Regionalkrimi Sauerland Schützkenfest Pilsken und was Totes
Peter Timmendorf, alias Peter Hesselmann. Hier hat es der Autor wirklich geschafft, bedeutende Worte unserer Heimat im Titel des Buches zu verknüpfen.
Alles begann mit einer Lebenskrise. Der heute 52 jährige Hesselmann war gerade Anfang 40, als ihn ein Schicksalsschlag im engeren Freundeskreis "aus dem Leben warf". Als Autodidakt, in vielen Bereichen, zögerte er nur kurz, bevor er sich hinsetzte und versuchte sich zurück in das Leben zu schreiben. So entstand die fast 700 Seiten starke Rohfassung von "Sauerland, Schützkenfest, Pilsken und was Totes" in nur vier Monaten und Hesselmann war zurück.
Über ein Jahrzehnt war das Manuskript dann eine Datei auf der Festplatte seines Computers, bevor ein weiteres Ereignis dazu führte, dass sich Hesselmann wieder an das Manuskript erinnerte. Zwei, kurz hintereinander folgende, Schlaganfälle zwangen ihn erneut, sich und sein Leben zu entschleunigen.
"Die Reha lies auf sich warten. Der Kopp entwickelte sich immer mehr zu einem leeren, weißen, Blatt Papier. Meine Geschichte, mein Wissen und mein ich wurden immer zusammenhangloser. Also musste ich gegensteuern und so tat ich das, was mir schon einmal geholfen hatte, ich füllte die Seiten wieder." sagt er mir. Die Rohfassung wurde gekürzt, die dadurch entstandenen "losen Enden" neu zusammen gefügt und im August´15 hielt Hesselmann, das erste von insgesamt 500 Exemplaren in der Hand. "...und ich hatte auch mich und mein Ich wieder." ergänzte er abschließend
"Sauerland, Schützkenfest, Pilsken und was Totes" ist ein turbulenter Kriminalroman aus der Heimat, der den Leser oft an die Sauerländer Bergstraßen erinnert, kurvig und hinter jeder Biegung eine neue Serpentine. Rasant, mit viel Sauerländer Humor schickt Hesselmann seine oft knorrigen aber liebenswerten Charaktere, mit dem, für unsere Heimat so typischen Wortwitz durch die Geschichte. Die in der realen Welt immer mehr in den Hintergrund geratende, funktionierende Dorfgemeinschaft, lebt in Hesselmann´s Debütantenwerk wieder auf. Er zeigt eindrucksvoll, dass "Dörpe (Dörfer)" gerade heute in hektischen Welt, Spass machen. Das der Zusammenhalt, der Gemeinschaftsgedanke, durch das umtriebige Vereinsleben, so ein Dorf erst zum leben bringt. Hesselmann, alias Timmendorf beschreibt das Leben, wie viele es gerne leben würden. Ein Dorf, in dem viele Familien schon in der 4ten oder 5ten Generation leben ist einfach ein starker Verbund, eine über Jahrzehnte gewachsene Gemeinschaft, die auch durch das Gerede über andere geprägt und aufrechterhalten wird. Die Menschen kujern (reden) wie´s ihnen ausse Schnüss fällt. Kleine pikante Gerüchte, werden in den Häkelclubs der Frauen und an den Theken der Kneipen zu monströsen Ereignissen. Wieder huscht Hesselmann dieses breite, verschmitzte Lausbubengrinsen über das Gesicht, bevor er mir wieder eins seiner eindrucksvollen Beispiele liefert. "Du has in so´m Dorf den Hosenschlitz noch nich widda zu, wennste ans Ortseingangsschild gestrullert hast, da weiß schon der, der am Ortsausgangsschild dat Unkraut jätet, wie deine Unterbux aussieht, wie dein Pillemann geformt ist, ob der Urinstrahl von klarer, satter, gesunder, gelber Farbe war und ob du auch anständig abgeschüttelt hast, bevor du dir dein Gemächt zurück inne Buxe gefurkelt hast. Is so, musse mit umgehen können, wennze auf´m Dorf wohns, wonnich. Daraus entstehen Geschichten. Lustige, wie traurige, mal mit wenig Erfindungsgabe und nah am realen, mal mit ner ganz ordentlichen Portion Phantasie."
Eine weiterer Basis für all die Geschichten rund um den Mühlensee (Möhnesee), waren und sind die Dönekes der "Alten" wie Hesselmann mir bei einem Pott Kaffee erzählt. "Viele habe ich beim "Wenneeer inner Klause" gehört. Für uns Kerle war das das Vorzimmer zum Paradies, für unsere Frauen aber war es einfach eine schlichte, dunkle, Kellerkneipe." Gemeint ist die Klause im früheren Hotel Pantel an der Sperrmauer. Eine Begegnungsstätte, wie sie die Dörfler lieben. Im Falle der Klause, liebten, denn mit dem frühen Tot des Wirtes "Wenneeer" starb auch die Kneipe. Kneipe ist Dorf, Kneipe ist Heimat, Kneipe ist Kommunikation, Kneipe ist Stressabbau, Kneipe ersetzt die Litfasssäule, Kneipe ist lebendes, regionales Facebook. Hesselmanns Repertoire an Synonymen für eine Dorfkneipe sind recht vielfältig und bemerkenswert. Aus diesen Kneipengeschichten, aber auch aktuellen Ereignissen und Geschehnissen und dem Dorftratsch der Dorfpomeranzen kreierte er dann "Sauerland, Schützkenfest, Pilsken und was Totes".
"Worum geht es in dem Roman? Können Sie mir das in wenigen Worten wiedergeben", frage ich ihn, während er sich einen weiteren Pott Kaffee eingießen lässt.
"Mit wenigen Worten hab ich es nicht so ...", sagt Hesselmann mit einem breiten Lächeln, "..., dann wäre das Buch nicht dicker als die gelben Reclam Heftchen, die ich aus dem Deutschunterricht meiner Schulzeit noch kenne. Kürzer als der Buchtitel ... geht nu wirklich nicht. Aber ich versuch´s. Der Direktor einer kleinen Dorfsparkasse wird ermordet und auf eine skurrile Art und Weise im Kugelfang der Vogelstange zur Schau gestellt. Timmendorf und sein Freund Rainer Kiesel übernehmen die "Angelegenheit". Sie wühlen sich immer tiefer in den Sumpf des ländlichen Klüngels und der Hochfinanz. Geldgier, perfides Streben nach Macht und Einfluss, aber auch profane Dorfgeschichten, von denen nie einer erfahren sollte, sind die Ergebnisse ihrer ungewöhnlichen Ermittlungsarbeit, die dann mit viel Effet und Kafumm zu einen furiosen Ende führt." Vier Sätze ...
Auf meine Frage, wie er mit denen umgeht, die sich in seinem Roman wieder erkennen und mit ihrer Rolle alles andere als einverstanden sind antwortet Hesselmann so, wie der Sauerländer antwortet: "Anecken is nich schlimm, woll. Man muss nur aufpassen, dat man nich anne Ecken hängen bleiben tut, wonnich ...", betont aber, das eventuelle Ähnlichkeiten nicht beabsichtigt waren. Er selbst in seiner Funktion als "Peter Timmendorf" stelle sich ja auch nicht gerade als hellste Leuchte im Lampenladen, dar. Und wer versteht den Sauerländer ... manchmal sicher etwas direkten und derberen Humor ... besser als wir selbst? "Wir Sauerländer sind ein krabätziges Bergvölckchen, das es aber immer noch versteht, herzhaft über sich selbst zu lachen, und davon gibbet´s nich mehr ganz so viele heute, wonnich", sagt er diesmal mit einem breiten Grinsen.
Klaus Lange aus Wickede an der Ruhr schreibt: "Sauerland, Schützkenfest, Pilsken und was Totes" ist ein Wohlfühlbuch für jeden Sauerländer und für Nichtsauerländer ein absolutes Muss. Hier wird erzählt, wie es bei uns in der Region nun mal zugeht. Nichts ist gelogen, nichts ist verschönert, sondern der Autor hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Kein Wunder, Timmendorf (Hesselmann) ist einer von uns. Hier geboren und aufgewachsen kennt er die Region mit all seinem Facettenreichtum. Es sind die kleinen Dönekes und die große Geschichte, die den Roman zu einem Leseerlebnis machen.
Zu bekommen ist "Sauerland, Schützkenfest, Pilsken und was Totes" 474 Seiten für 16,90 € im regionalen Buchhandel. Bestellungen können auf dem Faceboolprofil von Peter Hesselmann abgegeben werden.
Autor:Peter Hesselmann aus Arnsberg |
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