Die "fremde Nähe"
Klimafreundliche Wanderwochen haben sich bewährt
„Für die Corona-Zeit haben wir mit der klimafreundlichen Wanderwoche zu Sauerländer Seelenorten genau das richtige Angebot gemacht“, findet Simone Pfitzner, Referentin für Seelsorge im Alter im Ev. Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Mit Kathrin Koppe-Bäumer, Regionalpfarrerin der Region 8, hatte sie im September 2019 das Konzept entwickelt.
Um konstruktive Reaktionen auf den Klimawandel und um eine gute Atmosphäre in Gruppen ging es. Das merkten die Teilnehmer*innen der beiden Wanderwochen, die Anfang August und Ende September stattfanden. Zweimal 20 Wanderlustige aus Brilon, Marsberg, Olsberg, Bestwig und Medebach meldeten sich an. Weitere kamen dazu aus Wickede, Hattingen, Menden, Mittelfranken und Buxtehude.
Beim Wandern kommt man schnell ins Gespräch, kann Teilstrecken allein oder in Kleingruppen gehen, achtet gegenseitig auf einander, auch wenn alle bergauf schweigend den Anstieg bewältigen. „Am zweiten Tag kannte ich schon fast alle mit Namen“, erinnert sich Kathrin Koppe-Bäumer. Die körperliche Bewegung bringt die Gruppe zusammen.
Die Wege waren abwechslungsreich und boten unterschiedliche Erfahrungen: Sonnenbaden auf den Steinen im Alme-Quelltopf, Gipfelblicke vom Ginsterkopf, Grenzübergänge zwischen Madfeld und Bredelar, Staunen unter riesigen und urralten Douglasien in Medebach, Nebelgänge auf der Usselner Heide, ermutigende Referate über erfolgreiche Dorfgemeinschaftsprojekte und geistliche Impulse, die Beziehung stifteten zwischen Wander-und Lebenserfahrungen. Die klimafreundlichen Speisen und Anregungen, die Dorothee Wenken mit ihrem Team zubereitete und mit Herz und Verstand erläuterte, haben Mut zum Experimentieren gemacht.
Das Alter war bei der Anmeldung nicht relevant. Teilgenommen haben Männer und Frauen zwischen 50 und 85 Jahren. „Sie können am besten selbst einschätzen, welche Wanderungen Sie sich zutrauen“, hatten die beiden Leiterinnen denen gesagt, die sich anmeldeten. Im Rückblick stellen sie fest: Einige Routen waren zwar anstrengend, andere dafür leichtgängig, immer gab es genügend Zeit zum Ausruhen. Bis auf drei, die an den ersten Tagen erkrankten, haben alle Teilnehmenden die Routen gut bewältigt.
Dass die Anfahrten zu den Treffpunkten und die Abfahren von den Zielen per Bus und Bahn stattfanden, war wichtiger Bestandteil des Projekts. Die RLG, eins der Sauerländer Verkehrsunternehmen, hatte den Teilnehmer*innen Urlaubertickets verkauft, obwohl sie in der Region leben. Nur am Tag des Verdi-Streiks kamen Fahrgemeinschaften und eine Shuttlefahrt mit dem Taxi-Bus als Plan B zum Tragen.
Urlaub mit Tagesrucksack, Übernachtungen im eigenen Bett, Picknick-Service unterwegs und Exkursionen in die oft fremde Nähe – das Konzept könnte sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln.
Die Teilnehmer*innen der Wanderwochen und auch die Leiterinnen können sich eine Wiederholung gut vorstellen. Neue Ideen nehmen sie gern auf. Schon die zweite Wanderwoche profitierte von Vorschlägen, die eine Teilnehmerin der ersten gemacht hatte: Sie sorgte dafür, dass das erste Picknick im Umfeld des Dorfgemeinschaftshauses in Madfeld stattfinden konnte und wies auf den anregenden Kreuzweg auf dem Dorffriedhof hin. Beim Aufenthalt in Düdinghausen holte Wanderführer Horst Frese die lokale Wanderkarte auf den Tisch und schlug eine Route fürs nächste Jahr vor. Auch Helmut Geldbach, Wanderführer des SGV Medebach, sagte seine Unterstützung für nächste Jahr zu.
Ende Oktober treffen sich die Wanderwochengruppen zum Nachgespräch und werden besprechen, wie unterwegs geknüpfte Beziehungen weiter wachsen können und wie in Zukunft wandernd die Region weiter erobert werden kann.
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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