Mittendrin beim Karneval der Generationen
Arnsberg. Mit einem charmanten Augenaufschlag stimmt die sympathische Dame mit ihrem Lächeln in das Lied der Powerländer-Band mit ein „Man müsste noch mal 20 sein und so verliebt, wie damals, ich glaube dann entschied ich mich, noch mal, noch mal für Dich!“ Während die fröhliche Dame diesen Schmuse-Song leidenschaftlich mitsingt, zwinkert sie ihrem etwas verlegen wirkenden Nachbarn zu. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Er ist zutiefst gerührt. Eine Träne kullert ihm über die Wange. Seine Augen strahlen vor Glück. Lange hat niemand mehr solche Gefühle in ihm ausgelöst. Wunderbare Augenblicke beim Karneval der Generationen.
"Menschen vergessen, was du gesagt und getan hast, sie vergessen aber nicht, wie sie sich dabei gefühlt haben", sagt Maya Angelou dazu.
480 fantasievoll kostümierte Gäste schnippen, klatschen und singen spontan mit. Der witzige Kommentar eines hochbetagten Jecken "Mann, oh Mann, das beflügelt meinen Herzschrittmacher aber gewaltig. Besser als jede Pille", löst schallendes Lachen aus.
Es herrscht eine entspannte Atmosphäre beim Karneval der Generationen in Arnsberg. Initiiert von Hans-Rath und dem Seniorenbeirat der Stadt Arnsberg. Leider ist Hans Rath, der geborene Karnevalist, in diesem Jahr nicht als Moderator dabei. Kranheitsbedingt muss er das Bett hüten. "Hans, Du fehlst uns! Wir senden Dir die herzlichsten Genesungswünsche. Werd schnell wieder gesund. Nächstes Jahr bist Du wieder dabei", so Inge Nüsken, die Vorsitzende des Seniorenbeirates der Stadt Arnsberg. Standig Ovation im Saal. So soll´s sein!
Die Erinnerungen an Karneval zählen für viele Menschen zu den fröhlichsten Momenten ihres Lebens: Als Kinder konnten sie es kaum erwarten, sich zu verkleiden und am Straßenrand Süßigkeiten einzusammeln. In der Jugend feierten sie ausgelassen mit Freunden, schmetterten Karnevalslieder und genossen die Leichtigkeit. Und natürlich sind sie auch heute, zum Teil Jahrzehnte später, empfänglich für jene jecken Momente, Stimmungen und Melodien.
„Wir wollen Karneval für alle, besonders für die älteren Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Menschen mit Demenz und anderen altersbedingten Einschränkungen, Angehörigen und Betreuer sind herzlich zu dieser Feier eingeladen“, so Martin Polenz, Marita Gerwin und Manuela Völkel von der Fachstelle Zukunft Alter. Um dies zu ermöglichen, organisiert der Seniorenbeirat der Stadt Arnsberg in Kooperation mit der Fachstelle Zukunft Alter und den drei Karnevalsgesellschaften KLAKAG, Blau-Weiß Neheim und HÜKAGE einen Kostümball der besonderen Art.
Erfahrungen aus der Arnsberger „Lern-Werkstadt“ Demenz haben gezeigt, dass es nicht nur darauf ankommt, Veranstaltungen anzubieten, sondern gemeinsam etwas zu erleben. Den Alltag einfach einmal für ein paar Stunden zu vergessen, Spaß miteinander zu haben und fröhlich zu sein. Der integrative Gedanke, die Teilhabe der Älteren an Veranstaltungen dieser Art entsprechend ihren Bedürfnissen, ist dabei besonders wichtig: statt laut eher kommunikativ, statt langer Reden ein abwechslungsreiches Programm aus Show und Musik am Nachmittag. Wenig verwunderlich, dass bei dem einen oder anderen Jecken die karnevalistischen Klassiker aus den 1960er Jahren noch auf dem Nachhauseweg nachklangen. So manch einer zog froh gelaunt, gestützt auf seinen Rolli, mit dem Lied auf den Lippen heim.
Die nächsten Wochen gibt es so manche Anknüpfungspunkte, um Erinnerungen an einen wunderschönen Tag auszutauschen: In den Wohngemeinschaften, Tagespflege-Einrichtungen, Seniorenheimen und pflegenden Familien. Der Karneval der Generationen öffnet Herz und Mund, auch bei Menschen, denen die Worte verloren gegangen sind...
„Lachen ist die beste Medizin. Die vielen Clowns haben jede Menge Lachfalten in unsere Gesichter gezaubert“, sagt der hochbetagte Ernst S. ein echter "Hüstener Junge" augenzwinkernd. Arm in Arm schlendert er auf seinen Rollator gestützt mit seiner Tischnachbarin hinaus. Ein schöner Moment. Unvergessen. Karneval der Generationen in Arnsberg. All das klingt so selbstverständlich. Ist es aber nicht! Die wahre Bedeutung kann nur erahnen, wer den Alltag vieler hochbetagter Menschen tagtäglich erlebt. Chapeau an das bürgerschaftliche Engagement in Arnsberg. Einfach wunderbar! Gelebte Inklusion! Selbstverständlich, wie die Luft zum Atmen!
Ein herzliches Dankeschön an Christian Bach, den Sauerlandzaubererer für seine wunderbare Moderation. Er ist kurzentschlossen eingesprungen für Hans Rath. Klasse gemacht. Der Dank gilt auch Christiane Linn, Inhaberin des Marionettentheaters FIRO, die als Maskenbildnerin über 30 Damen und Herren des Seniorenbeirates in fantasievollen Clowns verwandelt hat. Eine wahre Meisterleistung. Kein Gesicht gleicht dem anderen.
Tausend Dank an die über 100 ehrenamtlich Engagierten aller Generationen vor und hinter den Kulissen, die diesen Höhepunkt erst möglich gemacht haben. Es war großartig! Die strahlenden Gesichter der Gäste waren ein wunderbarer Lohn der Arbeit. Mit einem Gewinn für beider Seiten! Ich habe den Eindruck, dass aus dem Experiment zukünftig eine nicht mehr wegzudenkende "Feste Größe" im karnevalistischen Treiben der Stadt Arnsberg wird. Schauen wir mal, was die Zukunft für uns bereit hält..
Viel Spaß wünsche ich Ihnen mit den Fotogalerien!
Eine Foto-Show von Hanni Borzel und Uwe Künkenrenken finden Sie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=fWXZM8z-PqE&feature=em-upload_owner
Frank Albrecht hat im Wochenanzeiger ebenfalls eine Fotogalerie veröffentlicht.
http://www.lokalkompass.de/arnsberg/vereine/karneval-der-generationen-verzaubert-hunderte-in-huesten-d516193.html
Wir sagen DANKESCHÖN!
http://www.lokalkompass.de/arnsberg/politik/nur-gemeinsam-schaffen-wir-so-etwas-d516936.html
http://www.lokalkompass.de/arnsberg/leute/clowns-regeln-den-verkehr-d517272.html
Autor:Marita Gerwin aus Arnsberg |
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