Der Michel - das Wahrzeichen der Stadt Hamburg

Der Hamburger Michel prägt die Siluette der Stadt | Foto: Marita Gerwin
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Hamburg.

Wir besuchen den Michel. Schon von Weitem dringt uns der dumpfe Ton der mächtigen Glocken ans Ohr. Es ist 12.00 Uhr. Schon oft haben wir von außen das Wahrzeichen Hamburgs bestaunt. Heute nutzen wir die Gelegenheit und nehmen uns ein wenig Zeit, um hinein zu gehen. Wir sind fasziniert von der Schönheit und Atmosphäre des Raumes.

Trotz seiner Größe ist er die gute Stube der Hamburger. Ein Ort der Geborgenheit. Ein Stück Heimat für die Menschen der Stadt. Voll ist es. Touristen, Hamburger Familien mit Kind und Kegel, alte Menschen. Jugendliche aus fernen Ländern, Nachbarn aus dem Quartier. Geschäftige Menschen mit ihren Aktentaschen und der "Frankfurter Allgemeine" unterm Arm. Die Zeitung mit dem Aufmacher auf der Titelseite" ".... 17 000 Stellen abgebaut" für einen Augenblick "beiseite" gelegt. Mit dem Fuß getreten. Ignoriert. Vergessen - nur für einen Moment. Zwei schnurbärtige "Seewölfe", die gerade ihr Containerschiff im Hafen entladen haben. Alle sind sie hier, um einen Moment lang inne zu halten, um zur Ruhe kommen. Wir kommen gerade noch rechtzeitig, um an einem ökumenischen Gottesdienst teilzunehmen.

Die mächtige Orgel, ein Bläserkreis, der Chor und die Besucher intonieren ein Lied, das mich an meine Jugendzeit erinnert. „Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen, am Himmel hell und klar. Der Wald steht schwarz und schweiget und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar. Seht Ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn...“ Ich bin gerührt. Ein Tränchen kullert. Ich singe mit und hänge meinen Gedanken nach. Erinnerungen werden wach.

Nach dem Gottesdienst nutzen wir die einmalige Chance mit dem Hausherrn, Pastor Alexander Röder eine kleine Reise durch Hamburgs Michel zu machen, die mit 1,1 Millionen Besuchern jährlich zu den beliebtesten Kirchen Deutschlands zählt.

St. Michaelis ist eine der schönsten Barockkirchen Norddeutschlands. Der monumetale Turm mit der unverwechselbaren Kupferhaube ist das Wahrzeichen Hamburgs und birgt viele Kunstschätze. In diesem Rundgang möchten ich Ihnen bedeutende Werke sowie einige Besonderheiten vorstellen, um die viele Facetten des Michels zu zeigen.

Der Kirchenraum ist 52 Meter lang, 44 Meter breit, 27 Meter hoch und bietet Platz für mehr als 2.500 Menschen. In Weiß und Gold gehalten, wirkt das Kircheninnere hell und festlich. Die geschwungene Empore, die vergoldeten Kapitelle der korinthischen Pfeiler und Pilaster, die historischen Kandelaber, die Kirchenbänke aus Teakholz und die Buntglasfenster kommen so besonders gut zur Geltung.

Der Altar bindet die Blicke. Er ist 20m hoch und wurde 1910 aus kostbarem Marmor gestaltet. Die Kapelle wurde im Zuge der Renovierung im Jahre 2009 eingeweiht. Der Ort ist als Raum der Stille angelegt, in dem man auch während Veranstaltungen im Kirchraum zu einem Gebet innehalten kann. Wo vor einiger Zeit noch das Taufbecken seinen Platz hatte, bildet seit Ende Oktober 2010 der Zelebrationsaltar das Zentrum des Altarraumes. Der neue Altar steht auf zwölf Säulen und hat auf der Altarplatte aus italienischem Marmor ein eingefasstes Kreuz aus Mooreichenholz. Ein goldfarbenes Gitter umfasst den Altar. Durch den neuen Zelebrationsaltar, der auch acht Meter näher an der Gemeinde steht als der alte Altar, wendet der Pastor beim Abendmahl der Gemeinde nicht mehr den Rücken zu.

Der Taufstein aus weißem Marmor wurde 1763 in Livorno gearbeitet und von dort lebenden Hamburger Kaufleuten gestiftet. Livorno besitzt einen der wichtigsten Häfen Italiens. Neben dem Handel, vor allem mit den Ländern der Levante und des Maghreb, blühte dort im 18. Jahrhundert das Kunsthandwerk. Eine Kanzel ragt in den Kirchenraum hinein und macht St. Michaelis zur Predigtkirche.

Der Erbauer der zweiten großen St. Michaeliskirche, Ernst Georg Sonnin, der im Gruftgewölbe beigesetzt ist, schenkte 1763 den Gotteskasten der Gemeinde. Er ist mit dem den Drachen bezwingenden Erzengel Michael geschmückt. „Gotteskästen" hat es in den Kirchen schon lange gegeben, neu war aber nach der Reformation, dass das in ihnen gesammelte Geld nicht mehr den Geistlichen, sondern den Armen der Gemeinde zufloss.

Von der herausragenden Bedeutung der Michaeliskirche für Hamburger zeugt auch eine Besonderheit in der Sitzordnung: Im vorderen Bereich des neubarocken Kirchengestühls ist beiderseits des breiten Mittelganges jeweils eine Bankreihe durch besondere Verzierungen hervorgehoben. Das sogenannte Senatsgestühl auf der Nordseite wird an seinen Bankwangen durch das Hamburger Wappen geschmückt.

Die dem Senatsgestühl gegenüberliegende, ganz ähnlich gestaltete Bank wurde für den Kirchenvorstand und kirchliche Würdenträger geschaffen. Das Gestühl schmückt das Bild des heiligen Michael, der mit dem Drachen kämpft.

Falls Ihnen meine kleine Reise durch den Hamburger Michel gefallen hat, und sie mehr erfahren möchten, dann empfehle ich Ihnen den Link zur offiziellen Webseite des Michel:

http://www.st-michaelis.de/

http://www.st-michaelis.de/index.php?id=164

Autor:

Marita Gerwin aus Arnsberg

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