Ein stimmungsvoller Folkclub-Abend mit „Bruce, Besch & Bramkamp“
Es war ein Folkclub-Abend, wie er stimmungsvoller nicht hätte sein können. Es passte einfach alles!
Die Musik, die Band, das Publikum, der Saal – alles fügte sich wie zu einem Puzzle zusammen, dessen Gesamteindruck allen noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Schon beim ersten Betreten der Bühne beim Soundcheck am Nachmittag entfuhr es dem Meister des schottischen Folksongs, Ian Bruce mit Bewunderung: „Was für eine Super-Wandtapete“. Er meinte damit die rohe Betonwand der Arnsberger KulturSchmiede, die mit ihrer Zeichnung noch immer an die ursprüngliche handwerkliche Vergangenheit des Raumes erinnert. Katharina Bramkamp, die Flötistin und Sängerin lobte, dass dieser Saal mit dem besonderen Ambiente eine Andersartigkeit ausstrahle und genau das Richtige für sie sei. Vic Besch, ebenfalls Sänger und Multiinstrumentalist auf Akkordeon, Gitarre und schottischem Dudelsack taufte die offene Akustik der KulturSchmiede sogleich mit markigen und raumfüllenden Pipe-Klängen.
Das Publikum stellte sich zahlreich ein, wohl angelockt von der Aussicht, einen launigen Abend mit keltischem Folk und Humor zu erleben. Diesem Wunsche entsprachen die drei Akteure, die sich „Bruce, Besch& Bramkamp“ nennen, vollends, wenn sie ihn nicht sogar übertrafen.
Das Konzert selbst war sehr eindrucksvoll und mitreißend zugleich. Im musikalischem Fokus stand die Stimme und das Gitarrenspiel von Ian Bruce. Als „inoffizieller“ Botschafter der schottischen Folkclub-Kultur zog er sogleich das Publikum in seinen Bann. Ian Bruce überzeugte das Publikum schnell mit seiner Stimmgewalt und Spielfreude, die aber gleichsam in leiseren Passagen von großem Einfühlungsvermögen und Ausdruckskraft geprägt war.
Vic Besch, Ians langjähriger musikalischer Wegbegleiter, erschien im schottischen Kilt auf der Bühne. Sein Spiel auf dem großen Dudelsack, liebevoll von ihm „sein totes Tier“ genannt, führte den ganzen Abend immer wieder zu musikalischen Höhepunkten. Aber auch auf dem virtuos gespielten Akkordeon, auf der Gitarre und mit seiner wohlakzentuierten Begleitstimme ergänzte Vic seinen Freund Ian Bruce perfekt. Vic übernahm auch den Part der Moderation. Mit viel Charme und Sprachwitz führte der aus Wales stammende Musiker fast akzentfrei in Deutsch und eloquent durch den Abend. Immer wieder spielten sich Vic, Ian und Katharina in den Ansagen locker, spontan und humorvoll die Bälle zu, sehr zum Vergnügen des Publikums.
Katharina Bramkamp gab musikalisch dem Abend sozusagen das i-Tüpfelchen. Ihre stets präsente und fein geführte Oberstimme rundete den hervorragenden Satzgesang des Trios ab. Das gilt auch für ihr Flötenspiel, mit dem sie immer wieder dem Klangbild neue Farben hinzufügte, während sie mit dem Schellenkranz als Rhythmusinstrument den Schwung der Liedinterpretationen zuweilen auf die Spitze trieb.
Der Themenbogen des Abends war weit. Das Publikum hörte Liebeslieder, die Ballade aus der englischen Arbeiterbewegung und viele Lieder, die „aus dem täglichen Leben“ heraus entstanden, wie zum Beispiel eines über die außergewöhnliche Geschichte eines norwegischen Arbeiters, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, auf einem Spezialmotorad an Hochspannungsleitungen von Mast zu Mast zu fahren, um seinen Arbeitsplatz zu wechseln. Aber auch die typische Gemeinschaftshymne zum Mitsingen, die das Gute und Positive im Leben und in der Liebe hochhält, durfte nicht fehlen. Bei Ian Bruce, den besten Robert-Burn-Interpreten überhaupt, war es zu verdanke, dass dieser Abend dann mit dem von ihm noch eigens bearbeiteten „Should auld acquaintance be forgot“ beendet wurde. Das restlos begeisterte Publikum konnte dann doch der Band mit lautem und intensiven Applaus und Trappeln noch mehrere Zugaben entlockt, die dann mitklatschend, schunkelnd und mitsingend belohnt wurden, so sehr bat man darum, dass das gemeinsame schottische Folkmusik-Erlebnis im Arnsberger Folkclub noch viel länger hätte dauern können.
Autor:Ronald Frank aus Arnsberg |
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