Ein Bild - Eine Geschichte
Schlafende Drachen
Mit einem Ruck war Max hellwach. Er richtete sich in seinem Bett auf, um einen Blick durch den Spalt zwischen den Vorhängen zu werfen. Es war noch dunkel. Enttäuscht ließ Max den Kopf zurück auf das Kissen sinken. Es dauerte bestimmt noch eine Stunde, bis seine Großeltern aufwachten. Opa wollte ihn heute doch in ein Geheimnis einweihen. Als Oma Max eine Stunde später wecken wollte, fand sie ihn bereits fertig angezogen auf dem Bett sitzend vor.
„Na so was!“, staunte sie. „Du kannst es kaum erwarten, oder?“, lachte sie und Max nickte heftig. Am Frühstückstisch zappelt Max so heftig herum, dass Oma kurzerhand das Frühstück für ihn und Opa einpackte und die beiden aus der Küche warf. Mit dem Frühstück im Rucksack machten sie sich auf den Weg. Schmunzelnd schaute Opa auf seinen Enkel herab, der neben ihm her hüpfte. Opa schüttelte den Kopf.
„Was ist denn bloß los mit dir? So aufgedreht bist du doch sonst nicht!“
„Na, das Geheimnis!“, rief Max zwischen zwei Hüpfern und Opa lachte.
Eine Stunde später hatten sie den Hügel hinter dem Dorf erklommen und Max ließ sich japsend auf den Boden plumpsen. Den Berg hinauf zu hüpfen, war sehr anstrengend gewesen. Opa schmunzelte wieder, setzte sich neben Max und stopfte sich in aller Ruhe seine Pfeife. Schließlich kam Max wieder zu Atem und richtete sich auf. Er schaute sich um und dann seinen Großvater an. Der deutete auf den Hügel gegenüber, aus dem, in einer Reihe aufgereiht, ein paar Steine ragten. Max zog ein langes Gesicht. Die kannte er doch schon. Opa nahm seine Pfeife aus dem Mund und räusperte sich.
„Unter dem Hügel schläft seit tausend Jahren ein Drache und die Steine, die du dort siehst, sind keine Steine, sondern seine Rückenzacken. Manchmal kannst du ihn hören.“
Max machte ein entrüstetes Gesicht.
„Opa! Ich bin schon zehn!“, sagte er aufgebracht. „Ich glaube auch nicht mehr an den Weihnachtsmann!“
Opa zog nur eine Augenbraue hoch.
In diesem Moment drang ein tiefes Grummeln aus der Erde und der Boden zitterte spürbar. Max klappte den Mund auf und starrte seinen Großvater mit großen Augen an. Der nickte ernst.
„Siehst du? Du solltest aufpassen, was du sagst. Er kann dich hören!“
Autor:Sabine Kalkowski aus Bergkamen | |
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