Kindergartenschließung an den Eltern vorbei
Nein, so hatten sich das die Väter und Mütter der Kinder aus dem evangelischen Katharinen-Kindergarten nicht vorgestellt. „Spontan“ hörten sie jetzt von den Plänen zur Schließung der Einrichtung, die mit einem anderen Kindergarten der Gemeinde zusammengelegt werden soll.
„Die Pläne dafür sind schon beschlossene Sache“, klagt Britta Fischer, Mutter und Mitglied im Elternrat des Kindergartens. Vor wenigen Tagen habe man ihr - wie den anderen Eltern der Einrichtung auch - die Pläne zur Schließung einfach vor den Latz geknallt, beklagt sie sich auch im Namen der anderen Eltern.
Derer gibt es gar nicht so viele, jahrelang existiert die Einrichtung am Fresekenweg in Neheim mit nur einer Gruppe. „Wir hatten uns ganz bewusst dafür entschieden“, erklärt die Mutter, obwohl die ganze Familie eigentlich katholisch ist. Die Kinder, die hier in einer gemütlichen Gruppe untergebracht sind, hat das nie gestört.
Fresekenweg
Im nächsten Jahr soll Schluss sein: Bis zum August 2011 gibt die evangelische Kirchengemeinde Neheim der Einrichtung noch. Dann werden die Türen am Fresekenweg für immer geschlossen bleiben. „Man hat uns erklärt, dass eine Zusammenlegung mit dem Pauluskindergarten geplant ist“, so Britta Fischer. Hier solle dann nach dem bekannten Motto „aus zwei mach eins“ eine neue, modernisierte Einrichtung (in vorhandenen Räumen) entstehen, die auch einen neuen Namen bekommen solle.
„Man hat uns einfach vor vollendete Tatsachen gestellt“, so die Mutter. Auch die Umbaupläne für das neue Konstrukt habe man schon sehen können. Was alles noch unglaublicher macht: Erst im Herbst dieses Jahres, konkret im September, hatte man das 65-jährige (!) Bestehen der Einrichtung gefeiert.
Viele Eltern hatten sich bewusst für die kleine Einrichtung mit maximal 25 Kindern entschieden. Zudem im Einzugsbereich der Stadt viele Familien mit Kindern zu finden sind. Denen stünde ab August einiges im Wege. „Die Strecke zum Paulus-Kindergarten auf der Graf-Gottfried-Straße ist lang und nicht ungefährlich“, sagt Fischer. Und mit der ursprünglichen Gemütlichkeit am Fresekenweg sei es dann wohl auch vorbei.
„Bei einem kurzfristig einberufenen Treffen mit dem Pfarrer haben wir Eltern von den Plänen erfahren“, so Britta Fischer, „die vom Presbyterium angeblich erst vor wenigen Wochen beschlossen wurden.“ Antworten auf besorgte Fragen von Eltern habe es von der Kirchenführung aber nicht gegeben. „Wir sind einfach enttäuscht“, so die Mutter. Eine gemeinsame Lösung, um die Schließung doch abzuwenden, habe man gar nicht erst versucht.
Noch ist seitens der Stadt kein Geld frei gegeben, welches den Umbau in geplanter Form ermöglichen könnte. Einige Eltern hätten schon reagiert und ihre Kindern in anderen Einrichtungen angemeldet.
Ja, nach den aktuellen Zahlen und dem Weggang der Schulkindern wären vorerst nur zehn Kinder übrig geblieben, aber: „Meta Martin, unsere Leitung, hatte schon neue Anfragen“, so Britta Fischer. Ob sie selber mit ihrem Kind der evangelischen Einrichtung noch die Treue halten kann... „Wir wollen mit den anderen Eltern zusammen aber etwas Schriftliches haben“, sagt sie.
Dr. Udo Arnoldi, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Neheim, sieht sich dagegen zum Handeln gezwungen. „Wir können es uns nicht mehr leisten, die evangelischen Kindergärten in der bekannten Form zu unterhalten“, so Arnoldi zum Wochen-Anzeiger. Erst im Oktober habe es einen Überblick über den Haushalt der evangelischen Kirchengemeinden im Land gegeben, worauf hin die Landessynode am 27. November entschieden habe.
Nach einem komplizierten Finanzierungsschlüssel, so Arnoldi weiter, hätte die Gemeinde für die Kindergärten in den nächsten Jahren bis zu 45 Prozent der Kosten aus eigenen Mitteln aufbringen müssen, bei wegbrechenden Kirchensteuereinnahmen völlig unmöglich.
Über die bevorstehenden Pläne habe man zunächst nur mit den Leitungen und den Mitarbeitern gesprochen. Auch die Vorschläge der Eltern, nach gemeinsamen Finanzierungslösungen zu suchen, habe man aufgrund der zu erwartenden hohen Kosten nicht aufgreifen können. „Wir haben ja eine Spendenaktion für die Einrichtungen durchgeführt, aber das Geld reichte einfach nicht auf Dauer aus“, so der Pfarrer.
Außerdem, gab er zu bedenken, habe die evangelische Kirchengemeinde im Katharinen-Kindergarten über 65 Jahre hinweg eine Dienstleistung für Kinder anderer Konfessionen erbracht.
Autor:Frank Albrecht aus Arnsberg |
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