„Bis dann…“
Selbst wenn Frau B. ein Mann gewesen wäre, hemdsärmelig war sie nicht. Denn ihr Kostüm trug sie immer wie eine Uniform und ihr Make-up war geradezu perfekt. Frau B. war eine dieser Geschäftsfrauen, die aus geschäftlichen Gründen jeden Tag eine frische Bluse trugen. Dabei hatte Frau B. eine knabenhafte Figur und benutzte den Aufzug nur, wenn es nach Oben ging.
Frau B. war kein Mensch, zu dem Anekdoten passten, um sich dann plötzlich zu fragen:
Lebt die noch?
Denn Frau B. war zwar nicht mehr jung, aber alt war sie auch nicht.
Kurz, selbst aus Frau B.`s Tonfall konnte man keine Gefühle heraushören. Und doch war da ein Unterton, der keinen Widerspruch duldete. Dabei erwartete Frau B. kein Lob. Denn sie war keine Frau, deren Freundschaft man mit kleinen Geschenken kaufen konnte. Wie sie aber bei großen Geschenken reagiert hätte, weiß ich nicht.
In ihrem Beruf jedenfalls kam Frau B. wie ein Banker oder Manager sofort zur Sache. Und ihr unterkühltes Lächeln machte sie unantastbar.
Aber sie war trotzdem keine Frau, die nur dem Geld nachlief. Bei ihr landete das Geld vermutlich gleich auf dem Konto.
Menschen aber, die sich nicht entschließen konnten, für was auch immer, langweilten Frau B., während sie bei ihren Verhandlungen mit dem Füller spielte. Nur unter dem perfekten Make-up zuckte es dann manchmal, als entlade sich ein elektrisches Störfeld über ihr Gesicht.
Wenn aber Frau B. in ihren Augen enttäuscht wurde, fühlte sie sich nicht nur betrogen, sondern gleichzeitig auch ausgenutzt. Denn selbst wenn sie einem nicht zuhörte, verließ sie sich dennoch auf ihr Gehör.
Kurz, dass Frau B. auch Hunger haben könnte oder Geschlechtsverkehr konnte ich mir kaum vorstellen, als ich sie zufällig im Bistro traf.
Als sie dann aber später aufstand und den Mantel überwarf, sagte sie nur:
"Bis dann…!"
Sie erwartet nichts von mir, außer dass ich die Rechnung bezahlte.
Autor:Dr. Mathias Knoll aus Arnsberg |
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