krom“, murmelte sie ihrem Gefährten zu, doch der regte sich nicht. „Krom!“ Nida hob ihre Stimme, doch es kam von Krom keine Reaktion. Sie schälte sich aus ihrer Decke und warf einen Blick auf Kroms Lager. Als sie sah, dass es leer war, legte sich ihr kleines, grünes Gesicht in ärgerliche Falten. Nun wusste sie, wer sie da geweckt hatte. Jemand, der genau wusste, dass sie gerne lange schlief. Der würde was erleben! Wütend stampfte sie zum Höhleneingang, die Wollgrasdecke gegen die Kälte fest um die Schultern gewickelt.
„Krom, was?!“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Vor ihr wackelte ein großer Tannenast hin und her. Rechts und links neben ihm waren ein paar grüne Füße zu sehen. Das Fluchen kam aus dem Ast. Dieser erzitterte ein letztes Mal, dann kehrte Ruhe ein. Nur noch Kroms Schnaufen war zu hören. „Krom was soll das?“, fragte Nida ärgerlich.
Kroms Gesicht schob sich zwischen die Zweige und schaute sie bestürzt an. „Wieso bist du schon wach? Es sollte doch eine Überraschung werden.“ Krom löste sich von dem Ast, der nun aufkrecht in einem Loch steckte. „Du findest doch die Weihnachtsbäume der Menschen so schön und da dachte ich …“ Krom zeigt auf einen kleinen Haufen getrockneter Beeren und Nüsse, die er schon mit Fäden aus Gras versehen hatte. Er schaute Nida besorgt an, denn er hatte anhand der Falten in ihrem Gesicht erkannt, dass sie verärgert war. Doch die Falten verschwanden. Nida legte die Decke zur Seite, gab Krom einen dicken Kuss auf die Wange und begann vergnügt, ihren Weihnachtsbaum zu schmücken.
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Autor:Sabine Kalkowski aus Bergkamen | |
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