"Unfallflucht ist unfair"
Polizei startet landesweite Kampagne - Hüstenerin berichtet aus eigener Erfahrung
"Ich bin morgens zur Arbeit gefahren und habe mein Auto normal geparkt. Als ich abends zurück gekommen bin, war ein Außenspiegel abgerissen, und die Tür und der Kotflügel waren zerkratzt", erzählt Stephanie Trompeter - von dem Verursacher keine Spur. Leider kein Einzelfall: Rund 1.500 Verkehrsunfallfluchten ereigneten sich 2017 im Hochsauerlandkreis. Mit einer Kampagne will die Polizei jetzt verstärkt dagegen vorgehen.
Wie bei Stephanie Trompeter fällt die Unfallflucht in den meisten Fällen erst auf, wenn der Besitzer zu seinem Auto zurück kommt. Für die Polizei bedeutet das: Es gibt nur wenige bis gar keine Ermittlungsansätze. Eine Aufklärungsquote von knapp 41 Prozent (2017) weist auf die schwierige Arbeit der Ermittler hin. "Am besten ist es, wenn der Geschädigte sofort die 110 wählt und vor Ort auf die Polizei wartet", erklärt Gregor Mertens, Leiter der Polizeidirektion Verkehr.
Ohne Zeugen schwierig
"Denn dann können eventuelle Lackspuren oder Rückstände von Fahrzeugteilen des Verursachers gesichert werden." Spuren, die bei der Ermittlung helfen können - ebenso wie Zeugenaussagen. "Ohne die kommen wir in der Regel nicht weiter. Und je schneller wir informiert werden, umso schneller können wir ermitteln." Die Motivation der Flüchtigen ist vielfältig: Angst vor Strafe, Vermeidung von Unannehmlichkeiten, Alkohol- bzw. Drogenkonsum oder der Verlust des Schadenfreiheitsrabattes gehören zu Motiven, die am häufigsten vorkommen.
Kampagne "Unfallflucht ist unfair"
Mit der Aktion "Unfallflucht ist unfair"will die Polizei das Thema jetzt stärker ins Bewusstsein rücken und Verkehrsteilnehmer, die einen Schaden verursacht haben, an ihre gesetzlichen Pflichten erinnern. Dazu gehört auch, sich bei der Polizei zu melden, wenn beispielsweise durch einen "Parkrempler" ein fremdes Fahrzeug beschädigt wurde. Ein weiteres wesentliches Ziel der Kampagne ist die Sensibilisierung von Zeugen. Nur durch die Hinweise aufmerksamer Zeugen konnten eine Vielzahl von Unfallfluchten aufgeklärt werden. Die Zeugen helfen letztendlich dem Geschädigten, sodass dieser seinen finanziellen Schaden beim Verursacher geltend machen kann.
Unfallflucht kein Kavaliersdelikt
"Unfallflucht ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat!" Das stellte HSK-Polizeidirektor Klaus Bunsen beim Pressetermin unmissverständlich klar. Neben Geldstrafen drohen unter anderem Führerscheinentzug, Punkte in Flensburg oder eine Fahrtauglichkeitsuntersuchung. Die Behauptung vieler Verursacher "ich habe gar nichts gemerkt", entpuppe sich in der Regel als Schutzbehauptung. Und auf Assistenzsysteme dürfe ein Fahrzeugführer sich auch nicht verlassen - er müsse immer noch Aufmerksamkeit walten lassen.
Plakate und Infomaterial an "typischen Schauplätzen"
Mit dem Start der Polizei-Kampagne wurden fast 160 Plakate und Infomaterialien auf den großen Parkplätzen der Einkaufsmärkte, den Parkhäusern und Tiefgaragen sowie den Park + Ride-Parkplätzen im Sauerland verteilt. Denn das sind die "typischen Schauplätze". Stephanie Trompeter hatte auf dem Parkplatz der neuen Kaufland-Filiale in Bruchhausen geparkt, als ihr Wagen am 4. November beschädigt wurde. Der Schaden lag bei rund 2.300 Euro. "Wobei ich von diesem Schaden 500 Euro selbst zahlen muss, wegen der Selbstbeteiligung. Außerdem gehe ich auf Dauer bei den Prozenten etwas höher." Am meisten ärgert sie, "dass die Leute nicht dazu stehen, wenn ihnen was passiert, und einfach abhauen."
Autor:Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.