Hinter Gittern: Holz-Erde-Mauer des Römerlagers in Bergkamen
Ja, eigentlich hätte es ja ein Nachbau des Nordtores werden sollen. Doch letztendlich - aufgrund zahlloser finanzieller Hürden - gönnte sich die Stadt Bergkamen nur einen wenige Meter langen Nachbau eines Mauerstücks - immerhin mit Wachturm. Zu finden ist der Nachbau an der nordöstlichen Ecke des Römerbergwaldes, wo sich früher einmal der große Spielplatz befunden hat. .
Doch auch dieses kleine Fragment der ehemals fast drei Kilometer langen Umwehrung des Lagers ist ein durchaus beeindruckendes Zeugnis der damaligen Ereignisse. Drei Meter breit, drei Meter hoch muss dieses Bauwerk auf die damals hier heimischen Menschen durchaus furchteinflößend gewirkt haben.
Zwar haben die Sugambrer schon längst nicht mehr auf den Bäumen gelebt, wie es jüngst hieß, doch das straff durchorganisierte Militärwesen war den in Familienverbänden lebenden Ur-Bergkamenern völlig fremd.
Was wollten die Römer eigentlich in Bergkamen?
Kaiser Augustus schickt 12. v Chr. seinen Stiefsohn Drusus auf Feldzug in das Germanien auf der anderen Seite des Rheins und zieht bis zur Weser. Sein Auftrag: Die kriegerischen Germanen, die schon so oft Überfälle in das römische Imperium hinein getätigt hatten, zu "befrieden" - und eine römische Provinz Germanien zu gründen.
Das Lager
Drusus gründet auf dem Rückweg von der Weser 11 v. Chr. das Lager Oberaden im Spätsommer/Herbst.
Der Standort bietet eine gute Rundumsicht , ist leicht zu verteidigen und durch die Sümpfe und Flussniederungen von Seseke und Lippe vor Angriffen geschützt.
Die enorme Lagergröße von 56 ha zeigt die „Wertschätzung“ der Römer für ihren germanischen Feind - Oberaden war zu seiner Zeit das größte römische Heerlager nördlich der Alpen und bot Platz für zwei Legionen plus Hilfstruppen, insgesamt 15.000 Mann.
Das Oberadener Lager war gemäß den damaligen römischen Standards erbaut worden: langrechteckig mit abgerundeten Ecken
Die Kasernen - also die Wohnstätten der Soldaten - lagen am Rande des Lagers, komfortablere Offizierswohnhäuser, Lazarett, Werkstätten, Speicher, Ställe, Stabsgebäude (principia) und das palastartige Wohngbäude des Lagerkommandanten (praetorium) befanden sich im Zentrum des Lagers.
42 Meter breite Straße
Zwischen den Kasernen und den anderen Bauten verliefen vermutlich mit Sand befestigte Straßen, z. B. die 42 Meter breite Via principalis (Lager-Hauptstraße), in deren Mitte sich holzverschalte Entwässerungsgräben befanden
Die Militärlager der Römer waren NIE Festungsanlagen, da man den Kampf immer in der offenen Feldschlacht führte, trotzdem verzichtete man nicht auf eine beeindruckende Umwehrung:
Die Mauer
Der Graben war 4,50 Meter breit, 2,50 Meter tief, wo es der Boden zuließ (schwieriges da welliges Gelände mit einem hohen Grundwasserspiegel und regelmäßigen Überschwemmungen)
Holz-Erde-Mauer: 3 Meter breit, 3 Meter hoch, zwei Pfostenreihen mit Erde aus dem Grabenaushub gefüllt. Der Graben und die Mauer umgaben das Lager auf einer Länge von fast drei Kilometern, dazu vier Toranlagen und 100 Türme.
Alle vier Toranlagen des Römerlagers hatten etwa den gleichen Grundriss: die Torwangen waren nach innen gezogen, so dass die Durchgänge weit zurückversetzt lagen, auf diese Weise bildete sich ein Hof, der für die Verteidiger leicht zu beherrschen war
6.000 Legionäre arbeiteten daran drei Jahre lang, fällten über 9.000 Bäume – vor allem Eichen – und bewegten 44.000 Tonnen Erde
Die Mauer - heute
Frisch eingeweiht kann man die Mauerrekonstruktion leider nur durch die Gitter eines hohen Zaunes bestaunen. Zwar wird es geführte Besichtigungen geben, doch dem zufällig Vorbeikommenden bleibt nur der Blick durch den Zaun.
Schade, dass die Erfahrungen mit Graffitisprühern und Abkömmlingen vom Stamm der Vandalen es nicht erlaubt, das Mauerstück frei zugänglich zu halten.
Autor:Elke Böinghoff aus Unna |
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