Lebt der noch?

„Ich kann als ein Mensch, der schreibt, so ziemlich alle Positionen in der Welt einnehmen, die mir gefallen, “ sagte Yves, der sich selber als „Hommes de lettres“ sah. „Um mich dann aber entsprechend zu verändern, brauche ich keinen Knigge. Denn es kommt nur darauf an, in welche Sprache ich das umsetzte, was ich denke. Wenn ich dann aber meine Texte korrigiere, werde ich zu einem nörgelnden Besserwisser, der gewissermaßen schreibend zuhört, während seine Füße in dicken Socken stecken.
Und dann frage ich mich oft:
Warum konnte ich nicht gleich so schreiben wie ich jetzt meine Texte verbessere?
Aber manchmal feile ich auch solange an meinen Sätzen herum, bis kein Buchstabe mehr übrig bleibt. Und dann gibt es auch noch Texte, die mich bis zu meiner Kenntlichkeit verwandeln.
Aber gleichzeitig sehne ich mich danach, dass das, was ich schreibe, so bekannt wird, dass man sich fragt:
Lebt der noch?“
„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann,“ antwortet ich, um etwas zu antworten. Denn Yves neigt zu Monologen.
„Jean Paul…!“ strahlte mich Yves an „… und der lebt nicht mehr.“

Autor:

Dr. Mathias Knoll aus Arnsberg

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