Generationen in Kontakt.
Es klingt so selbstverständlich.
Ist es aber nicht!
Fachtag „Generationen in Kontakt“
Projekte und Impulse für Arnsberg
Impuls Volker Amrhein–Projektebüro
„Dialog der Generationen“ Berlin
"Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich sehr, dass ich heute bei Ihnen sein kann um diesen Tag mit Ihnen gemeinsam zu erleben und zu gestalten. Und ich bedanke mich ganz herzlich für die Einladung. Die Grundlage dazu haben vor schon einigen Jahren Sie, Herr Bürgermeister Vogel, gelegt, als Sie als Gastredner des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement im Roten Rathaus am Alexanderplatz einen Vortrag hielten, der nicht nur mich damals nachhaltig beeindruckt hat.
Sie schlugen vor, die Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements als eine Pflichtaufgabe der Kommune zu betrachten und mit den Aufgaben der Daseinsfürsorge und der kommunalen Selbstverwaltung zusammen zu denken. So könne den Bürgern ein Teil ihrer Beteiligungsmöglichkeiten zurück gegeben und desintegrativen Tendenzen begegnet werden.
Ich fand Ihre Ansicht überraschend und auch irritierend. Nicht zuletzt, weil für gewöhnlich nicht die Bürgermeister neue Pflichtaufgaben formulieren, für die sie hinterher mehr Geld ausgeben müssen. Erwartbarer wäre es gewesen, wenn Sie in den Tenor vieler Kommunal- aber auch Bundesvertreter/innen eingestimmt hätten, die häufig den Anschein erwecken, das Freiwillige Engagement könne als Ausfallbürge für den Rückzug des Staates, respektive öffentlicher Mittel angesehen werden.
Die Art, wie das Zusammenwirken von politischer und Bürgerkommune in Arnsberg (speziell mit Blick auf den Generationendialog) praktiziert wird, hat mich seither interessiert und beschäftigt und auch schon öfter zu Ihnen geführt. Dass Sie auf dem Weg, den Sie dabei beschreiten, eine Vorreiter- um nicht zu sagen Pionier-Rolle bekleiden, bewirkt, dass sie in Deutschland als Kommune sehr aufmerksam wahrgenommen werden. Denn von Arnsberg gibt es viel zu lernen.
Das, stelle ich mir vor, dürfte aber nicht nur Zuckerschlecken sein. Denn Freiwilligkeit und Pflicht – wie passt das zusammen? Das lässt sich u.a. in der Bildung besichtigen, wo die Pflichtveranstaltung Schule den Rahmen dafür abgibt, Kindern und Jugendlichen eine Erfahrung in „freiwilligem Engagement“ zu eröffnen (etwa am Beispiel service learning). Aber wenn etwas Freiwilliges verordnet wird, ist es nicht mehr freiwillig. Und auf die Kommune bezogen stellt sich die Frage, ob es Ausschlusskriterien für die Vorstellungen und Ideen potenzieller Engagierter gibt, die hier tätig werden wollen. Wo verläuft die Grenze zwischen Gemeinwohl und Eigensinn? Zwischen Wertschätzung und Abwehr?
Und welche Schritte und Strategien sind denkbar, um hier zu neuen Kooperationen und Bündnissen zu gelangen? Das sind keine einfach zu beantwortenden Fragen.
Bevor ich näher darauf eingehe, will ich Ihnen jedoch noch etwas Gelegenheit zum Zurücklehnen geben und eine Geschichte erzählen.
Great Granny Gang
Ich möchte beginnen mit einer Begegnung der besonderen Art, die meinem Sohn Konrad genau heute vor einem Monat, am 12. Oktober, zuteil wurde. Er war mit dem ICE auf dem Rückweg aus den Ferien und hatte sich an einen der begehrten Vierer-Tische gesetzt, der wegen einer Reservierung ab Fulda noch frei war.
Dort stiegen 3 alte Damen mit Hütchen ein und setzten sich zu ihm. Es dauerte nur kurz und er war in eines der intensivsten Gespräche verwickelt, das er bisher (er ist 14) geführt hat. Denn an seinem Tisch hatten drei 100-Jährige Platz genommen.
Alle drei, so erzählten sie ihm, hätten sich durch einen reinen Zufall in einem Lokal kennen gelernt, als sie 75 Jahre alt waren. Seither sind sie Freundinnen. Und jetzt seien sie auf dem Weg nach Braunschweig, wo sie (am 13. Okt. 2013) den 100. Geburtstag der jüngsten von ihnen gemeinsam mit Familienangehörigen feiern wollten. In Braunschweig sei es, weil sie mit geschlossenen Augen über einer Landkarte die Finger hätten kreisen lassen und eine von ihnen auf diese Stadt getippt habe.
Konrad dachte kurz nach und fragte sie dann, wie sie es denn geschafft hätten, 2 Weltkriege zu überleben. Das sei nicht ganz einfach gewesen, bekam er zur Antwort. Und dann erzählten sie ihm ihre Lebensgeschichten.
Bis Braunschweig hat er ungefähr 300 guter Ratschläge und Lebensweisheiten erhalten, die er noch am gleichen Abend für die Nachwelt notierte. Im Bahnhof angekommen nahmen die drei ihre Rollies, setzten ihre Hütchen auf, wünschten ihm ein langes und gutes Leben und stiegen wieder aus. So überraschend und auf den reinen Zufall gebaut kann das Leben sein. Ein wunderbares Beispiel dafür, in welcher Gestalt uns Generativität begegnen kann."
Der Impulsvortrag von Volker Amrhein beim Fachtag "Generationen in Kontakt" in Arnsberg begeistert die Teilnehmer aus allen gesellschaftlichen Strukturen und Institutionen der Stadt. Er macht Mut, sich gemeinsam auf den Weg in die Zukunft zu begeben.
Der Fachtag wurde initiert von der Fachstelle Zukunft Alter der Stadt Arnsberg und dem Caritas-Verband Arnsberg-Sundern. Auf vielfachen Wunsch der Teilnehmer aller Generationen wird seine Fortsetzung finden.
Autor:Marita Gerwin aus Arnsberg |
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