MALLORCA & der Wettergott
Nur mit Widerwillen hatte ich mich dem billigen Charter- Jakob anvertraut. Und dann noch Mallorca?!
Dabei hatte ich mir geschworen: Wir nie!
Doch der Sommer stand vor der Tür.
„Ach, jetzt kommen Sie erst…,“ schüttelte die Reisekauffrau unwillig den Kopf.
„Ja, wieso?“ fragte ich erstaunt, während sie, die Reisekauffrau, ihren Computer befragte, als hätte sie noch nie etwas von Arbeitslosigkeit oder dem Rückgang des Bruttosozialproduktes gehört.
Vielleicht kannte sie aber auch nicht die süße Melodie des Grundgesetzes: Jeder Deutsche hat das Recht seinen Arbeitsplatz frei auszuwählen.
Aber wer hätte da gedacht, dass sich dieser Deutsche stattdessen das Recht nimmt in die Sonne zu fliehen?
Die Reisekauffrau sah mich also nur gleichgültig an, während sie die unzähligen Buchungsmöglichkeiten abfragte:
„Aber gerade für den Zeitraum…? …und dann nur eine Woche…?“
Nun gut, schließlich fand sie doch noch ein paar Plätze.
Hatten wir es der Schweine-Grippe zu verdanken? Oder am Ende doch einem Todesfall?
Als die „Iberia“ zur Landung ansetzte, wurde ich durch das Herausfahren des Räderwerkes geweckt. Mein schläfriger Blick durch das Fenster entdeckte nur Regen und Nebelschwaden. Hatte sich der Pilot etwa verflogen?
Ein Raunen der Enttäuschung ging durch den „Airbus“ und das Wort, das sich am häufigsten vermehrte, klang nach Regenschirm.
Ruckweise verlor die Maschine an Höhe. Die ersten Windmühlen, das Wahrzeichens Mallorcas, kamen in Sicht, bis endlich der Blechvogel aufsetzte. Um genau zu sein, die Landung war unsanft und ich wurde durchgerüttelt wie auf einem Schüttelsieb.
Obwohl das Flugpersonal die Gäste bat, die Sitze „bitte“ doch einzubehalten, bis das Flugzeug endgültig stand, herrschte schon lebhaftes Gedränge in den Sesselreihen. Und der Eine oder die Andere legten schon ihr sperriges Handgepäck bereit, um sich so den Weg zu bahnen. Da war so mancher, der zuerst nass werden wollte.
Immerhin haben Vorurteile den Vorteil, auch mal für eine Überraschung zu sorgen, dachte ich.
Kurz, ich war dem Regen dankbar, der die Erwartung ewiger Sonne Lügen strafte. Wenn man schon organisiert reiste, dachte ich, dann sollte sich doch wenigstens der Wettergott dem Prospekt widersetzen.
Autor:Dr. Mathias Knoll aus Arnsberg |
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