„Wir brauchen eine Perspektive!" - Ausbildungspaten gesucht!

Sie kommen aus schlechten Verhältnissen, sind emotional instabil, schwänzen die Schule oder haben sprachliche Probleme. „Wenn wir diesen Teenies helfen, bewahren wir sie davor, auf die schiefe Bahn zu geraten“, sagt „Chef“-Ausbildungspate Lothar Molin (73).

Lothar Molin muss es wissen. Der Neheimer war Ingenieur, später wechselte er als Ausbilder zum Kolpingbildungswerk. Den Umgang mit schwierigen Jugendlichen ist er gewohnt.
„In der neunten Klasse beginnt für die Schüler die Berufsorientierung. Viele von ihnen wissen zu dem Zeitpunkt noch nicht, welchen beruflichen Weg sie einmal einschlagen möchten“, sagt er, „in der zehnten Klasse gibt es dann häufig Frust, weil auf Bewerbungen nur Absagen kommen.“ Lothar Molin ist für seinen Schützling in solchen Momenten eine psychische Stütze.
In dem Projekt des Bildungsbüros HSK mit dem Titel „Ausbildungspaten“, das die Engagementförderung der Stadt Arnsberg gemeinsam mit der Grimmeschule leitet, begleiten ehrenamtliche Mentoren Hauptschüler auf ihrem Weg in den Beruf.
Ab der zweiten Hälfte des 9. Schuljahres bis zur Ausbildung oder dem Praktikum berät der Ausbildungspate bei der Berufswahl, motiviert, unterstützt, vermittelt zwischen Arbeitgeber und Auszubildenden.
„Wir suchen keine Sozialarbeiter, sondern Menschen, die offen sind und keine Probleme damit haben, Unternehmen anzusprechen“, beschreibt Petra Vorwerk-Rosendahl von der Geschäftsstelle Engagementförderung die Tätigkeit. „Vor allem ist es wichtig, eine hohe Frustrationstoleranz zu haben. Diese Jugendlichen werden von der Schule für das Projekt ausgewählt, weil sie aus verschiedenen Gründen schwierig sind.“

„Er ging über Tische und Bänke“

Neben Lothar Molin sitzt Charalambos (16). „Als ich den Jungen kennengelernt habe, ging er über Tische und Bänke“, erinnert sich Molin. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz standen für Charalambos schlecht, dann kam das Projekt Ausbildungspaten.
„Ich dachte, da kannst du doch mal hingehen und dir das ansehen“, erinnert er sich, „plötzlich hat es mir so gut gefallen, dass ich mich darauf eingelassen habe.“ Die Treffen zwischen Lothar Molin und „Chara“ fanden manchmal auch während des Unterrichts in einem Büro der Grimmeschule statt. Eben immer dann, wenn Bedarf war.

Nachhilfe in Mathe

„Und die Lehrer unterstützen das auch, das finde ich super“, sagt „Chara“. Für ihn hat es sich gelohnt, gerade hat er einen Ausbildungsvertrag bei Wesco als Facharbeiter für Lagerlogistik unterschrieben.
A. W. besuchte zunächst die Ruth-Cohn-Schule - zumindest gelegentlich. Angelos Leben war durch familiäre Spannungen aus den Fugen geraten, emotional war der 16-Jährige am Boden. Doch er begriff, dass es so nicht weiter gehen konnte. „Wir merkten, dass er lernen wollte, als er hier zur Probe war“, sagt der Schulleiter der Grimmeschule, Andreas Schauerte, „und weil er noch dazu sehr angenehm im Umgang ist, entschieden wir uns, ihm eine Chance zu geben.“
Angelo wurde von Ausbildungspate Jürgen Goseberg betreut. Goseberg war Ingenieur bei der Deutschen Bahn und befindet sich in Altersteilzeit. Der 63-Jährige bekam schnell einen Draht zu dem Schüler. „Man mag es kaum glauben, aber Angelo kannte damals nicht mal das kleine Einmaleins, er hatte in Mathe immer schlechte Noten. Ich habe ihm Nachhilfe gegeben, bis schließlich eine Drei unter der Mathearbeit stand“, freut er sich. Heute ist Angelo auf einem guten Weg, er hat einen Langzeit-Praktikumsplatz und die Chance auf eine Ausbildung.
Angelo und Charalambos haben es geschafft, doch aktuell warten mindestens zehn weitere Schüler auf „ihren“ Paten.
Weitere Informationen gibt Petra Vorwerk-Rosendahl unter Tel. 02932/ 201-1402.

Autor:

Manuela Lieflaender aus Menden (Sauerland)

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