Aus dem Leben eines "Taugenichts"
Marc war nie pünktlich. Dabei störte es ihn, wenn man auf ihn wartete. Aber gleichzeitig klopfte er nicht an, weil er glaubte, man müsse ihn erwarten. Dann lächelte er verschmitzt und entschuldigte sich für seine Verspätung. Seine Freundlichkeit war entwaffnend. Wenn er den Mund aufmachte, lachte er. Oder war sein Lachen nur eine verschwenderische Art des Nichts? Vielleicht dachte er auch: Ich muss nur den richtigen Leim auslegen, dann sind die Fliegen nicht wählerisch.
Kurz, er war jungenhaft begabt, aber das Wort „Kontinuität“ war für ihn ein Fremdwort. Deshalb ging er schon lange nicht mehr in die Universität. Aber den letzten Schritt, die Exmatrikulation, scheute er auch.
Er war ein Mensch, der am liebsten mehrere Leben gleichzeitig gelebt hätte. Aber natürlich nur unter der Vorraussetzung sich nicht festlegen zu müssen. Und wenn doch, veränderte er lieber seinen Standort.
Gelegentlich hatte man das Bedürfnis ihn beim Lügen zu erwischen. Aber die konnte man ihm nie nachweisen. Selbst ein gewitzter Schauspieler hätte mit ihm seine Probleme gehabt.
Was lag da näher, als dass Marc mit der Figur des „Taugenichts“ kokettierte. Er spielte den Lebemann, der die Frauen liebt: Aber wenn sie verbrennen…? …ja, dafür kann ich nichts…Und wer heiratet schon eine Frau, die man kennt…? Und Kinder…? Mein Gott, ich liebe Kinder...
Und dann lächelte er viel sagend, als sei er schon wieder verliebt, um gleichzeitig mit jungenhaftem Charme seine Fehler einzugestehen. Seine Augen aber signalisierten: Ich habe ein sonniges Gemüt. Was dagegen?
Seitdem er nicht mehr rauchte, kaute er Kaugummi. Dabei sah er einen herausfordernd an und blies seine Bubble-Gum- Blasen so mächtig auf, dass sie auf seiner Nase zerplatzten.
Er fühlte sich wohl in seiner Rolle. Was konnte so schlimm sein, wenn er glücklich war? Mal spielte er den unbekümmerten Egoisten. Und dann wieder den Träumer, der sich seiner Fehler nicht schämte. Aber eigentlich war ihm egal, was die Menschen dachten. Und wenn er ihnen schon zuhören musste, nun gut...
Autor:Dr. Mathias Knoll aus Arnsberg |
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