Banken im HSK und Polizei kooperieren
Sechs Fragen machen Betrügern das Leben schwerer: Umschlag soll Enkeltrick verhindern
Die Zahlen, die Polizeidirektor Klaus Bunse, Abteilungsleiter der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis, nennt, sind alarmierend. „Im Jahr 2019 wurden uns 432 Taten gemeldet, davon 27 erfolgreich. Im letzten Jahr 267, vollendet 20. Wir gehen zudem von einer sehr hohen Dunkelziffer aus“, wird der Ordnungshüter konkret.
Es geht um den Enkeltrick. Oder die Masche mit den „falschen Polizisten“, die eindringlich vor einer Gefahrenlage warnen und die Opfer auffordern, Wertgegenstände an eine angebliche Vertrauensperson zu übergeben, die in Kürze an der Wohnungstür erscheint. Selbst HSK-Landrat Dr. Karl Schneider muss eingestehen, dass kein Mensch vor dieser Straftat gefeit ist: „Auch ich habe schon zwei Mal entsprechende Anrufe bekommen.“ „2019 betrug die Schadenssumme 101.000 Euro“, zeigt Bunse die Dimensionen auf. Diese Abzocke gibt es bereits seit rund 20 Jahren und ist besonders infam, weil hier meist ältere Menschen um ihr Hab und Gut gebracht werden.
So passiert es
Dabei ist die Vorgehensweise immer gleich. Mit einem harmlosen Anruf geht es los. Das Telefon klingelt, aus dem Hörer schallt eine Stimme, die versucht, Infos zu bekommen. Etwa „Hier ist dein Enkel“ oder „Kennst du mich noch?“ ist zu hören. Wird dann vermutet, dass dort eventuell der Andre oder Julian auf der anderen Seite sind, haben die Ganoven schon erste Hinweise. Nun geben sie sich als die erwähnte Person aus und schildern eine „miese“ Situation. Wahlweise ist es ein Unfall, eine finanzielle Notlage oder ein anderer Unglücksfall. Sie benötigen dringend finanzielle Unterstützung. Anschließend wird das Opfer unter Druck gesetzt, an seine moralische Pflicht erinnert, die Notlage als sehr eilig geschildert, damit kein Rat bei Vertrauten eingeholt werden kann: Niemand darf über die Aktion informiert werden. Konkrete Hinweise folgen: „Das Geld wird von einem Bekannten abgeholt. Ich kann leider nicht persönlich kommen.“ Anschließend sind die Euro futsch.
Perfider Trick
„Genauso perfide ist der Trick mit den falschen Polizisten“, erklärt Klaus Bunse. Den Senioren wird suggeriert, dass Gefahr im Verzug herrscht und sofort alle Wertgegenstände in Sicherheit gebracht werden müssen. Ein Beamter käme vorbei, um Geld und andere Vermögenswerte abzuholen. Auch hier: Alles verloren. „Die Täter sind psychologisch perfekt geschult“, warnt der Polizeidirektor. Bei diesen Betrugsdelikten leisten Bankmitarbeiter bereits gute Präventionsarbeit. Wenn auffällt, dass ungewöhnliche Summen abgehoben werden, wird in freundlichen Kundengesprächen versucht, zu ermitteln, ob ein Enkeltrick dahintersteckt. So wurden schon viele Taten verhindert. Oft reagieren die Menschen allerdings zurückhaltend, denn sie sind von den Tätern angewiesen, sich nicht auf Gespräche einzulassen und keine Anhaltspunkte mitzuteilen.
Spezieller Briefumschlag
„Wir wollen jedoch nicht tatenlos zusehen, deshalb haben wir gemeinsam mit den Sparkassen und Volksbanken im HSK nach dem Vorbild aus dem Kreis Gütersloh einen speziell gestalteten Briefumschlag entwickelt“, stellt Klaus Bunse eine Premiere vor. Hohe Bargeldsummen werden ab sofort in den Banken nur noch in diesen Geldbriefen übergeben. Auf dem Umschlag sind sechs Fragen aufgedruckt, etwa „Haben Sie den Geldbetrag abgehoben, weil Sie angerufen worden sind?“ oder „Sollen Sie das Geld an eine unbekannte Person übergeben?“ Werden zwei oder mehr Fragen mit „Ja“ beantwortet, sollen die Leute die 110 anrufen.
(Text: Peter Benedickt)
Autor:Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim |
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