400 Liter Farbe für den Kussmund

Die AIDAmare läuft in den Hamburger Hafen ein | Foto: Marita Gerwin
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  • Die AIDAmare läuft in den Hamburger Hafen ein
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Bei unserem Bummel durch den Hamburger Hafen entdecke ich sie, die AIDAmare, das neue Kreuzfahrtschiff der Reederei AIDA Cruises. Imponierend. An der Werft im Hafenbecken prangt ein überdimensional großes, azurblaues Transparent mit der Aufschrift

"AIDA küsst Hamburg".

Das maritime Spektakel beim Hafengeburtstag in Hamburg feiert schon eine Woche vorher seine Generalprobe. Der Star der Paradeflotte von über 300 herausgeputzten Schiffen ist die AIDAmare. Für uns, als "Landratten" aus dem Sauerland ein beeindruckendes Erlebnis, diese "Riesenpötte" einmal ganz nah zu erleben. Wir stehen als "Schau-Lustige" auf dem Dach des Kreuzfahrt-Terminals und sehen dem geschäftigen Treiben zu. "Es wird eingeschifft", wie der Seemann sagt. Jeweils eintausendsechshundert Reiselustige werden in dieser Woche an den jeweils 3-tägigen Testfahrten duch die Nordsee teilnehmen. Kräne transportieren Gepäck und Lebensmittel an Deck. Großraum-Taxen fahren vor. Chic gekleidete Menschen eilen, hasten, rennen. "Bloß nicht zu spät kommen", les ich in ihren hektischen Blicken. Clubs steigen frohgelaunt aus. Noch schnell ein Foto, vor der gigantischen Kulisse des Ozeanriesen. Menschen greifen zu ihren edlen Rollis und stellen sich in die Abfahrtsschlange. Sie freuen sich auf die Jungfernfahrt. Vergessen, oder vielleicht nur verdrängt, das Unglück vor einigen Monaten vor der Küste Italiens?

Am Kai drei alte "Seebären" mit roten Nasen und einer Quetschkommode in der Hand. Sie verbreiten Seefahrtsstimmung. Ne Buddle Rum lugt versteckt aus der Jackentasche heraus. "Eine leichte Fahne" flattert ihnen voran. Irgendwie sympathisch, dieser improvisierte, verkappte Shanty-Chor, in ihren blaugestreiften Hemden. Verschmitzt lächeln sie uns zu. "Es gibt kein Bier auf Hawei, es gibt kein Bier, drum fahr´n wir nicht nach Hawei, drum bleib´n wir hier. Es ist so heiß auf Hawei kein kühler Fleck, und nur vom hula, hula, geht der Durst nicht weg!", singen die drei rüstigen Seefahrer augenzwinkernd. Irgendwie kurios, die Gegensätze. Vor ihnen in der blauen, abgewetzten Schiffermütze klimpern ein paar Münzen. Menschenmassen ziehen an ihnen vorbei. Einige freuts. Andere haben nur das gigantische Logo am Bug der AIDAmare im Blick. Der verführerische Kussmund zieht sie in ihren Bann. Er verschlang 400 Liter knallrote Farbe und misst 16 Meter.

Von der Meyer-Werft in Papenburg aus stach der Ozeanriese mit 15 Decks und mehr als 1000 Kabinen am letzten Wochenende in See, um rechtzeitig zur Schifftaufe beim Hafengeburtstag am Kreuzfahrt-Terminal anzudocken. Ein grandioses Feuerwerk wird den funkelnden Rahmen für die Schiffstaufe schaffen. Die AIDAmare, auf dem maritimen Laufsteg, bricht mit 1600 Ehrengästen an Bord, eskortiert von drei Schwesternschiffen der Flotte, direkt nach der Schiffstaufe am heutigen Samstag zur Jungfernfahrt nach Frankreich auf.

Sie werden winkend am Kai stehen, die drei "alten Seebären", um die AIDAmare würdevoll zu verabschieden. Mit ihren roten Nasen, der Quetschkommode und dem Lied "Nun adé Du mein lieb Heimatland, lieb Heimatland adé..."

"Ich fühl mich so Hamburg"

Schön wars!

Autor:

Marita Gerwin aus Arnsberg

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