Gala am 2. November
100 Jahre Schwarz-Rot: Der SV Herdringen schaut auf eine bewegte Vergangenheit
Der Stolz ist den beiden Männern deutlich anzumerken, der Stolz auf Fußball, der Stolz auf „ihren“ Verein, der Stolz auf den SV Herdringen 1919. Dieser Club wird 100 Jahre alt, und die beiden haben ihn über eine lange Zeit begleitet und damit die Geschichte mit geschrieben.
Werner Eickel und Werner Nöcker haben dieses besondere Gefühl, das der Fußball nun mal vermittelt und die Zeilen des Vereinsliedes verinnerlicht: „Haltet euren Verein in Ehren, dass er blühe fort.“ 100 Jahre sind eine lange Zeit, es gab viele Auf und Ab's, doch immer fanden sich Menschen, deren Bestreben es war, dafür zu sorgen, dass ihr Hobby weiterhin im „Krähendorf“ ausgeübt werden konnte. Bereits 2014 wurde unter anderem Werner Eickel angesprochen, die Organisation für das Jubiläum in die Hand zu nehmen. „Wir haben dann viele alte Wegbegleiter in das Boot geholt, um Erfahrung zu bündeln, und einen Festausschuss gegründet“, erläutert der Initiator. Schließlich sollte der Geburtstag in ehrenvollem Rahmen begangen werden. Getreu den Worten im Vereinslied: „Drum herbei, ihr Fußballspieler, haltet euer Wort! Ein dreimal „Hurra“ den Schwarz Roten, Ballhei hurra.“ Mit dem Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese war schnell ein Schirmherr gefunden, mit der Erstellung eines Festbuchs, der Ausrichtung des Neujahresempfangs, eines Jugendturniers sowie der Hallen-Stadtmeisterschaften weitere Schritte in Angriff genommen. Auch das Pfingstsportfest und das Spiel gegen das Traditionsteam von Schalke gehörten in den Reigen der Veranstaltungen.
Gala am 2. November
Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht aber die Gala am Samstag, 2. November, in der Schützenhalle. Als Festredner hatte bereits Reinhard Grindel, damals DFB-Präsident, zugesagt, doch nach seinem Rücktritt musste ein anderer Prominenter gefunden werden. Mit Wolfgang „Teddy“ de Beer ist dabei eine ansprechende Wahl getroffen worden, denn der Mann versteht als ehemaliger Profi und Torwarttrainer von Borussia Dortmund etwas vom Fußball. Natürlich werden an diesem Abend die Geschichten von damals im Mittelpunkt stehen. Die Zeit in der Landesliga etwa, der absolute sportliche Höhepunkt beim SV Herdingen. 1960 gelang die Bezirksligameisterschaft. Auch wenn Lehrgeld gezahlt wurde und es bereits ein Jahr später wieder zurückging, war es doch eine tolle Saison. Mit der gewonnenen Erfahrung klappte der sofortige Wiederaufstieg, diesmal dauerte das Abenteuer gleich zwei Jahre. Nun kamen Mannschaften wie Menden 09, Lüdenscheid-Höh, Netphen, Meinerzhagen oder sogar der große Nachbar Hüsten 09 in das 1.900 Seelen-Dorf. Aktive wie die Biermanns, Peter Gerwin, Reinhard Eickel, Puskas genannt, Hans Smura oder Alfons Jochheim waren plötzlich im Siegerland bekannt. An diese Erfolge - unter anderem war der SV von 1950 bis 1992 ununterbrochen Mitglied der Bezirksliga, abgesehen von der Landesligazeit - dachte im Gründungsjahr 1919 niemand. Auch wenn damals sofort ein Aufstieg gelang. Gleich im ersten Spiel gab es gegen Freienohl einen Sieg, dem gegen Müschede, Eversberg und Bruchhausen weitere folgten.
Geschichten von damals
Die Zeiten waren besonders: Torschütze Willy Bange bekam nach einem entscheidenden Treffer einen Eichenkranz umgehängt. Ein Gegner kam aus Warburg. Anreise zum dortigen Auswärtsspiel mit dem Zug, Fahrtkosten natürlich aus eigener Tasche zu bezahlen und nicht ohne vorherigen Gottesdienst. In der Erinnerung von Eickel und Nöcker ist zudem die Episode fest verankert, als beim Doppelpass ein ungewöhnlicher Partner half: eine unter Naturschutz stehende Eiche reckte ihre Zweige weit über das Tor hinaus. Wie es der Fußballgott wollte, blieb dort der Ball hängen und fiel zurück aufs Spielfeld. Gäste-Mittelstürmer, Hüstens Martin Rath, erfasste die Situation blitzschnell und traf zum 2:1. Regulärer Treffer, denn das Spielgerät hatte die Spielfläche nicht verlassen.
Ebenso kurios, dass extra für die sonntäglichen Begegnungen ein Wanderweg gesperrt werden musste, der über den Platz verlief. Erst nach dem Schlusspfiff konnten die Spaziergänger ihrer Route folgen.
Als es mal eng mit dem Abstieg wurde, waren ebenfalls überirdische Mächte im Spiel. Der Schiri pfiff ab, der SV hatte verloren. Doch die Spieler bedrängten den Referee, seine Uhr ginge falsch, es wären noch zehn Minuten. Sogar der Gegner Wennemen unterstützte das Anliegen (aus Mitleid?). Sodann ging es weiter, bis es in letzter Minute noch Elfmeter für den SV gab. Pius Biermann zeigte sich äußerst nervös, traf das Leder kaum, hatte aber den Torwart so irritiert, dass dieser noch auf der Linie wild strampelnd versuchte, das Spielgerät aufzuhalten - aber es schließlich mit seinem eigenen Fuß ins Netz beförderte. Remis, Abstieg vermieden.
Maschendraht statt Netze
Werner Nöcker: „Die jungen Leute von heute können sich kaum vorstellen, dass wir mal Maschendraht statt Netze im Tor hatten.“ Der hielt länger, und der Ausdruck „Einen in den Draht bekommen“ könnte durchaus seinen Siegeszug von Herdingen aus begonnen haben.
Heute wartet ein hochmoderner Kunstrasenplatz auf die Aktiven, die Zeiten von Schürfwunden und „Roter Asche“ im Oberschenkel sind lange vorbei.
(Text von Benedickt)
Autor:Lokalkompass Arnsberg-Sundern aus Arnsberg |
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