„Patatras“ und „Nymams Dans“ überzeugten bei der Premiere zur ersten „Klangmanufaktur“

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„Es war wieder einmal ein wundervoller Abend“. - Dieser Ausspruch einer Dame beim Verlassen des Bürgerbahnhofs Arnsberg fasst es wohl treffend zusammen
Vielen wird es ähnlich gegangen sein, als sich die zahlreich vertretenen Gäste nach einigen Zugaben der Musiker in die regnerische Januarnacht aufmachten. Doch wurde der wetterschwere Heimweg erleichtert durch den Nachhall der vielen Melodien und Klänge. Vielleicht wirkte bei manchen auch noch ein angenehmer Ohrwurm nach.

Für viele hatte der Abend mit einer Frage begonnen: Was ist eigentlich eine Klangmanufaktur? Mit diesem Begriff hatte der Arnsberger Folkclub nämlich eingeladen. Die Erklärung lieferte der Vorsitzende des Folkclubs, Manfred Kerl, gleich bei seiner Begrüßung: Zunächst wird eine Klangmanufaktur ein Abend mit zwei Duos sein, die ihre eigene Musik konzertant vorstellen. Darüber hinaus gibt es einen Teil des Abends, in dem beide Duos „Neuland betreten“ und gemeinsam miteinander musizieren.

Und so geschah es. Das Duo „Patatras“ mit der Geigerin Barbara Kranz und Steffi Bude am Akkordeon begann. „Wir spielen alles, was uns gefällt“ übertitelte Barbara Kranz das Patatras-Programm. So waren unter anderem Stücke des irischen Komponisten Turlough O`Carolan, Melodien und Tänze des im 18. Jahrhundert in Dinker/Welver ansässigen Kantors Johann Dahlhoff sowie ein sehr schön mit Varianten angereichertes Stück von W.A. Mozart zu hören. Diese Mischung wirkte sehr abwechslungsreich. Durch die kreativen und virtuos dargebotenen eigenen Arrangements der Künstlerinnen entwickelte sich ein stimmiger und überzeugender Eindruck, in dem deutlich die eigene „Patatras“-Handschrift herauszuhören war. Mit großer Spielfreude und Elan würzten beide Musikerinnen ihre Musik, so dass sich dies deutlich auf das Publikum übertrug.

Danach spielte das Duo „Nymams Dans“. Marietta Schwenger spielte Harmonium, Akkordeon und Geige. Jochen Schepers war auf der Geige und dem schwedischen Dudelsack zu hören. Beide Musiker sind ausgewiesene Schweden-Kenner und brachten konsequenterweise schwedische Volksmusik zu Gehör. Eingeleitet mit einigen Dahlhoff-Stücken, die mit Geige und Akkordeon eine Erinnerung an das dörfliche Fest- und Feiergeschehen im Westfalen des 18. Jahrhunderts aufkommen ließ, spielten beide Musiker dem Publikum eine Serie von Geigen-Duetten mit urtypischen, schwedischen Tanzmelodien. Die deutliche Vorliebe der beiden für die rhytmisch sehr interessante und auch ambitionierte Tanzform „Polska“ wurde mehrfach herausgestellt. Manchem mögen diese Klänge ungewohnt vorgekommen sein, doch entwickelte sich aus diesen, für hiesige Hörgewohnheiten fremd und archaisch anmutenden Klängen, eine fast mystische Atmosphäre im Saal. So mancher mag wohl an tiefe schwedische Wälder und die Einsamkeit des Fjells gedacht haben. Eine andere Assoziation bot denn ein schwedischer Brautmarsch, mit dem ein Brautpaar von der Dorfgemeinschaft und Musikanten von Zuhause abgeholt und in die Kirche gebracht wird. In Schweden geschieht dies nur mit Geigenmusik auch im Festzug auf der Dorfstraße. Im Sauerland hingegen, und das mag auch den Kulturkontrast deutlich machen, kann man sich dies eben nur mit Blasmusik vorstellen.

Die Eindrücke der Darbietungen dieser beiden Duos hätte schon für einen Abend gereicht. Aber es gab ja noch das „Neuland“, das zu beschreiten war. Schnell wurde ein Quartett auf der Bühne eingerichtet und es war schwungvolle und nochmals klangreichere Musik zu hören. Die Musiker nutzten die neu geschaffenen Möglichkeiten für wohlklingende, harmonisch dreistimmige Geigenarrangements, die vom Akkordeon im Bass gehalten und kontrastiert wurden.

Zu guter Letzt wurde aus dem Quartett noch ein Sextett, als sich Dagmar Damkowski-Kerl und Manfred Kerl, also fast der ganze Folkclub-Vorstand mit Flöte und Kontrabass auf die Bühne begab. Es wurde ein fulminantes Finale, dass das Publikum nicht enden lassen wollte. In der Zugabe wurde dann, um die Klangmanufaktur zu vollenden, das Publikum eingebunden. Gemeinsam sang und spielte man das bekannte Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“.

Und damit ist auch klar, um welchen Ohrwurm es sich auf dem Heimweg gehandelt haben muss.

Autor:

Ronald Frank aus Arnsberg

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