Metalldiebe unterwegs?

Ich steh auf der Brücke und schau in den Kahn und traue meinen Augen nicht. Schiffe, aufgereiht wie an einer Perlenschnur. Voll beladen mit kostbarem Metallschrott oder Alt-Metall, wie es im Fachjargon heißt. Verdichtet, gepresst. Auf der Ladefläche und im Bauch der Schiffstransporter, die gerade unter der Brücke hindurchfahren. Die ursprüngliche Form des Metalls ist nicht mehr zu erkennen.

War es ein "ausgeschlachtetes" Auto? Oder eine ausrangierte Spielplatz-Rutsche? Hoffentlich waren die "bei Nacht und Nebel" auf den sauerländischen Friedhöfen von Metaldieben geklauten Grableuchten und die Bronce-Kreuze nicht dabei! Oder die Kupferdachrinne, die an der Kirche eines Nachts abmontiert und gestohlen worden ist. Ich hoffe auch nicht, dass sich das 150 Jahre alte, handgeschmiedete Einfahrtstor des Hofes Mikus, das urplötzlich eines Morges, wie vom Erdboden verschluckt, verschwunden ist. Auf nimmer Wiedersehen. Wie von Geisterhand. Niemand hat in der Nacht etwas vom Abtransport gemerkt. Wer dieses sechs Meter breite Doppel-Tor wohl gebrauchen konnte? Unglaublich, oder? Ich hoffe nicht, dass es nun auf diesem Kahn der Schmelze im Hochofen zugeführt wird.

Aber nein! Wie kann ich nur so etwas denken? Hier geht doch alles mit rechten Dingen zu. Oder? Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Der Samstags über die Dörfer ziehende "Flötenmann" liefert sicherlich völlig legal seine kostbare Fracht im Hafen und auf dem Schrottplatz ab. Seine Alt-Metalle, jeder Art. Rohstoffe für die Stahlindustrie. Gut bezahlte, hochgehandelte Ware.

Über den Mittelland-Kanal wird das Alt-Metall abtransportiert in die Stahlwerke. Eingeschmolzen und wieder verwertet. Ich stehe auf der Brücke, schaue in den vollbeladenen Kahn und hänge meinen Gedanken nach...