Besuch in der Werkstadt des Künstlers Rudi Olm

Rudolf Olm installiert die Europablume im Kreisverkehr | Foto: Ted Jones-WP
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  • Rudolf Olm installiert die Europablume im Kreisverkehr
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Arnsberg. Ein Besuch im Atelier des 82-jährigen Künstlers Rudolf Olm. Selbstbewusst steht er mit seiner blauen Latzhose und dem karierten Hemd in seiner Metall-Werkstatt in der Eicholzstraße. Unter der grünen verwaschenen Schlägermütze, lugt sein schlohweißer Lockenkranz hervor. Um ihn herum, Werkzeuge, Eisenschrott, Maschinen, Schweißapparate, Modelle seiner Ferrumobjekte und –skulpturen und technische Zeichnungen.

An den Wänden heften handgeschriebene Notiz-Zettel mit Sprüchem. In den Regalen stehen aufgereiht überdimensionale Einmachgläser, Schachteln und Kästchen voller Stahlfedern, Schrauben, Muttern und anderer nützlicher Kinkerlitzchen. Ein Schlaraffenland für jeden kreativen Kopf.

Rudolf Olm hat Hände, die zupacken und gleichzeitig feinfühlig sind. Er ist ein Querdenker. Ein Künstler. Ein Tüftler, der aus Metall fantasievolle Skulpturen zum Leben erweckt. Experimentierfreudig setzt er Zeichen, legt Spuren in Arnsberg. Der kreative Kopf spielt mit Materialien. Ihm sitzt der Schalk im Nacken. Er schafft Kunstwerke im öffentlichen Raum, wie die Europablume und den Graf-Gottfried Baum. Beeindruckende Kunstwerke aus Edelstahl.

Der Sauerländer greift ein, engagiert sich. Krempelt die Ärmel seines Hemdes hoch. Seine Devise lautet: „Lasst mich in Ruhe. Ich muss nicht mehr. Ich tue.“

Wie oft hört er von Herumstehenden, von Vorbeieilenden, von Zuschauern den lockeren Spruch: „Denk dran Rudi, Du bist schon über 80!“ Seine spontane Antwort lautet: „Da wäre ich nicht drauf gekommen“, und wuselt weiter, bis das Betonfundament für die Ewigkeit an seinem Platz verankert ist.

So kennen die Arnsberger ihn. Ein sympathischer, bodenständiger Sauerländer, der kein Blatt vor den Mund nimmt und auch schon mal den Finger in die Wunde legt, wenn es denn sein muss.

„Was bedeutet Ihnen die Kunst?“, wollen wir wissen? Der Arnsberger lässt uns tief in seine Seele blicken. „Kunst ist für mich der Ausgleich zum täglichen Einerlei. Die Ideen entstehen in meinem Kopf. Die Inspirationen entspringen meinen Gedanken“. Dinge, wie sie der Realist betrachtet, sieht er mit anderen Augen. Für ihn ist nicht die ursprüngliche Nutzung der Dinge von Bedeutung. Rudolf Olm erfreut sich an den Formen. Ihm gefällt Verborgenes, Zufälligkeit, Veränderung. Er schaut hinter die Fassade, interpretiert sie. Formt und stattet sie künstlerisch mit neuen Botschaften aus. Seine Skulpturen erzählen Geschichten.

„Schauen Sie ruhig einmal näher hin“, ermuntert er uns.

Geben Sie Ihrem Tag einen eigenen Rhythmus?“. fragen wir ihn. „Wenn ich morgens aufstehe, habe ich meinen Plan für den Tag schon im Kopf. Leider lebt mein Hund Bonny nicht mehr“. Der Künstler wirkt traurig. „18 Jahre hat Bonny mich durchs Leben begleitet. Er war er ein treuer Freund. Ich vermisse ihn sehr - und unsere täglichen Runden durchs Eichholz. Inzwischen sind lange Spaziergänge für mich ein Zeitverlust. Ich habe das 80. Lebensjahr schon überschritten. Da liegt mehr Zeit hinter mir, als vor mir. Ich habe noch so viel vor. Es sind Pläne in meinem Kopf, die alle verwirklicht werden wollen. Die Zeit rennt und rennt und rennt“, sinniert er mit ernstem Gesicht und klugem Verstand. "Ich hadere nicht mit den Dingen, die ich nicht mehr kann. Sondern genieße die Dinge, die mir möglich sind“.

Eine weise Lebenseinstellung. Sie hilft ihm dabei, den Alltag zu meistern.

Seine Werkstatt ist sein Zuhause. Er liebt den vertrauten Geruch. „Eigentlich könnte ich auf mein Wohnzimmer verzichten“, lacht er. Christa, seine Frau, zwinkert ihm ein Auge zu. “Man muss Dich halt nehmen, wie Du bist“, antwortet sie spontan. Die Zwei verstehen sich blendend. Sie wirken wie ein perfekt eingespieltes Team. Christa und Rudolf Olm kennen sich schon 60 Jahre. Beim aktiven Schwimmsport hat es gefunkt. 1963 standen sie vor dem Traualtar. Ein Blick zwischen ihnen verrät ihre Vertrautheit, ihre Zuneigung, ihre Liebe im Alter.

Der Arnsberger braucht seine Ruhe. „Morgens stehe ich vor dem Spiegel und sage zu meinem Gegenüber: “Tu Dir Ruhe an. Ich wasch Dich gleich“. Er kann wunderbar über sich selbst lachen. Das erleichtert ihm das Leben. „Nach dem Frühstück gehe ich in die Werkstatt. Ich liebe diesen typischen Geruch. In meiner Werkstatt herrscht eine übersichtliche Unordnung. Alles liegt griffbereit an seinem Platz“, sagt er. Er findet sich blind zurecht. Jeder Handgriff ist ein Treffer. Der Meister seines Fachs arbeitet am liebsten allein. Er steht im engen Dialog mit seinem Werkstück. Modelle entstehen. Erst auf dem Papier, in technischen Zeichnungen, im Detail. Die Statik muss passen! Es gibt fast nichts, was der frei schaffede Künstler nicht kann. Technische Herausforderungen sind seine Leidenschaft. Er kennt die Tricks und Kniffe. So kennen die Arnsberger ihn.

Als wir uns verabschieden, sagt er „Ich bin im Alter gelassener geworden. Habe aufgehört, die Welt zu verbessern. Ich lasse mich nicht mehr zwingen, etwas freiwillig zu tun. Lebe im Heute und Jetzt. Was morgen kommt weiß ich nicht. Schauen wir mal. Wenn ich mich gesundheitlich gut fühle, werde ich auch in den nächsten Jahren den Kunstsommer-Workshop: Bewegte Skulpturen anbieten".

Gut so! Danke lieber Rudi Olm für Ihre offenen Worte.

Autor:

Marita Gerwin aus Arnsberg

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