Stellvertretende Bürgermeisterin übt Kritik an den Deutschkenntnissen ihrer Bürger

Arnsberger Rundschau am 22.08.2011

- Kommentar -
Ja, Arnsbergs Einwohnerinnen und Einwohner sind nicht nur älter sondern zugleich auch bunter geworden. Arnsberg ist, wie andere Orte auch, multiethnisch, multireligiös und multikulturell. Das ist Ausdruck der Vielfalt in unserer globalisierten Welt, stellt aber gleichzeitig auch eine besondere Herausforderung an das gesellschaftliche Miteinander dar, die es gemeinsam zu meistern gilt. Einseitige Schuldzuweisungen, wie sie Frau Goldner dem Artikel zufolge vor 42 Mitgliedern der Seniorenunion kundtat, mögen zwar bequem sein, helfen aber nicht weiter.
In dem Artikel heißt es "Goldner verwies auf das Problem, dass in der Stadt 5.500 Personen lebten, die nicht in vollem Umfang der deutschen Sprache mächtig seien." Wer damit gemeint sein könnte, erschließt sich im nächsten Satz: "In Arnsberg wohnen Menschen aus 126 verschiedenen Nationen", so Goldner.
Tatsächlich wohnen in Arnsberg ca. 5.500 Mitbürgerinnen und Mitbürger, die die deutsche Staatsangehörigkeit nicht besitzen. Denen pauschal unterstellen zu wollen, der deutschen Sprache nicht in vollem Umfang mächtig zu sein, halte ich für verfehlt, abwegig und beleidigend.
Sehr viele dieser Menschen, für deren Interessen ich mich als deren gewählter Vertreter im Integrationsrat einzusetzen habe, sind hier geboren, zur Schule gegangen und beherrschen die deutsche Sprache perfekt. Zudem gibt es meines Wissens keine Statistik, die eine Aussage über die Sprachkenntnisse der Arnsberger Bevölkerung zulassen würde.
Für ebenso verfehlt und abwegig halte ich es, wenn die stellvertretende Bürgermeisterin unzureichende Sprachkenntnisse zum Problem erhebt. Denn was nutzt es uns, dass wir alle die gleiche Sprache sprechen, es uns aber an der richtigen Kommunikation fehlt?
Ist es in Wahrheit nicht eher eine zu schwach ausgeprägte Willkommenskultur, die das Zusammenleben von Alt- und Neuarnsbergerinnen behindert? Zu oft werden Mitbürgerinnen und Mitbürger in diskriminierender Weise beleidigt, beschimpft, übergangen oder unfair behandelt. Dabei ist jeder Mensch, unabhängig von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Religion, Weltanschauung, Alter und sexueller Identität gleich wichtig und hat die gleichen Rechte. Es muss das Ziel sein, Bürgerinnen und Bürger davon zu überzeugen, dass Vielfalt uns alle voranbringt. Eine diskriminierungsfreie Gesellschaft ist nicht nur lebenswerter, sondern auch leistungsfähiger.
Wie gut, dass inzwischen ein Bürgerantrag beim Bürgermeister eingegangen ist, der die Stadt Arnsberg dazu auffordert, an der bundesweiten Offensive für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft, einem Projekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, teilzunehmen.

Autor:

Martin Werner aus Arnsberg

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