Ein Bild - Eine Geschichte
Wunderwald
Mühsam kämpfte sich Tiki durch das Unterholz.
„Langsamer!“, ermahnte die kleine Elfe ihren Reitkäfer, als ihr erneut ein Zweig in das Gesicht schlug. Doch ihr Reitkäfer stürmte weiter, ohne auf sie zu hören. Schließlich gelang es ihr, einen seiner Fühler zu packen und durch einen kräftigen Ruck daran, ihn zum Stehen zu bringen. Ärgerlich klapperte er mit seinen Esszangen. Tiki wischte sich ein paar Spinnweben aus dem Gesicht und richtete ihr Haar, so gut es ging.
„Schau, wie ich aussehe, Mops!“, tadelte sie ihren Käfer entrüstet, der klapperte aber nur ungeduldig weiter mit seinen Esszangen.
„Hast du etwa mit Klops gewettet, wer am schnellsten beim Versammlungsbaum ist?“, fragte Tiki ärgerlich. Klops war der Reitkäfer ihrer Schwester. Mops gab ein zischendes Geräusch von sich.
„Kommt gar nicht in Frage!“, schimpfte Tiki.
„Wenn du weiter so durch das Unterholz rast, sehe ich bald aus, als ob ich frisch aus dem Bett komme! Ich soll doch heute einen Vortrag über die Kräuter im Wunderwald halten. Hast du das vergessen?“
Mops klapperte nur wieder ungeduldig.
In diesem Moment brach mit einem Krachen ein weiterer Reitkäfer durch den Busch, der bereits Tiki einen Kratzer verpasst hatte. Tikis Schwester Taka klammerte sich verzweifelt an Klops, der wie eine Dampfwalze weiterstürmte und Taka schließlich an einem tiefhängendem, bemoosten Ast abstreifte. Die Beine japsend in die Höhe gestreckt, blieb sie wie eine Schildkröte auf dem Rücken liegen, während ihr Reitkäfer zwischen ein paar Steinen verschwand. Zeternd rappelte sich Taka auf und kam zu Tiki zurückgestapft.
„Die beiden haben wieder gewettet, oder?“, meckerte sie schon von weitem. Mops wackelte nur ungerührt mit seinen Fühlern.
„Schau, wie ich aussehe!“, schimpfte Taka und versuchte vergeblich ihr Kleid zu richten.
Tiki hielt Taka ihre Hand hin.
„Komm schon, wir kommen sonst zu spät!“
Taka seufzte und ließ sich von Tiki auf den Käfer ziehen. Sofort stürmte Mops weiter, ohne auf die entrüsteten Rufe der zwei Elfen auf seinem Rücken zu achten. Vielleicht konnte er Klops ja noch einholen…
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Autor:Sabine Kalkowski aus Bergkamen | |
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