„Cricket ist in meinem Kopf und meinem Herzen“
Integration durch Sport. Um Menschen, die als Flüchtlinge in unserem Land ankommen, zu unterstützen gibt es verschiedene Wege.
Neben dem Erlernen der deutschen Sprache gehört das Verständnis des Lebens im Gastland dazu. Und trotzdem bleibt es wichtig, eine Brücke zwischen dem Herkommen und dem Ankommen zu schlagen. Diese Brücke hat ganz viele mit Gefühl zu tun. Manifestieren lässt sie sich mit Kunst, Kochen, Musik und Sport. Alle diese Bereiche gehen einher mit Kopf, Herz und Hand.
Samiullah und Hizburrahman sind schon viele Schritte auf der Brücke zwischen Herkommen und Ankommen gegangen. Beide sprechen nach gut einem Jahr in Deutschland schon gut Deutsch, gehen zur Schule und ins Praktikum, haben sogar beide schon eine Ausbildung zum Sportassistenten beim Kreissportbund gemacht. Sie wollen sich integrieren und sie wollen ihren Beitrag in Deutschland leisten. Wenn man sie fragt, was ihnen in Deutschland fehlt, kommt ganz spontan die Antwort: „Cricket!“
Tja, da haben wir ein Problem. Cricket ist in Deutschland ein wenig etablierter Sport. Die Sportler in Deutschland waren ursprünglich Mitglieder der britischen Armee. Später kamen mehr und mehr Immigranten als Studierende oder Geschäftsleute nach Deutschland. Jetzt waren es überwiegend Menschen aus dem Südasiatischen Raum.
Und jetzt haben wir seit etwa zwei Jahren eine neue Welle von potentiellen Cricketspielern: Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind.
Die Umsetzung scheitert nicht an gutem Willen, sondern an banalen Dingen wie der Verfügbarkeit eines Platzes oder dem passenden Equipment. Die Arnsberg Jungs haben diesem Problem abzuhelfen versucht: Tennisball mit Kreppband umwickelt und aus Holzresten einen Schläger gebaut, um auf den Ruhrwiesen zu spielen. Das zeigt sicherlich Kreativität, ist aber als Umsetzung noch ausbaufähig.
Durch meinen Kontakt mit Neil Townsend von der Deutschen Cricket Union wurden für uns als Paten im Projekt „Menschen stärken Menschen“ plötzlich Dinge in erreichbare Nähe gerückt. Zunächst einmal konnten mein Mann Klaus und ich mit Hizburrahman und Samiullah, beide Flüchtlinge aus Afghanistan, an der Gala Awards Night der Deutschen Cricket Union in Hürth teilnehmen.
Ich wusste ja schon, was uns erwartet, aber die Jungs nicht. Du Umsetzung hat aber alle Erwartungen gesprengt…
Wir haben Weltstars des Cricket getroffen, Menschen gesprochen, die über ihr Engagement im Sport Integration befördern, die sich dafür einbringen, Flüchtlinge in Deutschland in die Gesellschaft einzubinden.
Für viele Flüchtlinge ist Cricket ein Gefühl von Heimat. Und neben allen rationalen Gründen und Ansätzen, spielt auch das Gefühl von Zugehörigkeit eine wichtige Rolle. Den britischen Soldaten hat es ein Gefühl von Konstanz vermittelt. Den Studenten und Geschäftsleuten hat es ein Gefühl von Eingebundenheit vermittelt. Den Flüchtlingen soll es ein Gefühl des Willkommens vermitteln. Cricket kann offensichtlich all das vermitteln: Konstanz, Zugehörigkeit, Willkommen. Wir sollten ein Interesse daran haben, Cricket in Deutschland zu etablieren. Wir haben Interessierte, wir haben Partner, wir brauchen Leute, die umsetzen können.
Text und Fotos: Claudia Brozio
Autor:Marita Gerwin aus Arnsberg |
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