Ein Bild - Eine Geschichte
Nebeldämmerung
Langsam dämmerte der neue Tag hinauf. Zögerlich wich das Schwarz einem hellen Blau. Doch der Nebel hielt sich hartnäckig und hüllte die Wiese in eine dicke Schicht aus weißem Dunst. Nur schemenhaft ließen sich die gerade ergrünenden Bäume erahnen. Angestrengt reckte sich Krom in die Höhe, um über ein paar besonders hohe Grasbüschel schielen zu können. Hatte sich bei den Bäumen nicht etwas geregt? Er konnte einen Blick auf einen Wirbel im Nebel erhaschen. Der kleine Gnom ließ sich zusammensacken und verschwand wieder in der Wiese, die sein zu Hause war. Am Rand der Wiese, bei dem großen Pfosten, der einmal zu einem Zaun gehört hatte, befand sich seine kleine Höhle, in der Nida, seine Frau schon angespannt auf ihn wartete.
„Und?“, fragte sie aufgeregt. „Hast du etwas gesehen?“ Krom schüttelte sich den Tau aus dem Pelz und ließ sich auf das weiche Lager aus Heu und Daunenfedern plumpsen.
„Und?“ Nida hockte sich zu ihm und stupste ihn an.
„Ich weiß nicht…“, knurrte er. Nida riss die Augen auf.
„Wie, du weißt nicht?!“ Krom verzog das Gesicht. Manchmal konnte Nida eine richtige Nervensäge sein.
„Der Nebel ist noch sehr dicht. Ich denke, bei den Bäumen hat sich etwas bewegt. Ich werde nachher noch mal einen Blick riskieren.“
Nida zog ein enttäuschtes Gesicht, aber es hellte sich gleich wieder auf.
„Er kommt immer im Nebel. Er steht bestimmt gleich im Eingang. Ich mache schon mal was zu Essen!“, sprach sie und verschwand in der Speisekammer.
Krom schüttelte den Kopf. So ging das schon seit drei Tagen. Nida machte ihn ganz irre. Sie schien vergessen zu haben, dass Großvater nie bei Nebel kam. Vielleicht morgen…
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Autor:Sabine Kalkowski aus Bergkamen | |
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