Kommentar: Heil bringende Sekundarschule? Gedanken zur Diskussion einer neuen Schulform
Ein Gespenst geht um in der Stadt, ja es geistert in den Köpfen von vielen: Schüler, Eltern, Lehrer und vor allem Politiker denken, sprechen und beschließen zur oder über die neue Sekundarschule.
Für wahr: Das ist ein schwieriges Thema, das mehr als eine Seite hat. Leicht kann man es sich mit dem Nachdenken über die neue Schulform nicht machen, schließlich gibt es einiges zu be-denken. Deshalb glaube ich auch, dass es sich die Politiker im Rat der Stadt Arnsberg nicht leicht gemacht haben, als sie in der letzten Sitzung über die Einführung der Sekundarschule und das Auslaufen von Real- und Hauptschulen befunden haben.
Ganz bestimmt nicht leicht machen es sich aber in diesen Tagen auch nicht die Eltern und Lehrer der von der Auflösung betroffenen Schulen - von den dort in den Klassen sitzenden Schülern ganz zu schweigen. Die Politik, die aus ihrer Not heraus (siehe stetig fallende Anmeldezahlen vor allem bei den Hauptschulen)so beschlossen hat, muss sich nun einige Fragen gefallen lassen.
Hat man sich denn überhaupt rechtzeitig mit dem Thema „Sekundarschule“ auseinandergesetzt?
Klar, dass effektives politisches Handeln erst nach den Beschlüssen auf Landesebene möglich geworden ist, aber ist danach nicht schon wertvolle Zeit verstrichen?
An vielen Stellen wird der Zeitdruck bei der Entscheidungsfindung bemängelt - und wirklich: Viele Eltern haben noch kein umfassendes Wissen, um über das Gute sowie das Schlechte der Sekundarschulen informiert zu sein.
Hat man seitens der Stadt überhaupt das Votum der Eltern richtig verstanden?
Mittels Fragebogen ist die Verwaltung an die Eltern herangetreten und hat sich über das berechtigte Interesse an Wissen über die neue Schulform informiert. Eltern sagten ja, wir wollen mehr wissen. Aber sagten sie auch „Ja, wir wollen diese Schule“ und ihre Kinder dort anmelden?
In diesen Tagen wird auf einzelnen Schulversammlungen versucht, die Eltern von Grundschulkindern auf die Sekundarschule einzustimmen - vielleicht sollte man sogar sagen „einzuschwören“. Viel hängt davon ab, ob Eltern mit der Anmeldung ihres Nachwuchses an einer der geplanten drei Sekundarschulen ein Zustandekommen überhaupt erst möglich machen...
Und der Preis, den man dafür zu zahlen hat, ist hoch: So werden die Sekundarschulen vornehmlich in den Räumen und auf der Basis von Realschulen eingerichtet, weil es sich einfach besser anhört - „Mein Kind geht auf die Realschule!“. Dabei ist in den letzten Jahren viel Engagement und Geld in und an den Hauptschulen investiert worden, um den Schülern ein bodenständige Perspektive für das Leben zu geben.
Da lassen sich die Sorgen vor allem der Hauptschul-Lehrer und -Schüler verstehen, die jetzt um die Nachhaltigkeit dieser Anstrengungen bangen. Ich kann nur hoffen, dass auch engagierte Hauptschüler, die auf der auslaufenden Schule noch zu ihrem Abschluss kommen müssen, eine spätere Berufschance haben - wenn die Sekundarschule in Arnsberg und sonstwo ganz generell Einzug gehalten hat!
Spätestens jetzt muss auch der Gedanke an die Zukunft und die Demografie erlaubt sein. Sind die Gründe für die Sekundarschulen auch in 20 Jahren noch Gründe? Angesichts der vielfach diskutierten demografischen Entwicklung und den damit wohl schwindenden Kinder- und später auch Schülerzahlen sollte sie Suche nach einer Lösung der allgemeine Schulproblematik besser weiter gehen. Denn - sind wird ehrlich: Ohne eine entsprechende finanzielle Ausstattung und der besondereren Förderung der auf manchen Gebieten Schwächeren in dieser Gesellschaft wird auch die Sekundarschule nur vorübergehend Abhilfe schaffen können, wie gut und edel der bei diesem Konzept noch nicht bekannte pädagogische Ansatz auch sein mag...
Autor:Frank Albrecht aus Arnsberg |
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