Die ersten 1.000 Tage sind entscheidend
Modellprojekt „Beagle“: Mehr Unterstützung für Familien
Was ist „Beagle?“ lautet die Frage. „Eine enorm wichtige Einrichtung“, antwortet Barbara Niedenführ aus dem Rathaus Arnsberg. Die Koordinatorin des Beagle-Projekts und dem Netzwerk „Frühe Hilfen“ ist stolz, dass dieses Angebot jetzt endlich startet: „Bereits 2014 habe ich erste Gespräche mit der Geburtsklinik geführt.“
Dieses Modellprojekt (Beagle - „Begleitung von Anfang an durch Gesundheitsförderung und Lebensweltorientierung“) wird getragen vom Klinikum Hochsauerland, den Gesundheitsämtern der Kreise HSK und Soest, den Fachärztinnen und -ärzten für Geburtshilfe, den Fachärztinnen und -ärzten für Kinder- und Jugendmedizin sowie den Jugendämtern der Städte Arnsberg und Sundern, den Kreisen HSK und Soest. Das NRW-Ministerium für Kinder und Familie unterstützt das Konzept ebenfalls.Und nun können sich Akteure, Unterstützer und Förderer freuen, dass es nach langer Vorarbeit losgeht. In einer kleinen Feierstunde im Bürgerbahnhof Arnsberg wurden jetzt die Unterschriften unter die Verträge gesetzt.
Rahmenbedingungen müssen stimmen
„Gesundheitsvorsorge ist wichtig, da haben wir mit dem Klinikum einen starken Partner, so werden etwa 80 Millionen Euro zurzeit verbaut, um die Möglichkeiten zu erweitern“, begrüßt Arnsbergs Bürgermeister Ralf Paul Bittner die geladenen Gäste. „Und je früher mit der Begleitung begonnen wird, umso wirksamer ist sie.“ Jugendamtsleiter Michael John ergänzt, dass nicht nur die medizinische Versorgung einen gesunden Start ins Leben ermöglicht, sondern auch die Rahmenbedingungen für die Familien stimmen müssen.„Genau da setzt „Beagle“ an“, gibt Barbara Niedenführ eine Einführung. „Diese Programme gab es früher schon einmal beispielsweise mit ‚Kein Kind zurücklassen‘“. Aber in diesem Umfang war noch kein Konzept erstellt worden.
„Große Bedeutung kommt den ersten 1.000 Tagen zu"
Kinderarzt Burkhard Lawrenz brachte es auf den Punkt: „Große Bedeutung kommt den ersten 1.000 Tagen zu. Dabei wird die Schwangerschaft mitgezählt, danach die ersten beiden Lebensjahre.“ Hier bildet sich bereits in großen Teilen die Persönlichkeit des Menschen aus. Wer jetzt stabile Bindungen erhält, wird später im Leben besser fertig: „Es ist eine bedeutende Zeit.“ Aber zahlreiche junge Familien können die entsprechenden Verhältnisse nicht bieten, manche sind überfordert, es bildet sich eine Abwärtsspirale. Viele lehnen die angebotene Hilfe ab, haben Angst vor dem Jugendamt, schließlich ist die Erziehung auch ein persönlicher Auftrag.
Das Ende vom Lied: „Kein Schulabschluss, Abbruch der Ausbildung.“ Für die folgende Generation dieser Kinder ist der Weg dann vorgezeichnet.
"Beagle" schließt Lücken
„Beagle“ ergänzt konkret die bestehenden Präventionsangebote, schließt Lücken. Mit der Schwangerschaft verändern sich die Lebens- und Familienumstände, es kommen neue Herausforderungen auf die werdenden Eltern zu. Praktische Unterstützung bieten deshalb von Beginn an die Familienlotsen und die Schreibaby-Beratung.Das Modellprojekt („Selbst in Berlin schaut man neidisch“) setzt bei der Idee der „frühen Hilfen“ an, fördert das Ziel „Gesund rund um die Geburt“ und will die betroffenen Familien entlasten und stärken. Mit dieser Gesamtstrategie sollen die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft frühzeitig und nachhaltig verbessert werden. „Es wird nicht gewartet, bis das Kind im Brunnen liegt, sondern es wird dafür gesorgt, dass das Kind erst gar nicht in den Brunnen fällt“, war der Sunderaner Bürgermeister Ralph Brodel voll des Lobes und dankte den Motoren des Projekts, im besonderen Barbara Niedenführ. Michael John brachte es zum Abschluss auf den Punkt: „Ich hätte mir gewünscht, dieses Konzept hätte es bereits vor 25 Jahren gegeben, dann wäre es auch meinen Kindern zugute gekommen.“
Text: Peter Benedickt
Autor:Lokalkompass Arnsberg-Sundern aus Arnsberg |
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