Kanu-Schule: Wenn das Kanu Schule macht
Neheim.„Und, wer hat was von der letzten Stunde behalten?“, fragt Dietmar Gorlt, Trainer beim Ski- und Kanuclub Neheim-Hüsten streng in die Runde der Schüler. Gerade sitzen, Füße abstützen, und, und, und. Da gibt´s so einiges, was die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7 von der Grimmeschule in Neheim beachten müssen.
Erst seit wenigen Wochen läuft das in Arnsberg ungewöhnliche Projekt zwischen dem Ski- und Kanuclub Neheim-Hüsten (SKC) und der Hauptschule „Grimmeschule“ in Neheim. Statt der Schulbank wird von begeisterten Teilnehmern der Kurse jetzt der Sitz im Vereinskanu gedrückt.
„Wir wollen unsere Schüler ein Stück weit weg von der digitalen Welt lotsen“, beschreibt Lehrer Andreas Schauerte die Motivation. Das Konzept geht auf: Begeisterte Schüler, die natürlich alle Schwimmen können müssen, treffen sich an diesem sonnigen Mittag am Vereinsgelände des SKC an der Ruhr in der Nähe des Rathauses.
Ulrich Fischer, Schulsozialarbeiter an der Grimmeschule und Vorsitzender des SKC hatte einst den Stein ins Rollen gebracht. Die Möglichkeit, direkt nach dem Unterricht in der Schule aufs Wasser zu wechseln wird bestens angekommen. Derzeit nutzen schon zwölf Schülerinnen und Schüler der Schule das Angebot - und es könnten noch mehr werden.
„Wir überlegen, nach den Sommerferien vielleicht eine zweite Gruppe einzurichten“, sagt Schauerte. Doch bis es soweit ist, gilt es zunächst die Schüler des ersten Kurses auf Kurs zu bringen. SKC-Trainer Dietmar Gorlt, der sich zusammen mit Ulrich Fischer um die Ausbildung kümmert, weiß was wichtig ist. Was tun bei Hindernissen im Wasser oder darüber? Wie das Kentern bei zu starker Strömung vermeiden? Oder: Wie eine saubere Eskimorolle hinlegen? Fragen über Fragen, denen man sich bei der Schulstunde am Wasser stets stellen muss.
Nach der Theorie einer jeden Kursstunde, die gut zwei Schulstunden umfasst, darf natürlich auch die Praxis nicht zu kurz kommen. Helm, Schwimmweste und ein gehöriges Stück Mut gehören dazu, bevor man die Schüler auf das Wasser lässt. Schließlich ist Kanustrecke an der Ruhr eigentlich für den Wettkampf angelegt. Damit auch auf dem Wasser nichts passiert, ist Lukas Vietberg vom Verein immer mit einem eigenen Kanu auf dem Wasser, wenn einzelne Schüler ihr Können im Kanu direkt erproben.
„Das Angebot an die Klasse 7 ist freiwillig - wer nicht ins Kanu möchte, darf weiter Unterricht machen“, erklärt Lehrer Schauerte augenzwinkernd. Zwar gibt es an der Schule schon die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr oder dem Fußball - aber Kanu, das hat doch einen ganz besonderen Reiz. Den spürt auch die 14-jährige Hannah Schüpstuhl aus Neheim. „Das macht viel Spaß, kostet aber auch viel Kraft“, lacht Hannah. Gerne will sie beim Kanu bleiben, denn anderen Sport macht sie gerade nicht.
Das ist genau der andere Nutzen der Veranstaltung: „Wir haben zwar keine Nachwuchssorgen“, erklärt Dietmar Gorlt, 30 Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren trainieren regelmäßig auf den 45 Kajaks des Vereins. Etwas schwieriger sei es da schon mit den erwachsenen Helfern, die für alle Unterstützungsarbeiten rund um den Sport gebraucht werden. Dass man jetzt noch Schüler für den SKC begeistern kann, passt. Immer wieder bleiben Begeistere im Verein hängen und stärken ihn für die Zukunft.
Autor:Frank Albrecht aus Arnsberg |
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