Das Baby "Hope"

Es tuckert ein Boot über die stürmische See. Das Wasser leckt ständig über die Bordwand
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Hoffnung - Zeichen der Weihnacht 2015

Es tuckert ein Boot über die stürmische See. Das Wasser leckt ständig über die Bordwand. Hohe, graue Wellen schlagen über den Bug. Das Boot, eine hölzerne Nussschale, keine 5 Meter lang kann der wütenden Macht des Meeres kaum trotzen. Die Planken starren vor Schmutz. 30 Menschen drängen sich auf engstem Raum. Nur noch 30. Sie haben mit 42 Flüchtlingen die Küste Afrikas verlassen. Nun sind sie seit sechs Tagen auf hoher See.

In einer Ecke liegt schreiend Maria. Die Umsitzenden rücken noch enger zusammen, um Platz für die Geburt des Kindes zu schaffen. Zehn Stunden dauern die Wehen schon an. Sie haben versucht für Maria einen trockenen Platz zu finden. Sie haben Müll und Unrat von diesem Platz entfernt. Einer hat ihr eine Decke untergelegt. Sie wechseln sich ab, ihr Trost und Beistand zu spenden. Plötzlich entsteht Unruhe, weil Land in Sicht es. Es keimt neue Hoffnung auf. Da ertönt ein winselndes Schreien. Die Dünung lässt nach. Am Horizont erscheint ein Fischerboot und hält auf sie zu. Die Menschen schreien und winken. Ein Tau fliegt schwirrend durch die Luft und klatscht neben dem Boot ins Wasser. Die Menschen stürzen zu einer Bordseite und greifen hektisch nach dieser Hoffnung auf Leben.

Im Hafen wartet der Zollbeamte. Sie haben ihn von der weihnachtlichen Festtafel geholt. Die Ärztin steht mit ihrem Koffer bereit. Es ist das siebte Boot seit dem Sommer. Sie weiß, dass jetzt wieder die endlosen Diskussionen um Bleiberecht ihren Lauf nehmen werden. Die Menschen auf dem Boot sind zu Tode erschöpft, dehydriert, traumatisiert. Der Blick der Frau schweift über das Boot und bleibt bei der jungen Frau mit dem Neugeborenen hängen. Das Kind ist nackt, noch mit Blut beschmiert. Die Augen der Frau sind ängstlich, weit aufgerissen. Sie schreien nach Hilfe für ihren Sohn. In ihrem Gesicht spiegelt sich der Schmerz der letzten Tage wider.

„Als erstes holt die Frau und das Kind! Jetzt! Es ist Zeit, höchste Zeit!“ Niemand reagiert. Die Ärztin greift nach den nächsten beiden Arbeitern und brüllt sie an: „Holt verdammt noch mal die beiden vom Boot!“ „So einfach geht das nicht“, so der Zollbeamte. „Sie haben keine Papiere und ich habe meine Vorschriften.“ „Sie verdammter Mistkerl. Die Frau und das Kind brauchen Hilfe.“

Von der Seite tönt es leise vom Fischer: „…und außerdem ist Weihnachten.“ „Ist ja schon gut. Holt alle an Land! Ich kann aber nicht alleine für sie sorgen. Meine ganze Mannschaft ist im Weihnachtsurlaub… Ich muss jetzt aber Meldung machen.“
Der Fischer grummelt: „Die Meldung kann auch noch bis nach Weihnachten warten. Die Frau und das Kind nehme ich erst mal mit nach Hause. Meine Frau wird sicher nichts dagegen haben.“

Maria und das Kind liegen schlafend auf dem Sofa im Wohnzimmer. Die Ärztin, der Zollbeamte und der Fischer stehen im Türrahmen und beobachten die Szene.„Sind die anderen versorgt?“ fragt der Fischer ohne jemanden dabei anzusehen. Die Ärztin antwortet: „Ja, die leichteren Fälle sind bei den Familien im Dorf, die anderen im Krankenhaus. Es werden alle überleben.“

Der Zollbeamte antwortet: „Ein Flüchtling zu Weihnachten. Wie heißt denn dieses unerwartete Geschenk?“ „Hope" murmelt Maria. Sie lächelt.

"Hope. Hoffnung - Ein Zeichen der Weihnacht“

Diese berührende Weihnachtsgeschichte haben seinerzeit André, Jonas, Laura und Dennis aus der Klasse 9 der Ruth-Cohn-Schule geschrieben. Sie besuchen die Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung in Arnsberg. Ich bin zutiefst gerührt!

Autor:

Marita Gerwin aus Arnsberg

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