Auf dem Striezelmarkt in Dresden

Hinein mit der Leckerei in den heißen Ofen | Foto: Marita Gerwin
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"Dresden gibt dem Winter Glanz - Besuchen Sie den traditionellen Striezelmarkt", lese ich auf einem verlockenden Plakat, als ich mit dem Zug in die Stadt hineinfahre.

"Das werd ich!", ist mein erster Gedanke. Gesagt - getan. Auf gehts, an der Frauenkirche vorbei zum Striezelmarkt. Von Weitem entdecke ich schon eine haushohe Pyramide aus Seifen im Erzgebirge. Beim Gang durch den Dredner Schwippbogen stehe ich vor einer traditionellen Stollenbäckerei. Es duftet verführerisch lecker nach Weihnachten!

Vor der Bäckerei steht draußen ein Holzofen, der gerade kräftig mit trockenen Buchenholz-Scheiten einheizt wird. Ich klopfe an die Haustür der Backstube. Ein freundlicher, rundlicher Mann mit seiner weißen Schürze und dem Bäckerhut bittet mich herein. Stolz zeigt er mir sein traditionelles Handwerk und erklärt mir: "Stollen sind Gebäcke aus schwerem Hefeteig. Sie enthalten mindestens 3 kg Butter oder Margarine sowie 6 kg Trockenfrüchte – ausschließlich Rosinen, Sultaninen oder Korinthen – sowie Zitronat und Orangeat, bezogen auf 10 kg Mehl. Möchten Sie mal ein Stück probieren?"

"Oh, ja gerne". Schon beim Anblick lauft mir das Wasser im Mund zusammen. Natürlich nehme ich seine Einladung spontan an. "Köstlich, einfach nur lecker."

Der Experte verrät mir: "Nach eim über 100 Jahre alten Rezept enthält der Dresdner Stollen bei 3 Pfund Mehl:

• 300 g Zucker,
• 1¼ Pfund Butter,
• ¼ Pfund Rindertalg (heute besser Schmalz),
• 1½ Pfund Rosinen, in Rum eingeweicht,
• ¾ Pfund Zitronat,
• ¾ Pfund Mandeln,
• 110 g Hefe,
• 1 Prise Salz,
• abgeriebene Zitronenschale,
• ca. ¼ l Milch.

Nach dem Backen muss der Stollen mindestens 3 Wochen kühl lagern, ehe er den feuchten und festen Zustand erhält und schmeckt. Er hielt sich entsprechend aufbewahrt und zwar außerhalb von Kühltruhen, in feuchten Gewölben/Kellern, traditionell oft bis Ostern".

"In Dresden werden Christstollen erst 150 Jahre nach Naumburg erwähnt. „Anno 1474“ erscheint der Begriff „Christbrod“ auf einer Rechnung an den Dresdner Hof. Die in Dresden ortsübliche Bezeichnung für den Stollen war damals `Striezel`", erklärt er mir.

Der Dresdner Striezelmarkt, ältester Weihnachtsmarkt Deutschlands, verdankt diesem traditionsreichen Gebäck seinen Namen. Seit 1500 wurden in Dresden „Christbrod uff Weihnachten“ verkauft. Ab 1560 übergaben die Sächsischen Bäcker ihrem kurfürstlichem Landesherrn alljährlich zum heiligen Fest zwei Weihnachtsstollen von 1,50 Meter Länge und 36 Pfund Gewicht. Acht Meister und acht Gesellen trugen sie zum Schloss. Im Jahre 1730 ließ August der Starke einen Riesenstollen von 1,8 Tonnen backen, der in 24.000 Portionen aufgeteilt wurde.

An dieses Ereignis knüpft das jährlich am Sonnabend vor dem 2. Advent in Dresden stattfindende Stollenfest auf dem Striezelmarkt an. Belegt ist, dass die Bäcker aus den Städten Siebenlehn und Meißen seinerzeit sehr bekannt für ihre Stollen waren. Siebenlehner Bäcker brachten „fuderweise“ Stollen nach Dresden, sehr zum Unmut der dortigen Bäckerzunft. Erst nach Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 konnten sich die Dresdner Bäcker das Privileg erkämpfen, nur noch eigene Stollen auf dem Striezelmarkt zu verkaufen.

Bei meinem Besuch auf dem Striezelmarkt durfte ich den gut gelaunten Stollen-Bäckern über die Schulter schauen. Ein sinnliches Vergnügen, dass ich nie mehr wieder vergessen werde. Danke an den gastfreundlichen Stollenbäcker aus Dresden!

Ich wünsche Ihnen mit dieser Geschichte aus Dresden FROHE WEIHNACHTEN 2013.

Autor:

Marita Gerwin aus Arnsberg

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