WPF Westfälische Pflegefamilien. Mit Leben umgeben
Hallo, ich bin Max, 8 Jahre alt und möchte mal Danke sagen ...
Familie ist, wo Leben anfängt und Liebe niemals aufhört! Stimmt das immer? Nein, sicher nicht! Familie sollte auch heute noch genauso definiert werden, aber im Alltag sieht es eben manchmal anders aus. Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum sich Eltern heute überfordert fühlen. Vielleicht sind die leiblichen Eltern selber noch halbe Kinder oder es sind widrige Lebensumstände die dazu geführt haben, dass ein Kind innerhalb der Familie vernachlässigt oder sogar misshandelt wird.
Hier ist die Geschichte vom kleinen Max: Es gab eine Zeit, da mochte Max gar nicht mehr nach Hause gehen. Er hätte nie geglaubt, dass es ihm in der Schule besser gefällt, als bei Mama und Papa. Doch in der Schule waren alle nett und freundlich. Zuhause aber wurde nur noch gemeckert, geschrieen und geprügelt. Papa verhaute die Mama und wenn Max in panischer Angst, um seine Mama laut weinte, bekam auch er eine Tracht Prügel. In der Schule gab es jeden Mittag etwas zu essen und da griff Max immer richtig zu. Zuhause gab es ja schon lange nichts mehr. Er durfte nach dem Unterricht nicht, wie all die anderen Kinder, spielen und ausgelassen rumtollen. Max musste nach Hause. Papa war ja jetzt immer da, weil Mama ganz viel arbeiten musste und er durfte Papa nicht stören beim trinken und fernsehen. Wenn er es doch tat, ja selbst wenn er den Papa nur fragte, ob er ihm bei den Rechen-aufgaben helfen könne, passierte es, dass Papa ihn schlug. Anfangs waren es "nur" Ohrfeigen und schlimme Worte die Papa dabei schrie. Aber je mehr Papa trank, umso schlimmer verprügelte er Max und dann sperrte er ihn, oft für Stunden in den dunklen, feuchten Besenschrank. Dort musste Max ganz still sein. Wenn er weinte, weil ihm das Angst machte, schlug ihn der Vater erneut. Wenn Mama nach Hause kam, trank sie mit Papa und er blieb im Schrank. Wenn Mama, Max dann rausholte und sah, dass er aus Angst Pipi in die Hose gemacht hatte, schlug auch die Mutter zu und sagte, das er ein böses Kind sei. Mama und Papa sagten, dass sie ihn nicht mehr haben wollten und das sie ihn nachts in einen tiefen Wald bringen und dann wegfahren würden, wenn er weiterhin so ungezogen wäre.
Als er einmal ein Glas Würstchen aus dem Schrank holen wollte, stieß er eine von Papas Flaschen um. Max kann sich heute kaum noch daran erinnern, was dann passierte. Er weiß nur noch, dass das was Papa mit ihm gemacht hatte, ganz weh getan hat. Max wurde auf die übelste Weise von seinem Vater verprügelt. Er brach dem Kind mehrere Rippen und einen Arm. Dann setze er Max auf einen Stuhl, schob ihn an den Küchentisch und klebte seine kleinen Händchen mit Sekundenkleber auf der Tischplatte fest. Es war die Polizei die den kleinen Max so fand. Es dauerte lange bis es den insgesamt drei Notärzten gelang, die angeklebten Händchen von der Tischplatte zu lösen. Danach lag Max insgesamt 2 Monate im Krankenhaus ...
Das zuständige Jugendamt tat das einzig richtige und übernahm die Pufferstellung zwischen den Eltern und ihrem Kind. Psychologen führten Gespräche und die Eltern erklärten sich damit einverstanden, dass man für Max eine Pflegefamilie sucht. Das Jugendamt, der Verein für Kinder-und Jugendhilfe in Arnsberg und seinen West-fälischen Pflegefamilien kurz WPF, arbeiten hier eng zusammen, um für Kinder, nach alternativen Lebensorten zu suchen. Heute lebt der Junge in einer WPF Pflege-familie. Max ist ein aufgewecktes, ein quirliges, ein fröhliches, ein liebenswertes Kind. Nur noch manchmal sieht man ihn, wie er nachdenklich die weißen Stellen in seinen Handflächen betrachtet.
Es sind Wunden, die nur schwer heilen wollen ... Dann aber kommt die Pflegemami von Max streichelt ihm liebevoll, zärtlich über die Narben und wischt dem Jungen ein Tränchen aus dem Gesicht. Ein Gesicht das dank des Jugendamtes und der Westfälischen Pflegefamilie heute unbeschwert, neugierig und voller Lebenslust in die Welt guckt. Max ist ein fröhlicher, aufgeweckter Junge, der mit einem kecken Lausbubengrinsen, einen lustigen Streich an den anderen reiht.
Der Verein für Kinder und Jugendhilfe Arnsberg e.V. mit seiner Abteilung WPF verfügt über weit reichende Möglichkeiten sich um eben die zu kümmern, die in unserer Gesellschaft keine Lobby haben, die Kinder. Die Mitarbeiter sind das fachlich kompetente Bindeglied zwischen Jugendamt, den Sorgeberechtigten, den Pflege-familien und den Kindern. "WPF sucht, findet und führt zusammen." Was hier kurz und bündig in einem Satz zusammengefügt worden ist beschreibt einen intensiven, aber wichtigen Prozess. In ausführlichen Gesprächen mit allen Beteiligten, unter Führung von Themenspezifisch sehr gut ausgebildeten Beratungskräften und in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, wird die bestmögliche Basis für das Kind aber auch die Pflegefamilie geschaffen. Ein wichtiger Aspekt ist aber auch, dass die leiblichen Eltern auf Wunsch in die Gespräche und auch die Entscheidungen mit eingebunden werden. Sinn und Ziel ist es, das sich bei den Kindern, das wohlige Gefühl: "Hier bin ich zu Hause, hier darf ich sein und hierher kehre ich täglich, mit einem Lächeln, Liebe im Blick und Herz zurück", stark und unverrückbar verankert wird. Es wird niemand allein gelassen. Keine Frage bleibt unbeantwortet. Jede Möglichkeit wird ausführlich erst eruiert, dann diskutiert und in letztendlicher Konsequenz so realisiert, dass dem Kind aber auch der Pflegefamilie bestmögliche Unterstützung in jedem Bereich angeboten wird. Solange sich das Pflegekind in dieser Obhut befindet, begleiten kompetente Betreuer die Familie. Jeder einzelne zeichnet sich durch fachliche Qualifikation, überdurchschnittlichen Einsatz, Engage-ment und wirkliche Begeisterung für die Arbeit aus.
Das war traurige Geschichte vom kleinen Max, die aber Dank des Jugendamtes, des Vereins WPF und der neuen Pflegefamilie eine Richtung eingeschlagen hat, die voll ist mit Zukunftsperspektiven. Die WPF Pflegefamilie hat unserem Max gezeigt, dass Familie nicht aus Streit, Misshandlung und Ignoranz besteht, sondern das Familie aus Liebe, behüten, kümmern, füreinander da sein, respektvoll miteinander um-gehen, gegenseitiges aufeinander eingehen und gemeinsam Spass haben besteht. Max wird nie vergessen, aber er wird lernen können, das Trauma der Vergangenheit zu verarbeiten und er weiß, das Familie, eine ganz, ganz supertolle Sache ist.
Es gibt viele dieser Geschichten, weil es viele Kinder wie unseren Max gibt. Max bedankt sich bei allen für die Aufmerksamkeit die ihr ihm heute geschenkt habt. Auch möchte er seiner Pflegemama und seinem Pflegepapa danke sagen. "Denen koch ich heute "Spaghetti Bollo" die isst der Papa so gerne und Mama ist einfach spitze im Tomatensauce wech machen", sagt er mir und kneift mir fröhlich, verschmitzt ein Auge.
Ein letzter Tipp aber ganz wichtiger Tipp vom Mäxchen: Schaut euch die Internetseite www.jugendhilfe-arnsberg.de an. Dort findet ihr Antworten auf die Fragen, die wir hier nicht beantworten konnten. Auch können Sie dort ausführliches Informationsmaterial anfordern, falls auch Sie eine Westfälische Pflegefamilie innerhalb dieser wirklich tollen Einrichtung werden möchten.
Max möchte euch noch eins sagen, "Schaut immer hin! Bitte schaut nie weg!"
Autor:Peter Hesselmann aus Arnsberg |
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