Schallplatten reisen per Bus an
Der Vinylbus kommt nach Bergkamen
Schallplattenfreunde sollten sich den Freitag, 15. Oktober, merken: Von 12 bis 19 Uhr steht der Vinylbus vor Euronics Berlet, An der Bummannsburg 6 in Bergkamen. Eigentümer Michael Lohrmann hat sich ganz seiner Passion für Vinylschallplatten verschrieben und hat in seinem umgebauten Schulbus viele „Schätze“ dabei.
Die Schallplatten im Vinylbus sind quer durch die Bank aus vielen Musikrichtungen; alles bis auf Schlager, Volksmusik und klassischer Musik. Hauptsächlich aber – Rock. „Etwa 70 Prozent sind aus dieser Musikrichtung“, beschreibt Michael Lohrmann, Besitzer des ungewöhnlichen Plattenladens auf vier Rädern.
Den Vinylbus gibt es seit zwei Jahren. „In meinen vorherigen Leben hatte ich einen Verlag“, erinnert sich Lohrmann. In diesem gab er unter anderem die Musikzeitschrift „Mint“ heraus, die sich vorrangig mit Vinylschallplatten beschäftigt. Vor zwei Jahren hat er den Verlag dann verkauft: „Ich wollte nach 30 Jahren mal wieder etwas anderes machen.“
Eine Passion für Schallplatten hatte Lohrmann schon immer. „Ich hatte regelmäßig welche gekauft und sie dann im Keller gelagert, bis mich meine Freundin fragte, was ich damit machen will“, erzählt Lohrmann. So kam er auf die Idee mit dem Vinylbus. Das heißt, eigentlich überlegte er zuerst einen Plattenladen aufzumachen. „Aber ich habe mich dann doch gegen einen stationären Laden entschieden. Wir haben schon so viele in der Stadt, mit deren Inhabern ich befreundet bin“, so der Dortmunder. „Ihnen wollte ich keine Konkurrenz machen.“
Durch Bücherbusse kam er schließlich auf die Idee mit dem rollenden Plattenladen. Schnell kam der Gedanke auf: Ein US-amerikanischer Schulbus soll es sein. Ein Jahr lang hat er das Gefährt, ursprünglich aus Florida, umgebaut. Ende 2019 ging es los. Bis März 2020 hatte er 33 Termine – dann kam der erste Lockdown. Anderthalb Jahre stand der Bus dann still. Alle Termine mussten gecancelt werden.
„Die ersten zwei, drei Monate war das sogar ganz erholsam“, erinnert Lohrmann sich. „Aber dann fiel mir die Decke auf den Kopf.“ Umso froher ist er, dass es jetzt wieder losgeht. In der „freien Zeit“ hat er sein Lager ordentlich aufgestockt: Etwa 30.000 Platten hat er derzeit. Auf neue Ware ist er daher derzeit nicht angewiesen, hat aber trotzdem Interesse an weiteren Sammlungen. Interessierte können sich bei ihm per Mail melden (siehe unten).
Seine Begeisterung für Vinyl erklärt Lohrmann damit, dass Schallplatte hören eine ganz andere Qualität habe als CD oder Stream. Dabei drückt man nur einen Knopf. „Bei einer Schallplatte dagegen legt man den Tonarm auf, säubert ihn gegebenenfalls und hört sorgfältig zu. Das sorgt für Entschleunigung.“ Auch die Haptik, das größere und damit besser erkennbare Cover und die bessere Klangqualität seien nicht zu verachten.
Dafür, dass der Bus vor allem Rockplatten beinhaltet, gibt es zwei Gründe. Der eine ist praktischer Natur: „Wenn ich alle Musikgenres gleich behandeln wollte, könnte ich immer nur die Top-Interpreten dabeihaben.“ Der andere Grund: „Es trifft auch meinen persönlichen Geschmack“, verrät er schmunzelnd. Seine Lieblingsband ist seit dem Alter von sieben Jahren Pink Floyd.
Bevorzugt fährt er mit dem Bus in Orte, in denen es keine Plattenläden gibt. Ab und an kooperiert er aber auch mit Plattenläden und stellt den Bus vor oder neben ihren Laden. „Das gibt dann meist ein kleines Happening“, freut er sich. „Oft kommen Stammkunden, die man schon gut kennt.“
„99 Prozent meiner Besucher sind geimpft“, freut er sich. Hauptsächlich kommen „alte weiße Männer“, sagt er ironisch, „die aber entgegen dem Klischee angenehme Zeitgenossen sind“. Oft kämen aber auch jüngere Leute. „Das freut mich auch sehr.“ Denn schließlich könne es auch diesen nicht schaden, den Stress zu vergessen, das Tempo runterzufahren – und entspannt ein paar Platten zu kaufen und vor allem zu hören.
Infos gibt es auch unter vinylbus.de. Kontakt aufnehmen kann man per Mail an kontakt[at]vinylbus.de
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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