„Nicht mehr gut zu machen“
Allein 15 Plätze waren im Saal 3 des Arnsberger Landgerichts für die Pressevertreter reserviert, denn das öffentliche Interesse bei der Eröffnung des Prozesses gegen den Unglücksfahrer vom 19. Juli in Menden war groß.
Damals war der Angeklagte mit seinem Fahrzeug in den Schützenfest-Umzug von St. Hubertus gerast. Drei Tote und zahlreiche Verletzte die erschütternde Bilanz.
Als der 80-Jährige mit seinen Verteidigern den Saal betrat, war ihm die Anspannung anzusehen. Mit gebrochener Stimme machte er anschließend Angaben zu seiner Person.
Nur mühsam konnte er die Tränen zurückhalten, als er sich leise entschuldigte: „Was da passiert ist, ist nicht mehr gut zu machen. Es tut mir leid, wieviel Schmerz ich so vielen Menschen zugefügt habe.“ Er habe sich immer korrekt benommen und dann so etwas im Alter. Es sei einfach nicht zu begreifen.
Seine Verteidigung will aus Rücksicht der Opfer auf eine „akademische“ Strategie verzichten und zurückhaltend agieren.
„In diesen fünf Prozesstagen geht es auch für mich darum, zu verstehen und zu begreifen“, so der Vorsitzende Richter Willi-Kurt Erdmann.
Stockend berichtete der Mendener über den Ablauf des Unglücktages. Dass seine Frau den Umzug sehen wollte und er in der Kaiserstraße geparkt habe, aber im Fahrzeug sitzen blieb. Danach führte der Weg zum Friedhof, um das Grab seiner Eltern zu besuchen. Anschließend wollte das Ehepaar wieder zurück in die Wohnung. „Wir sind immer über den Schwitter Weg gefahren und damals ebenfalls“, so die Aussage.
Da gab es einen Stau, verursacht durch den Schützen-Umzug. Einige Fahrzeuge standen schon vor dem Mercedes des Rentners.
Und dann setzte die Erinnerung aus. Erst als er auf der Mauer saß und ein junger Mann ihn beruhigte, hat er, seiner Aussage nach, wieder etwas mitbekommen.
Auf die Frage, ob er öfters Erinnerungslücken gehabt habe, bestätigte er, dass seine Frau ihn deshalb damals mehrfach angesprochen hatte.
Seine Gattin war nicht vor Gericht erschienen, weil ein Attest ihr eine schwere Erkrankung bescheinigte.
So sagten Tochter und Schwiegersohn aus und bestätigten, manchmal eine seltsame Abwesenheit beim 80-Jährigen bemerkt zu haben.
Sie habe aber die besten Eltern der Welt, sagte die Tochter und beschrieb ihren Vater als strengen Erzieher und sehr korrekt. Er sei kein Mann der großen Worte und besonnen.
Das Urteil soll am 30. November fallen.
Autor:Peter Benedickt aus Fröndenberg/Ruhr |
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