Schützenfeste im Sauerland fallen aus
Eine harte Probe: Arnsbergs Kreisoberst Dönneweg appelliert an die Solidarität
Mit der Ankündigung der Bundesregierung in Übereinstimmung mit den politischen Verantwortlichen der Länder, bis zum 31. August alle Großveranstaltungen abzusagen, werden auch die im Sauerland äußerst beliebten Schützenfeste nicht stattfinden. Das Kreisschützenfest im September unter der Regie der Bruderschaft St. Antonius Herdringen wurde dabei bereits im Vorfeld abgeblasen. Auch Arnsbergs Kreisschützenoberst Dietrich-Wilhelm Dönneweg hat sich Gedanken über die dramatische Situation gemacht. Im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger gibt er Einblick in die Lage.
„Ich kann nur für den Kreisschützenbund Arnsberg sprechen, der die ehemaligen Ämter Warstein, Freienohl, Stadt Arnsberg, Stadt Neheim-Hüsten, Sundern, Balve und Hüsten betreut. Wir haben insgesamt 59 Vereinigungen mit 40.000 Schützen. Die Gedanken zur Ausrichtung fingen bereits mit dem Beginn der Pandemie an. Große Unsicherheit bestand anfangs in der unklaren Regelung, wie Vorstände mit dem Thema umzugehen hatten. Keiner wusste so recht, ob man nun ein Fest vorbereiten sollte oder nicht. In erster Linie war es eine Frage über eventuelle finanzielle Folgen. Der Kreisvorstand war im engen Kontakt mit den Verantwortlichen, um sich permanent auszutauschen. Es war wichtig, dass der Kreisvorstand Auskünfte weitergab, aber auch Infos von den Vereinen bekam. Jetzt gibt es eine klare Regelung auf der politischen Ebene und damit ist klar: keine Schützenfeste bis 31. August."
Verschiebung "kaum möglich"
"Den Jahreshöhepunkt nach hinten zu verschieben ist kaum möglich. Wir haben 59 Vereine und die haben ihre Feiern in den Monaten April bis Ende August veranstaltet. Zur Ausrichtung gehört ein großer zeitlicher und finanzieller Aufwand. Musik muss bestellt, das Catering organisiert werden, Schützenhallen sind herzurichten, andere Vereine werden eingeladen, um zum einen die Gemeinsamkeit aber auch den Umsatz zu gewährleisten. Wenn also alle Vereine ihr Fest in die Monate September/Oktober verlagern, so würde dies Chaos bedeuten. Es ist zu bedenken, was die ansässigen Brauereien für die Vereine als Equipment bereithalten und in acht Wochen bereitstellen müssten, ein logistisches Problem. Bier und Getränke zu liefern, ist dagegen sicherlich kein Problem. Also, 59 Schützenfeste in zwei Monaten, ein schwieriges Unterfangen.
Wer geht hin?
Und dann die große Frage: Wer wird denn kommen, habe ich den entsprechenden Umsatz, um zum einen das Fest und zum anderen die Kosten aufzufangen. Die Bevölkerung ist im Moment derartig ängstlich und wird sich gut überlegen, eine solche Veranstaltung zu besuchen. Traditionell führen bereits viele Vereine Winterschützenfeste oder andere Events durch. Wahrscheinlich wird dieser Brauch beibehalten. Aber auch hier die bange Frage, wer und wie viele gehen hin. Auch wenn bis dahin zwei oder drei Monate ins Land gezogen sind.
Solidarität gefragt
Es gibt Vereine, die werden eine Nullrunde überstehen. Ebenso gibt es Vereine, die werden finanziell zu kämpfen haben, an erste Stelle die kleineren Vereinigungen, die kein großes Finanzpolster aufweisen. Hinzu kommt, dass sonstige Ereignisse wie Hochzeiten, Geflügelschauen, Messen, Geburtstage, die bisher Gelder einbrachten, wegfallen. Hier ist die Solidargemeinschaft gefordert, und wenn es denn Schützenfeste geben sollte, so ist es sicherlich ein guter Zug, wenigstens diesen Vereinen den Vortritt zu lassen. Wir leben im Moment in einer schweren Zeit und müssen versuchen, gemeinsam diese Pandemie so gut wie möglich zu überstehen. Von jedem von uns werden hierbei Solidarität und Gemeinschaftssinn gefordert. Nicht umsonst sagen wir: „Nur gemeinsam sind wir stark“. Hier muss jeder seinen Beitrag leisten.
Amtszeiten der Könige werden verlängert
"Die Amtszeit der Könige werden entsprechend verlängert, wir haben bisher keine gegenteilige Meinung erfahren. Die vorgesehenen Ehrungen von verdienten Schützen und Königspaaren werden selbstverständlich zur entsprechenden Zeit nachgeholt, ebenso wie Jubiläumsschützenfeste. Das bekommt die große Schützengemeinschaft schon mit eigener Hilfe hin. Die Verträge mit den Musikkapellen sind schon eine andere Hausnummer. Inwieweit man sich entgegen kommt, liegt an dem Verhandlungsgeschick sowohl der Vereinsführer als auch der Kapellmeister. Im Moment werden Gespräche geführt, um eine Möglichkeit zu finden, sich gegenseitig zu helfen. Auch hier ist Solidarität gefordert, denn wir sind alle aufeinander angewiesen. Ebenso sollte bei den Cateringbetrieben, den Schaustellern und den Bierverlagen ein „Gentlemans Agreement“ angedacht werden. Jeder muss die Zeit der Pandemie und ihren Folgen überstehen. Eine sehr schwierige Zeit für Vereine, Zulieferer, Brauereien, Schausteller und natürlich für die Menschen. Für alle wird es schwierig sein, zur Normalität zurück zu finden. Ein sehr komplexes Thema, denn hier wird unsere Tradition und die Solidargemeinschaft auf eine harte Probe gestellt.“
Autor:Lokalkompass Arnsberg-Sundern aus Arnsberg |
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